Montag, 14. September 2009

Klassenziel verfehlt - Aston Martin DBR1 von Shelby Collectibles, 1:18

Für mich war es eine der größten Überraschungen auf der Nürnberger Spielwarenmesse, als Shelby Collectibles ein Modell des Aston Martin DBR1 Rennsportwagens aus 1959 ankündigte, hatten sich die Amerikaner doch bislang ausschließlich den Fahrzeugen gewidmet, die ihr Namensgeber Carroll Shelby mit Tuningmaßnahmen bedacht hatte. Aber der DBR1 macht im Shelby-Programm natürlich viel Sinn, denn vor 50 Jahren errang Carroll Shelby gemeinsam mit Roy Salvadori am Steuer dieses Autos einen seiner größten Siege: den Triumph bei den 24 Stunden von Le Mans! Grund genug für Shelby Collectibles, sich bei diesem Modell besonders ins Zeug zu legen.

Leider, und das muss direkt in aller Deutlichkeit gesagt werden, leider haben sie es nicht getan. Der Aston Martin DBR1 von Shelby Collectibles enttäuscht in fast allen Bereichen. Der erste eklatante Fehler des Modelles ist, dass es nicht den Le-Mans-Siegerwagen nachbildet, sondern einen DBR1, wie er im sonstigen Saisonverlauf eingesetzt wurde. Für die Hochgeschwindigkeitspassagen in Le Mans hatte Aston Martin den DBR1 mit einer veränderten Karosserie versehen, die Abdeckungen über den Hinterrädern aufwies und auch an den Vorderrädern deutlich tiefer gezogen war. Die Abdeckung des Beifahrersitzes war aus transparenten, dünnem Kunststoff, da fällt schon kaum mehr ins Gewicht, dass die Schriftart der Startnummern falsch gewählt ist.

Nun ist allerdings zu erwähnen, dass der Le Mans-Sieger im späteren Saisonverlauf wieder die ursprüngliche DBR1-Karosserie bekam (und sie bis heute trägt), bildet das Shelby-Modell also den restaurierten Siegerwagen nach? Nein, nicht wirklich, denn auch hier gibt es zahlreiche Unstimmigkeiten. Während die Form des DBR1 für einen Nicht-Le-Mans-Wagen recht gut passt, sind die Räder des Modelles einfach eine Katastrophe. Die Felgen ähneln eher Produkten aus dem Hause BBS als Drahtspeichenrädern, die Reifen wären für Shelbys Cobra vielleicht passend, aber am DBR1 sind die breiten Walzen völlig deplaziert.

Positiv ist festzustellen, dass alle Türen und Hauben zu öffnen sind, schön auch die abnehmbare Persenning über dem Beifahrersitz. Das Interieur selber präsentiert sich dann weniger erfreulich in schwarzem Plastik, während es doch eigentlich größtenteils in unlackiertem Metall gehalten sein müsste - also zumindestens silbern gespritzt. Der Boden ist auch noch strukturiert, als sollte er Teppich nachahmen - der beim Vorbild nun wirklich nirgendwo zu finden war. Schön hingegen die Instrumente am korrekten schwarzen Armaturenbrett, die weiteren Schalter könnten ein bisschen silberne Farbe vertragen, um sie hervorzuheben. Das Lenkrad mit verchromten Speichen ist nicht korrekt, die Speichen der Renn-Aston waren dunkel eloxiert, ebensowenig waren die Sitze des Originales schwarz, vielmehr trugen sie einen blassgrünen Stoffüberzug. Der Feuerlöscher mag für ein restauriertes Auto korrekt sein und bringt zumindestens Farbe ins Cockpit.

Unter der hinteren Haube findet man dann tatsächlich eine silbern lackierte Fläche und einige Technikdetails des Vorbildes - schön gemacht! Erfreulich auch die recht filigranen Haubenverschlüsse und winzigen Startnummernbeleuchtungen, die sich auch an der Motorhaube finden lassen - und wenn diese geöffnet wird, erleben wir eine Überraschung der angenehmen Art! Den Reihensechszylindermotor, der Shelby und Salvadori durch seine Zuverlässigkeit den bis heute einzigen Le-Mans-Gesamtsieg ermöglichte, inszeniert Shelby Collectibles mit einer Vielzahl von Details, die dem Betrachter die Frage aufdrängt, warum sie den Rest des Modelles so stiefmütterlich behandelt haben? Da finden sich hauchdünne Kabel, alle Nebenaggregate sind da und auch wenn an einigen Stellen weniger Chromoptik wünschenswert gewesen wäre, so kann sich das Motorabteil dennoch rundum sehen lassen.

Schade, dass der Rest des Modelles hier nicht mithalten kann. Keine Nummernschilder, obwohl jeder Le-Mans-Aston natürlich solche trug, das AM-Logo an der Front ein Desaster, die seitlichen Luftauslässe nicht durchbrochen... Unschön auch die simpel aufgedruckten Lufteinlässe neben dem Kühlergrill - in Le Mans waren hier übrigens Zusatzscheinwerfer zu finden. Kleinigkeiten, sicher, aber in der Summe ergibt sich ein Bild, das darauf hindeutet, dass man bei Shelby Collectibles nicht mit der notwendigen Sorgfalt vorgegangen ist, die man bislang bei allen Modellen dieses Herstellers durchaus feststellen konnte. Wenn man sich im Vergleich dazu anschaut, welch exzellente Arbeit Yatming bei seinen Aston Martin-Modellen für knapp die Hälfte des Preises bietet, dann erscheint der Shelby-DBR1 noch mehr als eine herbe Enttäuschung!

Text und Fotos: Georg Hämel

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