Mittwoch, 6. Mai 2009
Lancia-Welle von Minichamps: Beta HPE und Coupé in 1/43
Minichamps präsentiert in den kommenden Wochen alle angekündigten Lancia-Beta-Modelle. Zuerst kam der Beta HPE auf den Markt, dem dann das Coupé folgte. Wir werden diesen Artikel mit den weiteren Versionen ergänzen.
Nach der Übernahme durch Fiat und der Einführung des Modells Beta mit vielen Komponenten aus dem Baukasten der großen Mutter war man bestrebt, das Programm wie gewohnt mit sportlichen Varianten auszubauen. So entstand nach dem Coupé 1975 der Sportkombi HPE (=High Performance Estate), beide mit dem Design von Pietro Castagnero, dem Schöpfer des Fulvia Coupé. Die Leichtmetallfelgen stammen ebenfalls von Castagnero, wobei er sich vom Bugatti 35 inspirieren ließ. Nach dem Volvo 1800 ES und dem Reliant Scimitar erreichte die Form des Sportkombi durch diesen Lancia eine weitere Verbreitung. Im Gegensatz zum kürzeren Coupé baute der HPE auf dem Radstand der Limousine auf, was ihm eine elegante und gestreckte Linie gab. Dank der umklappbaren Sitze war der Innenraum sehr variabel und durch die große Heckklappe gut zu beladen. Wie bei Lancia üblich, gab es mehrere Bauserien, die sich optisch vor allem durch Kühlergrill, Scheinwerfer und Motorhaube unterschieden.
Minichamps hat für seine Modelle die 3. Serie, produziert von 1978 - 1981 gewählt, das heißt Doppelscheinwerfer im schwarzen Grill mit unteren Chromleisten, höhere Haube und verbesserte Sitze und Armaturenbrett. Motorisiert waren Coupé und HPE mit den üblichen Fiat-Doppelnockenwellenmotoren von 1,6 oder 2,0 Litern und 102 respektive 115 PS. Der Kompressormotor "Volumex" war der 4. Serie vorbehalten, und damit endete 1984 die Geschichte des Lancia Beta. Leider litten vor allem die ersten Baujahre unter extremen Rostproblemen, vor allem an Federbeinaufnahmen und Motoraufhängungen, so dass viele Betas bereits nach wenigen Jahren ausgemustert werden mussten. Damit wurde der Ruf der Marke sehr geschädigt, was die damals vom Werk angebotenen Verschrottungsprämien nicht mehr beheben konnte. Die überlebenden Exemplare sind jedenfalls auf dem Weg zum Klassikerstatus, auch wenn echte Lancisti den Beta wohl immer als Bastard ansehen werden, der den Niedergang der Marke einleitete.
Das Modell des HPE steht in einem schönen, gedeckten Weiß vor uns und hinterlässt von Anfang an einen sehr guten Eindruck. Die Proportionen sind stimmig, die Details sehr gut ausgeführt und die Fertigungsqualität entspricht der Preisklasse. Die Front mit den Blinkern in den Stoßstangen, dem Grill mit den Chromleisten und dem Logo sowie die Doppelscheinwerfer sind fein wiedergegeben. Besonders erfreulich sind die chrombedampften Scheibenrahmen rundherum, die wir bei anderen Minichamps-Modellen (OSI, Quattroporte) schmerzlich vermisst haben. Die Scheibenwischer sind ausreichend filigran, Spiegel, Rücklichter und Auspufftopf mit verchromtem Endrohr verdienen Lob wie auch die Bedruckungen der Lüftungsgitter und des Tankdeckels. Die Schriftzüge am Heck "Lancia HPE" und "2000" sind an sich perfekt, nur leider verkehrt herum angebracht. Auf allen mir vorliegenden Fotos und Prospekten gehört die Typenbezeichnung links und der Hubraum rechts, ein kleiner, aber dummer Fehler. Weitere Kritik verdient die zu tief heruntergezogene Windschutzscheibe, beim Original beginnt sie deutlich oberhalb der Seitenfensterlinie und die zu geringe Bodenfreiheit der Vorderachse, die die Front des Modells etwas geduckt erscheinen lässt. Ansonsten sind Felgen und Reifen tadellos und auch das Fahrgestell ist aufwändig nachgebildet, Aufhängungen, Tank, Auspuff und Ölwanne kann man bewundern, wenn man das Modell umdreht, leider aber auch die überdimensionale Beschriftung.
Für das vorbildgerecht rote Coupé gilt fast das gleiche: Einem schönen Gesamteindruck, auch hier mit den feinen chromumrandeten Scheiben stehen die zu tiefe Position der Vorderachse und die zu hohe Frontscheibe gegenüber. Die Schriftzüge sind im Gegensatz zum HPE richtig platziert.
Im Innenraum geht es etwas finster zu, beim Original wurden durchaus hellere Polsterfarben verwendet, meist ein blaugrauer Stoff. Leder war eher selten und wenn, dann in schwarz. Ansonsten sind Sitze, Lenkrad und Armaturenbrett gut nachgebildet, allerdings vermisse ich die unter der Hechscheibe angebrachte, schwarze Kunststoffjalousie, die beim HPE serienmäßig war. Die schwarze Inneneinrichtung beim Coupé ist vorbildgerecht, es gab sowohl Kunst- als auch Echtleder in schwarz, wenn auch hellbeige Sitze freundlicher aussehen würden.
Trotz der genannten Kritikpunkte hat Minichamps mit Lancia Beta HPE und Coupé sehr schöne Modelle kreiert und eine echte Marktlücke in 1/43 geschlossen. Vielleicht kann man bei den nächsten Farbvarianten noch ein paar kleine Korrekturen einfließen lassen, der Sammler würde es wohl honorieren.
Text: Rudi Seidel, Fotos: Georg Hämel
Wir danken Supercars in München und dem Lokschuppen in Düsseldorf für die Unterstützung.