Montag, 7. September 2009
Art Déco für die Rennstrecke - Peugeot Darl'mat 302 Le Mans 1937 von Norev, 1:18
Emile Darl'mat betrieb seit den 20er Jahren eine Handelsvertretung für Peugeot-Automobile in Paris. Ein besonderes Interesse hegte er für den Motorsport und als Peugeot 1936 den neuen 302 vorstellte, sollte dieser als Basis für das nächste Projekt dienen. Darl'mat wollte einen Sportwagen bauen, der möglichst auch im Rennsport Erfolge einfahren sollte. Das neue, kurze Chassis des 302 erschien ihm dafür perfekt geeignet, als Motor sollte das stärkere 2-Liter-Aggregat aus dem 402 zum Einsatz kommen. Pourtouts Designer Georges Paulin, der schon für alle anderen Darl'mat-Konstruktionen die Karosserien entworfen hatte, war als großer Freund stromlinienförmiger Fahrzeuge der richtige Mann für den Entwurf eines Rennwagens und zeichnete er eine sehr flache und strömungsgünstige Linie, die ausgiebig im Windkanal getestet wurde.
Auch dieses Projekt stieß in Sochaux auf Interesse und Peugeot bot Darl'mat die Unterstützung durch einen ihrer Chef-Ingenieure an. Erstmalig gewährte man Darl'mat auch das Recht, seinen eigenen Namen für die Typenbezeichnung zu verwenden. Ende 1936 waren die ersten Exemplare des Peugeot 302 Darl'mat Special Sport vollendet und konnten getestet werden. Paulins Formen waren atemberaubend, besonders interessant erschienen die runden Luftauslässe der Motorhaube im Art-Déco-Stil, der sich durch die ganze Gestaltung zog. Das Auto kam bei allen Verantwortlichen so gut an, dass man beschloss, eine begrenzte Stückzahl von Fahrzeugen auch für den Straßeneinsatz zu bauen.
Für die 24 Stunden von Le Mans 1937 baute man drei Fahrzeuge, die den Langstreckenmarathon überaus erfolgreich beendeten. Alle drei Renner erreichten das Ziel und verpassten nur knapp den Sieg in ihrer Klasse. Ermutigt von diesem Erfolg startete man 1938 mit überarbeiteten Versionen und konnte nun die Klasse für 2-Liter-Fahrzeuge gewinnen. Der Erfolg der Rennwagen beflügelte den Verkauf der Straßenfahrzeuge, zwischen 1937 und 1939 wurden knapp 100 Wagen ausgeliefert. Bis heute gilt das Ergebnis der Kooperation von Darl'mat, Pourtout und Paulin als einer der schönsten Peugeot aller Zeiten.
Kein Wunder also, dass Norev dieses Auto für geeignet hielt, es im Maßstab 1:18 nachzubilden. Die Franzosen, die ihre Vorbilder ja gerne mal abseits ausgetretener Modellpfade suchen, haben dementsprechend auch viel Herzblut in das Modell des Darl'mat Special Sport gesteckt. Auf den ersten Block überzeugt die Linienführung der in kräftigem Blau gehaltenen Roadster-Karosserie. Paulins Art-Déco-Design wurde makellos in den Maßstab 1:18 übertragen und kann auch "en miniature" aus jedem Blickwinkel gefallen. Natürlich sind die runden Luftauslässe ebenso zu finden, wie der aufwändig nachgebildete Chromkühlergrill, der überraschend filigran ausgefallen ist und natürlich auch ein bedrucktes "302"-Typenschild trägt. Sehr gelungen auch die exakt aufgebrachten Drucke für Zierlinien und die roten Flächen an der Front. Die Haltegurte der Motorhaube sind lackiert und bedruckt, wirken aber dennoch etwas plastikhaft.
Dasselbe gilt auch für die Sitze im Innenraum, versöhnen kann da aber das schön nachgebildete Armaturenbrett mit filigranen Instrumentendrucken und winzigen, ebenfalls bedruckten. Schaltern. Das riesige Lenkrad könnte filigranere Speichen vertragen, aber für die Preisklasse unter 50 EUR kann sich das Cockpit sehen lassen. Dasselbe gilt mit Abstrichen für den Motorraum - den ich zwar inspiziert, aber nicht fotografiert habe. Asche auf mein Haupt. Der geneigte Leser muss mir also glauben, dass sich unter der öffnenden Haube ein überraschend kleiner Motor verbirgt, der zwar kundig eingefärbt ist, aber nur wenige Details bietet. Kabel und Schläuche könnten hier Wunder wirken.
Norev bietet das Modell auch noch als - sehr schöne - Straßenvariante in Coupéform an. Beide Darl'mat-Miniaturen sind dem Preis angemessene, gut nachgebildete Modelle ohne jegliche "High-End"-Ambitionen. Es ist sehr erfreulich, dass Norev mit diesen Modellen eine weiter Nische im Modellmarkt füllt. So kann es weitergehen!
Unser Fotomuster wurde uns freundlicherweise von Menzels Lokschuppen zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlichst für die Unterstützung!
Text und Fotos: Georg Hämel