Donnerstag, 13. Mai 2010

Mille Miglia bei Starline Models: Fiat Balilla Berlinetta und Lancia D20 in 1:43

Im Monatsabstand liefert Starline Models derzeit Neuheiten aus, die letzten beiden erfreuen natürlich besonders die Italien-Fans, während demnächst mit dem Opel Kapitän P2,5 ein von vielen langersehntes Modell auf den Markt kommen wird.

Lancia D 20 Coupé Pininfarina 1953

Nachdem Lancia anfangs der 50er Jahre schon mit mehr oder weniger seriennahen Aurelia Coupés große Erfolge erzielen konnte, z. B. 2. Platz bei der Mille Miglia, bekam Gianni Lancia, der Sohn des großen Vincenzo, Appetit auf mehr. Ein klassischer Rohrrahmen, ein V-Sechszylinder mit 2962 ccm, 217 PS, 4 obenliegenden Nockenwellen und Doppelzündung, ein Transaxle-Antrieb und innenliegende Trommelbremsen waren die Bausteine zu einem reinrassigen Renncoupé, dessen Aufbau bei Pininfarina entstand. Fünf dieser Fahrzeuge gingen bei der Mille Miglia 1953 an den Start, aber diverse Probleme verhinderten den großen Erfolg. Immerhin belegte Bonetto (606) den dritten Platz hinter Giannino Marzotto auf Ferrari und Fangio auf Alfa Romeo, Biondetti wurde mit der Startnummer 616 noch 8., der Rest fiel aus. Für Le Mans wurden die Motoren mit Roots-Gebläsen auf 260 PS gebracht, die Spitze von 219 km/h auf der Mulsanne-Geraden gegenüber 240 und mehr der Konkurrenz sprachen nicht für die Aerodynamik der Lancias, außerdem kam keiner der vier ins Ziel. Schon dort beschwerten sich die Fahrer über Saunatemperaturen im Cockpit, weshalb man eine zusätzliche Lüftungshutze ins Dach einbaute. Danach wurden alle D 20 in Spider umgebaut und als D 23 bezeichnet. Der große Erfolg kam mit dem weiterentwickelten D 24, mit dem Lancia die Carrera Panamericana 53, die Mille Miglia und die Targa Florio 54 gewinnen konnte, aber nicht die Sportwagen-WM. Zusammen mit dem Formel-1-Projekt verbrannte Gianni Lancia allerdings viel Geld, und das war einer der Gründe, die die Marke letztlich unter die Fittiche von Fiat brachte.

Das Modell entspricht dem Starline-Standard. Der Gesamteindruck ist gut, wenn auch die Seitenflanken etwas niedrig wirken und das Auto hochbeinig scheinen lassen. Die Zweifarben-Lackierung ist sauber und trennscharf aufgebracht, ebenso die Rennnummern und das allerdings recht große Pininfarina-Logo. Die Anbauteile sind guter Durchschnitt, chromumrandete Scheinwerfer mit sichtbarem Befestigungsloch in der Mitte, etwas grobe Wischer sowie zierliche Rücklichter ergeben zusammen mit den bedruckten Scheibenrahmen, Scharnieren und Griffen ein passables Finish, die Speichenräder sind die gewohnten Plastikfelgen, die wohl dem Kaufpreis geschuldet sind. Durch die geöffneten Schiebefenster sieht man ein einfaches, aber komplettes Cockpit, durch die Heckscheibe den riesigen Tank und das Ersatzrad, das aber weiter hinten platziert sein müsste. Am Unterboden sind nur einige Gravuren, die Auspuffendrohre sind eingesetzt. Trotz der genannten Schwächen stellt der D 20 eine schöne Ergänzung für die Lancia- oder Sportwagensammlung dar.

