Donnerstag, 3. Dezember 2009

Charmanter Außenseiter: Citroën Ami 6 von Norev in 1:18

Den skurill geformten Viertürer hat Norev kongenial und preiswert umgesetzt. 1961 wollte Citroën mit dem Ami 6 dem bereit in die Jahre gekommenen 2 CV eine modernere Alternative zur Seite stellen, die das angeblich anspruchsvollere Großstadt-Publikum anlocken sollte. Der heulende Zweizylinder-Boxermotor mit 22 PS und der Plattformrahmen waren identisch, die wild zerklüftete Karosserieform sollte die damalige Avantgarde repräsentieren. US-Vorbilder und der britische Ford Anglia verrieten aber die Blaupausen, an denen sich die Franzosen orientiert hatten.

Dem Erfolg tat dies keine Abbruch, denn der Ami 6 entwickelte sich über die Jahre kontinuierlich weiter zum Kombi und zum gefälligeren Ami 8 mit bis zu 54 PS. Auf diese Weise überlebte die Modellfamilie bis 1977 im Modellprogramm.

Der Norev-Miniatur sei eine ähnlich lange Lebensdauer gegönnt, denn sie darf als echter Geheimtipp gelten im übervollen Reigen der sonst üblichen Supersportwagen im Maßstab 1:18. Das vorbildgetreu seltsam geformte Dach garantiert fürstliche Kopffreiheit im Fond. Es ist aus Kunststoff gefertigt und separat montiert, so dass sich leicht die zweifarbige Lackierung realisieren ließ.

Die wild zerklüftete Motorhaube (hat da jemand neuer BMW 5er gesagt?) ist ebenso genau wiedergegeben wie die breiten Blechfalze in den Flanken. Motrorhaube, Kofferraumklappe und die vorderen Türen sind beweglich. Die hinteren Türen bleiben leider geschlossen, um Kosten zu sparen.

Als Ausgleich funktioniert die Federung mit langen Federwegen besonders weich, so dass große Spielkinder wundervolle Schräglagen auf den Wohnzimmertisch zaubern können. Die Längslenker schwingen dabei im Takt mit.

Die Miniatur gefällt außerdem mit der raffiniert konstruierten Motornachbildung, die zwar nur als Relief von oben und unten gestaltet ist, aber mit guter Kolorierung und dem separaten Ersatzrad punktet, das mit einem weichen Gummiriemen an seinem Platz gehalten wird. Den Luftfilter könnten unbedarfte Betrachter auch für einen Haarfön halten... Und hinter dem Kühlergitter ist sogar der große Kühlerventilator zu erspähen.

Der große Chrombügel vorn ist indes viel zu protzig und bei diesem frugalen Auto einfach unangebracht. Da genießt der Sammler schon lieber den unverkleideten Kofferraum, der erstaunlich viel Platz auf lackiertem Blech bietet.

Das Interieur verströmt den unverwechselbaren und sehr französischen Zeitgeist mit viel Platz und reichlich Ablageflächen. Die unvermeidbare (und bis heute geniale) Krückstockschaltung ermöglichte freien Durchgang vorn und war leicht zu bedienen – warum feiert diese geniale Lösung eigentlich keine Renaissance? Die Polsterknöpfe der Sitzbänke vorn und hinten wirken dann schon fast wieder dekadent.

Summa summarum ein absolut liebenswertes Modell, Chapeau!

Text und Fotos: Sebastian Gierich

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