Montag, 2. August 2010

Italienischer Chic und niederbayerisches Herz - Glas 1300 GT von NEO in 1:43

Immer mehr Lücken in der Sammlung deutscher Autos der 50er und 60er Jahre werden geschlossen, NEO Scale Models liefert mit dem Glas 1300 GT von 1965 einen wichtigen Beitrag.

Die Firma Glas wollte wie bekannt in den 60er Jahren vom Landmaschinen- und Kleinwagenhersteller zum großen Autoproduzenten aufsteigen. Nach der Entwicklung eines interessanten Motors mit innovativem Zahnriemenantrieb für die obenliegende Nockenwelle zeigte sich das allzu hausbackene Design der 04-Reihe als nicht gerade förderlich. Deshalb beauftragte man den großen italienischen Karosserieschneider Pietro Frua, sowohl eine Mittelklasselimousine als auch ein Sportcoupé zu entwerfen, und so entstanden der 1300 GT und die 1500 (später 1700) Limousine. Beide Fahrzeuge waren absolut gelungen und gehörten zu den Sensationen der IAA 1963, wo unter anderem auch der Porsche 901, der Mercedes 600 und der DKW F 102 debütierten. Den 1500/1700 werden wir noch genauer beschreiben, wenn das angekündigte NEO-Modell auf dem Markt ist, hier geht es erst einmal um den 1300 GT.

Durch eine Radstandsverlängerung um 22 cm auf 2,32 m konnte man trotz der Verwendung der Komponenten der 04-Serie ganz andere Proportionen schaffen, und Pietro Frua gelang mit dem zierlichen Coupé mit langer Motorhaube, großen Fensterflächen und perfektem Fastback ein Meisterstück. Die Karosserien wurden übrigens in Italien bei der Firma Maggiora mit den aus Dingolfing kommenden Rahmenbodengruppen zusammengeschweißt, um dann zur Endmontage wieder über die Alpen nach Niederbayern transportiert zu werden. Technisch war der 1300 GT durchaus ansprechend, 75 PS sorgten für 174 km/h Spitze und 12,9 sec von 0 auf 100 km/h bei sparsamem Verbrauch, was für die Aerodynamik des Entwurfs spricht. Die Innenausstattung war liebevoll sportlich gestaltet, viel schwarz, sechs Rundinstrumente direkt im Blick des Fahrers, Dreispeichensportlenkrad und schalenförmige Sitze. 1965 gab es dann auch den 1700 GT mit dem Triebwerk der Limousine, die dank der Doppelvergaseranlage 100 PS erzeugte. Wegen der höheren Maschine benötigte man eine neue Motorhaube, die statt der zwei Zierleisten jetzt mit einer Ansaughutze versehen wurde. Der Einfachheit halber bekam auch der 1300 GT diese Haube, die Leistung stieg auf 85 PS, diese Serie ist das Vorbild des Modells. Auch ein Roadster-Cabrio wurde in geringen Stückzahlen produziert. NEO wird auch dieses Auto nachbilden. Insgesamt wurden 5376 Glas GT hergestellt, davon 363 Cabrios. Vom BMW 1600 GT, der ja die Frua-Karosserie übernahm, entstanden lediglich noch 1259 Stück, von denen zwei Cabrios waren.

Das Modell gehört zweifellos zu den besseren Kreationen der holländisch/chinesischen Marke NEO Scale. Die Gesamtform wirkt gefällig und gut proportioniert, wenn auch die Windschutzscheibe sich etwas weit nach vorne wölbt. Die rote Farbe steht dem 1300 GT ausnehmend gut. Bei Modelcarworld gibt es exklusiv ein 1700 GT Coupé in metallicblau, auch keine schlechte Wahl. Die Detaillierung ist sehr aufwändig, viele Ätzteile, Chrom und feinste Schriftzüge zeigen den hohen Standard des Modells. Beim Fotomuster ist die Verarbeitung bis auf die Zierleiste an der Motorhaube (siehe Foto) sehr gut, leider sah es bei einem zweiten Fahrzeug schlechter aus, wie eine solch windschief montierte Frontstoßstange die Qualitätskontrolle passieren konnte, bleibt ein Rätsel. Wie immer empfiehlt sich, so vorhanden, der Gang zum Fachhändler! Innen überwiegt schwarz, aber es ist alles nachgebildet, und Dreispeichenlenkrad und Cockpit sehen sehr schön aus. Die Felgen sind ok, die Reifenbreite ist für die im Original verwendeten 155 SR 14 überdimensioniert, was aber heutigen Gummiwalzenfetischisten nicht auffällt. Wenn jetzt vielleicht noch jemand den Machern in Holland oder China erklärt, wie deutsche Autokennzeichen aussehen, hätten wir einen Kritikpunkt weniger bei einem ansonsten schönen Modell.

Wir danken Alexander Schakow von Supercars in München für unser Fotomuster.

Text und Bilder: Rudi Seidel

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