Starline bietet uns vier Versionen an: Das Präsentationsmodell ohne Nummern, von der MM 53 die Nummer 616 (8. Platz) und 635 (ausgefallen), sowie von Le Mans die Nummer 31, die am längsten fuhr, nämlich bis zur 18. Stunde. Während das Präsentationsfahrzeug beim Vergleich mit Fotos keine Schwächen zeigt, fallen bei den Rennautos doch einige Ungenauigkeiten auf. Die Nummer 616 hatte ebenfalls eine farblich abgesetzte Hutze auf der Haube, nach dem Grauwert könnte es rot gewesen sein, außerdem waren trotz der schlechten Lesbarkeit auch die Nummern auf dem Heck weiß. Bei der Le-Mans-Version wurden leider die Änderungen des Originals nicht berücksichtigt. Es fehlt die zusätzliche Lufthutze über der Windschutzscheibe, die hier geteilt sein müsste, genauso die Lederriemen für die Motorhaube, die Zusatzscheinwerfer und die deutlich unter den Schwellern sichtbare Auspuffanlage. Allerdings ist klar, dass bei Diecastmodellen dieser Preisklasse Formänderungen kaum zu realisieren sind, die Hersteller von Resineminiaturen haben es da leichter. Wer es genau nimmt, sollte auf die nackte Version zugreifen und eventuell noch etwas Geld in schöne Speichenräder investieren.

Fiat 508 S Balilla Berlinetta aerodinamica 1933

Mit dem Balilla Sport stellte Fiat 1933 einen wunderbaren kleinen Roadster auf die dünnen Speichenräder. Mit 995 ccm und 30, bzw. 36 PS waren 110 km/h möglich und die beiden Versionen Mille Miglia (mit Cyclewings) und Coppa d'oro (mit langen Kotflügeln und Trittbrettern) waren sozusagen der Alfa des kleinen Mannes. Rennerfolge blieben nicht aus, vom regionalen Bergrennen bis zur Mille Miglia reichten die Teilnahmen, und Tuner wie Siata in Italien oder Gordini in Frankreich frisierten den kleinen Vierzylinder konventionell oder mit Aufladung bis zum Äußersten. In kleiner Stückzahl entstand dann auch das Vorbild unseres Modells, die Berlinetta aerodinamica. Wenn man so manchen Alfa der Carozzeria touring oder auch französische Kreationen der 30er ins putzige Kindchenschema umsetzen würde, kämen wohl genau diese Linien heraus. Schräger Kühler, rundes Dach mit spitz auslaufender Heckpartie und bauchige Kotflügel entsprechen dem damaligen Stromliniengedanken. Wie der Prospekt auf einem der Fotos zeigt, wurden diese Sportmodelle auch in Deutschland angeboten. Fiat entwickelte die Coupés auf Balilla-Basis immer weiter, den Endpunkt stellte dann der 1100 S dar, den wir ja auch als Starline-Modell kennen.

Der Gesamteindruck dieser Miniatur ist wirklich erstklassig. Die geschwungenen Linien sind toll getroffen, keine Gussgrate oder Formtrennlinien stören. Die Lackierungen sind einwandfrei, der leicht mattere Glanz der Kotflügel aus Kunststoff fällt kaum auf und sieht eigentlich originalgetreuer aus als der Hochglanz der Karosserie. Kühlergrill, Scheinwerfer und die recht zierlichen Wischer sowie die bedruckten Zierleisten runden das Outfit ab. Durch die geöffnete Scheibe links sieht man einen einfach, aber komplett gestalteten Innenraum, vor allem die Taschen in den Türverkleidungen sind schön plastisch. Am Unterboden ist der Auspuff nachgebildet, und im lackierten Zustand kann man auch mit den Plastikspeichenrädern leben, vor allem die schönen Radkappen mit dem großen F und die profilierten Reifen gefallen gut.

Neben drei Farbvarianten, schwarz, rot (wie im Prospekt) und hellblau bietet man noch einen Mille Miglia-Teilnehmer an, der Balilla von Marazza/Benedetti fuhr 1936 (nicht 1935, wie auf dem Sockel der Vitrine steht!) mit Kompressor auf den 34. Platz gesamt und auf den dritten seiner Klasse. Leider habe ich bisher kein Foto des Autos gefunden, aber Farbe, Nummern und der mittige Zusatzscheinwerfer könnten durchaus richtig sein.

Wir danken der Firma Starline Models für die Unterstützung, die Modelle gibt es wie immer im guten Fachhandel oder direkt beim Webshop.

Text und Fotos: Rudi Seidel

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