Freitag, 29. Juni 2007

Very special - Bentley Speed Six Blue Train Special, Minichamps, 1:18

Der schwerreiche Finanzier Woolf Barnato war einer der legendären "Bentley Boys" und siegte 1928, 1929 und 1930 in Le Mans - jeweils am Steuer eines Bentley. Dem Unternehmen von W. O. Bentley war Barnato seit 1925 als Geldgeber und Chairman verbunden und seiner Unterstützung sind die erfolgreichen "Speed Six"-Renner zu verdanken, wie auch der legendäre "Blower", dessen Minichamps-Modell wir vor Kurzem ebenfalls vorstellen konnten.

Einen der "Speed Six" ließ sich Barnato vom Londoner Karosserieschneider Gurney-Nutting mit einer raffinierten Coupé-Karosserie versehen, die mit ihren extrem schmalen Seitenscheiben, der hochaufragenden Front und dem fast schon strömungsgünstigen Heck schon im Stand trotz der enormen Größe sehr sportlich und schnell wirkt. 1930 ließ sich Barnato auf eine gewagte Wette ein. Er behauptete, mit seinem Bentley schneller von Cannes nach London zu gelangen, als der Schnellzug "Le Train Bleu" von Cannes nach Calais brauchen würde. Beide starteten um 17:30 Uhr in Cannes, am nächsten Tag traf Barnato um 15:20 Uhr an seinem Gentlemen's Club in London ein, vier Minuten vor der Ankunft des Zuges in Calais. Er hatte seine Wette gewonnen.

200 Pfund brachte der Sieg Barnato ein. Für diesen Betrag kann man sich heute noch nicht einmal das Modell des Siegerautos aus dem Hause Minichamps leisten, denn bei guten Fachhändlern liegt das hier abgebildete Modell bei knap 300 EUR. Das hat nichts mit gierigen Händlern zu tun, sondern liegt an einer strammen Preiserhöhung von Bentley. In meinem Bericht über den Blower habe ich den Preis noch ein wenig verdrängt, aber jetzt ist die Schmerzgrenze weit überschritten. Liebe Bentley-Produktmanager: So geht's nicht.

Das Modell ist an sich sehr schön und überzeugt aus jedem Blickwinkel mit liebevollen Details. Der Kunstlederbezug der Karosserie wird - wie beim Blower - mit mattem Lack nachgeahmt und der Innenraum ist reich detailiert, wie auch der große Sechszalindermotor unter der langen Haube. Die Räder sind filigran und der Koffer am Heck öffnet sich, um den Blick auf die Bordwerkzeuge freizugeben. Ein zweifellos sehr schönes und qualitativ hochwertiges Modell.

Aber, so leid es mir tut, ich kann nicht verdrängen, dass ich für knapp 100 EUR weniger einen Mercedes SSKL aus dem Hause CMC bekomme, der den Bentley weit in den Schatten stellt. Womit rechtfertigt Bentley diese exorbitanten Preise, für die ich ein sehr gutes Minichamps-Modell in schicker Verpackung bekomme, das aber mit der High-End-Konkurrenz nicht mithalten kann?

Sorry, Bentley, I'm not amused.

Wir danken Menzels Lokschuppen für unser "Fotomodell".

Text und Fotos: Georg Hämel

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