Freitag, 18. Dezember 2009

Kompakter Kombi: Fiat 500 Giardiniera 1960 von Norev in 1:18

Schon wieder ein Geheimtipp von Norev: Der kleine Kombi auf Basis des Fiat 500 wird die Sammlerherzen im Sturm erobern.

Mit Recht: Die Umsetzung ist rundum gelun-gen und überrascht mit Detaillösungen, die in dieser Preisklasse normalerweise nicht zu erwarten sind. Beispiele gefällig? Bitte sehr: Der luftgekühlte Zweizylindermotor Reihenmotor ist wie beim Original als Flachtriebwerk umgerüstet und liegt um 90 Grand nach rechts geneigt unter der Ladefläche. Seine Kühlluft erhält er über die großen hinteren Lufteinlässe in den Dachsäulen über lange Lüftungskanäle. Der Laderaumboden lässt sich hochklap-pen, um das sorgfältig kolorierte und gut verkabelte Aggregat samt grüner Zündspule und pfannenförmigem Luftfilter genau betrachten zu können. Es ist auch nicht einfach als Relief von oben und unten nachgebildet, sondern mit zahlreichen Bauteilen dreidimensional in den Motorraum gehängt – wie beim großen Vorbild.

Auch der Unterboden kann sich sehen lassen. So ist die vordere Querblattfeder als eigenes Bauteil eingesetzt, und an der Hinterachse lassen sich die Radaufhängungen und die beiden fortschrittlichen Schraubenfedern be-sichtigen. Lediglich die aufdringlichen vier Löcher der Verpackungsverschraubung stören – wie bei vielen Modellautos, seit die Unterböden insgesamt deutlich besser geworden sind.

Zu den weiteren Funktionalitäten zählt die umklappbare Rücksitzlehne, die vorn pastellfarbene Polster und hinten die praktische schwarze Gummimatte trägt.

Die „Selbstmörder“-Türen hängen an ebenfalls originalgetreuen, außen angebrachten Scharnieren, die den weiten Öffnungswinkel ermöglichen. Die gleichen Scharniere finden sich an der großen Heckpforte, die nach links aufschwingt und über eine separate Innenverkleidung verfügt. Die Türen bleiben übrigens bis zur Produktionseinstellung 1976 hinten angeschlagen, während bei der 500 Limousine bereits 1965 der Wechsel auf die übliche Öffnung vollzogen wird.

Unter der vorderen Haube ist der schwarze 21-Liter-Blechtank samt verchromtem Tankverschluss und dem silbern bemalten Tankgeber platziert. Außerdem gibt es zusätzlichen Gepäckraum mit 150 Litern Volumen. Hinzu kommt das Reserverad, dass Norev wieder – wie bereits beim Mercedes-Benz 190 SL und dem 280 SE Coupé und Cabriolet – als halbes Bauteil andeutet. Nun denn, irgendwo schlägt auch hier der Sparteufel zu.

Wobei wir gleich beim zweiten Kritikpunkt wären: Der Fahrerfußraum ist durch den zu großen Radkasten (schafft den Platz für die Lenkbarkeit der Vorderräder) stark eingeschränkt, wodurch die Pedalerie weit nach rechts gerückt ist. So schief kann kein Mensch Auto fahren. Zwar ist auch beim Original die Sitzposition licht schräg, aber längst nicht stark.

Als Trost kann die elegante Farbkombination des Erstlings in dem vornehmen Dunkelblau mit den frech hellrosa/weißen Polstern dienen. Die L-Ausführung (für Luxus) ist zudem an dem reichlich verwendeten Chromschmuck, dem weißen Lenkrad, Weißwandreifen, ver-chromten Radkappen und den kleinen seitlichen Chrom-Zierleisten zu erkennen. Das große, zurückgeschlagene Faltdach ist innen mit weißem Stoff verkleidet und ermöglicht tiefe Einblicke in das Passagierabteil.

Die Miniatur verfügt wie das Original nicht nur über den flach gelegten Motor, sondern auch über zehn Zentimeter mehr Radstand und wuchs insgesamt um 21 Zentimeter auf eine Gesamtlänge von 3,18 statt 2,97 Metern. Dieses Wachstum sorgte für sehr ordentliche Platzverhältnisse für vier Personen oder bis zu 800 Liter Laderaumvolumen. Allerdings reichten die 17,5 PS des 0,5-Liter-Motörchens bei voller Besatzung und Beladung für eher besinnliche Fahrleistungen und Lehrstunden in Geduld. Der Normverbrauch ist mit 5,7 Litern je 100 Kilometer aber noch durchaus zeitgemäß.

Das Original wurde von 1960 bis 1976 rund 170.000 mal fast unverändert gebaut, ab März 1971 bei Autobianchi mit entsprechend anderem Firmenzeichen. Möge dem Norev-Modell eine ähnlich lange Lebenszeit beschieden sein. Und viele Geschwisterchen mit verblechten hinteren Seitenfenstern und lustigen Werbeaufschriften. In Deutschland war der Kombi übrigens nur bis 1965 erhältlich – zum Preis von anfangs 3750,-- bis später 3.990,-- DM.

Text und Fotos: Sebastian Gierich

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