Montag, 26. April 2010

Stromlinie für Le Mans - Porsche 907 Langheck von Schuco

Auf der Messe in Nürnberg konnten wir den Prototypen bewundern, für die Techno Classica in Essen hat Schuco nun vorab eine 300er Serie des Porsche 907 Langheck als Sondermodell produziert. Vom späteren Serienmodell unterscheidet sich die Essen-Edition durch die Verschmutzung nach dem Einsatz.

Zur Historie: der 907 wurde 1967 fast parallel zum 910 entwickelt, Ferdinand Piech, der damals bereits für die Rennabteilung verantwortlich war, wollte ein aerodynamisch optimiertes Fahrzeug, um in Le Mans bessere Chancen zu haben. Deshalb wurde eine extrem schlanke Karosserie auf dem nur in Details veränderten 910-Fahrgestell konstruiert, und besonders die Langheckausführung wirkte mit ihrer schlanken Silhouette, dem extrem kleinen Querschnitt und den minimierten Lufteinlässen und kaum vorhandenen Spoilern eher wie ein Rekordfahrzeug. Im Rennen 1967 erreichte der 907L mit dem überarbeiteten Sechszylindermotor aus dem 911 auf der Mulsanne-Geraden 302 km/h, ein Spitzenwert für einen Zweiliterwagen. Rindt/Mitter fielen leider nach sechs Stunden und 40 Minuten mit überdrehtem Motor aus, das Schwesterfahrzeug von Siffert/Herrmann wurde mit einem Schnitt von 201,273 Km/h glänzender 5. hinter zwei Ford Mk IV und zwei Ferrari P4, ein Verbrauch von nur 14,51 Liter/100 km führte zum Sieg im Index de Performance, der in Frankreich fast so wichtig wie der Gesamtsieg war. Le Mans blieb 1967 das einzige Rennen für den 907 Langheck, im nächsten Jahr wurden weiterentwickelte Fahrzeuge mit dem 2,2 Liter Achtzylinder eingesetzt, und dann kam bald der 908, der das Hubraumlimit von 3 Litern ausnutzen sollte. Dem 907 war also keine allzu lange Karriere beschieden, aber er ermöglichte Porsche erstmals die Chance auf Gesamtsiege auch auf Hochgeschwindigkeitskursen und leitete damit die Entwicklung ein, die letztlich im 917 gipfelte.

Zum Modell: Der erste Eindruck ist zwar hervorragend, aber leider entspricht die Windschutzscheibe und die Dachlinie nicht dem 67er Modell, sondern der Version des nächsten Jahres. Die Fenster und die Scheinwerferabdeckungen sind bündig eingepasst, die Lackierung glänzt und ist fein aufgetragen, der Schmutzeffekt wirkt vor allem im Frontbereich realistisch. Ein filigraner Wischer, eingesetzte Rücklichter, Tankverschluss und Notschalter sowie sauber aufgebrachte Porsche-Logos und Rennnummern vervollständigen das Bild einer sehr detaillierten Miniatur. Auch der schwer einsehbare Innenraum mit Hosenträgergurt, Innenspiegel, Schalensitzen und Lenkrad wirkt perfekt, die schwarz lackierten Felgen mit silbernen Zentralverschlüssen sind mit passenden Reifen bestückt. Am Fahrzeugboden sind die Radaufhängungen, die Motorunterseite und die Auspuffanlage nachgebildet. Lediglich die nur als Chromteile nachgebildeten Scheinwerfer unter den Abdeckungen entsprechen nicht ganz dem Niveau des Modells.

Eigentlich ein fast perfektes Modell für die Porsche-Sammlung!? Aber wie war das? In allen mir bekannten Quellen (Ludvigsen, Boschen/Barth, Wieselmann in AMS 13/67, porsche.com) wird der 907 Langheck als Sechszylinder beschrieben. Der Kurzheck hingegen besaß den Achtzylinder, eine Weiterentwicklung der Formel 1-Maschine des 718. Das Schuco-Modell besitzt einen Achtzylinder! Dazu kommt noch die falsche Dach- und Windschutzscheibenform. Es bleibt der Schluss, dass die Entwickler Details von zwei Autos zu einem Modell zusammengeführt haben. Für eine 68er Version müsste man aber noch einige Details verändern, z. B. den vorderen Lufteinlass.

So bleibt leider ein zwiespältiger Eindruck und das Gefühl einer verpassten Chance für ein Topmodell zu einem guten Preis und die Frage an den Hersteller, wie es zu solchen Fehlern kommen kann, wenn alle Informationen für jedermann zugänglich sind.

Fotos und Text: Rudi Seidel, vielen Dank an unseren Leser Christian Weingärtner für die weiterführenden Hinweise

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