Sonntag, 28. Juni 2009

Spektakuläres aus den 50ern: Borgward Traumwagen von Premium Classixxs in 1/43

1955 sollte er der Hingucker auf der IAA sein: Der Borgward Traumwagen, ein Viersitzer im Stile der amerikanischen Dreamcars, leider kam es anders; dafür kann sich der Modellautosammler jetzt eine Replik in die Vitrine stellen. Verantwortlich dafür ist Premium Classixxs mit seiner Unique-Serie, in der man besondere Autos in kleiner Stückzahl aus Resine fertigen lässt. In diesem Fall wird es je 750 Modelle in Alu und 750 in gold geben, der Preis beträgt wie üblich rund 70 Euro.

Bei einem solchen Exoten wollen wir zuerst die Historie betrachten. Dazu eignet sich bestens der Band 12 der Reihe „Autos aus Bremen“ von Peter Kurze, der sich mit den Prototypen und Kleinserien des Borgward-Konzerns befasst. Der damalige Leiter der Sonderentwicklung Dipl. Ing. Erich Übelacker wollte ein Versuchsfahrzeug für Tests mit einer neuen Motorengeneration und konstruierte den futuristisch aussehenden „Traumwagen“ mit Frontantrieb, selbstentwickelten Scheibenbremsen, Aluminiumaufbau und aufklappbarer Plexiglaskuppel, der mit verschiedenen Boxermotoren von 2 bzw. 2,5 Liter Hubraum bestückt wurde. Man erprobte Saugrohr-Einspritzanlagen, aber auch Vergaser. Der wohl ziemlich eigensinnige Übelacker verzichtete auch auf Scheibenwischer, was sich bei den ab April 1955 erfolgten Testfahrten aber als nicht realistisch herausstellen sollte. Ebenso bildete er sich ein, das Fahrzeug in gold eloxieren zu lassen, eine undurchführbare Idee. Die offizielle Premiere hätte auf der IAA im September stattfinden sollen, leider wurde der Traumwagen aber am 26. August bei einer Testfahrt wegen Bremsversagens an einen Baum gesetzt und erheblich beschädigt. Die Bremsen waren wohl nicht ausgereift. Für die Ausstellung war die Zeit zu knapp, später wurde der Traumwagen allerdings repariert und umgebaut; unter anderem mit gestutzten Seitenleitwerken und einer komplett aufklappenden Kuppel. Ende der 50er Jahre verlor sich seine Spur, nachdem ein Zeitzeuge das Auto noch im LKW-Werk Osterholz-Scharnhorst zu sehen bekam.

Für einen Modellautohersteller ist es natürlich eine Herausforderung, ein Modell nur nach Fotos zu erstellen, da wohl keinerlei Daten oder Konstruktionszeichnungen existieren. Auf den ersten Blick hat man aber erfolgreich gearbeitet. Der Traumwagen sieht imposant aus, bewundernswert das Finish der unlackierten Alubleche und die Präzision, mit der die Kanzel und die Rahmen ausgearbeitet sind. Auch der Oberflächenunterschied zwischen Schwellern und Türen, Kotflügeln sowie Flossen ist perfekt dargestellt. Dazu kontrastieren die goldfarbigen Seitenleisten und die rot/weißen raketenförmigen Abschlüsse der Seitenleitwerke. Die Scheinwerfer sind mit klaren Abdeckungen versehen, auf den bekannten Fotos sieht man immer Aluabdeckungen; und auch der Kühler differiert beim Modell mit einem fotogeätzten Gitter vom Original, wo man Zusatzscheinwerfer und senkrechte Luftleitbleche entdeckt. Aber wer kann schon genau wissen, wie oft der Traumwagen umgebaut wurde . . .

Die Rückseite wird natürlich von den Flossen dominiert, aber das schmale Fließheck mit dem Probefahrtkennzeichen und dem sichtbaren Ersatzrad sowie einem zentral angeordneten Auspuff wirkt auch so ziemlich extravagant. Die Kuppel mag im Vergleich zu den Fotos etwas zu hoch wirken, trotzdem ist das Modell insgesamt sehr beeindruckend. Die Innenausstattung ist hübsch ausgeführt, über die Vorbildtreue kann man auch hier keine Aussage machen, lediglich das Lenkrad sollte wesentlich höher stehen. Von den Rädern sieht man formbedingt nicht viel, zumindest waren die Felgen auch beim Original gold lackiert.

Auch wenn wohl etwas Phantasie für die Erstellung des Traumwagens notwendig war, sind wir vom Ergebnis begeistert. Wenn man in der Vitrine Platz für extreme Fahrzeuge hat, sollte der Borgward Prototyp auf keinen Fall fehlen. Aufgrund der Originalität raten wir zur alusilbernen Variante, von der die 750 Exemplare bei diesem Preis-Leistungsverhältnis und der perfekten Verarbeitung nicht sehr viel erscheinen.

Wir danken Alexander Schakow von Supercars für unser Fotomodell.

Text und Fotos: Rudi Seidel

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