Sonntag, 12. April 2009

Muskulöses Einzelstück: Lamborghini Jota von Minichamps, 1:43

Bob Wallace hatte einen echten Traumjob. 1963 hatte die noch sehr junge Sportwagenmanufaktur von Ferruccio Lamborghini den australischen Rennmechaniker als Testfahrer und Ingenieur nach Sant' Agata Bolognese geholt und seitdem durfte Wallace für die Fahrwerksabstimmung der heißblütigen Stiere verantwortlich zeichnen. Seine große Liebe galt aber immer noch dem Rennsport doch leider verfolgte Lamborghini keinerlei motorsportliche Ziele. Wallace wollte sich damit nicht zufrieden geben und löcherte seinen Chef immer und immer wieder mit seinen Plänen für einen Rennsportwagen auf Basis des sensationellen neuen Miura. Letztendlich gab Lamborghini dem Drängen nach und genehmigte die Entwicklung eines Prototypen, allerdings mit der Auflage, dass die Arbeiten außerhalb der Arbeitszeiten stattfinden mussten.

Dies konnte Wallace und sein Team nicht stoppen und sie konstruierten in ihrer Freizeit ihren Traum-Rennwagen. Basierend auf dem Miura hatte man keine Komponente unverändert gelassen. Entscheidend war in erster Linie die deutliche Verringerung des Gewichtes, die durch Verwendung von Leichtbaumaterialien erreicht werden konnte. Aber auch der bärenstarke Zwölfzylinder musste sich intensiven Überarbeitungen unterziehen, wie auch das Fahrwerk und Bertones klassisch-schöne Karosserie. Die optischen Änderungen waren dezent, der Prototyp trug nun hinten breite Kotflügelbacken für die voluminösen Cromodora-Felgen und wirkte nochmals muskulöser, als das Basisfahrzeug. Da man das Auto auf die Bestimmungen des Anhanges J des FIA-Regelwerkes zugeschnitten hatte, wurde das brachiale Einzelstück auf den Namen "Jota" getauft.

1970 war die Renngranate fertig, Lamborghini war beeindruckt, konnte sich aber dennoch nicht zu einem Rennsporteinstieg durchringen. So blieb der Jota ein Prototyp, der aber aufgrund seiner extremen Fahrleistungen perfekt als Testobjekt für neue Technologien geeignet war. Leider verkaufte man Wallaces Traumauto schon kurze Zeit später an einen Geschäftsmann, der mit dem Jota letztendlich bei einer Ausfahrt auf der Autobahn einen schweren Unfall hatte, bei dem er sich mehrfach überschlug und Feuer fing. Das Unikat wurde komplett zerstört und ist unwiederbringlich verloren. Auf Wunsch zahlreicher Kunden baute Lamborghini einige Miura auf die Spezifikationen des Jota um, aber der echte Jota ist nur noch eine Legende.

In Modellform gibt es aus dem Hause Kyosho Modelle dieser Jota-Nachbauten, doch der "echte" Jota war als Großserienmodell bislang nicht erhältlich. Minichamps hat diese Lücke nun endlich in 1:43 geschlossen und dem Traum des Bob Wallace ein Modelldenkmal gesetzt, das alleine schon als Farbtupfer in jede Lambo-Sammlung gehört. Die schrille, fast schon neon-orange Farbgebung ist ein echter Knaller, aber auch ansonsten kann der Jota optisch gefallen. Die umfangreichen Änderungen der Miura-Karosse sind genau umgesetzt, die muskulösen Rundungen der hinteren Kotflügel, die schärfer profilierte Motorhaube und die geänderten Lufteinlässe fallen als erste ins Auge. Die Cromodorafelgen tragen hinten ein beeindruckendes Tiefbett und sind, wie von Minichamps gewohnt, perfekt nachgebildet. Die vorderen Luftleitbleche könnten vielleicht ein wenig dünner sein, aber insgesamt ist der Eindruck des Jota gut getroffen worden.

Ein bisschen schade ist allerdings die etwas lieblose Darstellung der Luftein- und -auslässe. Diese werden nur als schwarz lackierte Flächen nachgebildet und besonders am Heck wäre die Verwendung von Gittern deutlich schöner gewesen. So wirkt die Detailierung für ein fast 40 EUR teures Modell doch teilweise etwas grob. Ein wenig versöhnen können hier die schönen Leuchteinheiten und die feinen Drucke. Natürlich fehlen auch die Lamborghini-Wappen an den Frontkotflügeln nicht, die den Wappen eines anderen berühmten italienischen Sportwagenherstellers wohl nicht nur zufällig täuschend ähnlich sehen... Bob Wallace war manchmal auch ein echter Spaßvogel.

Ein wichtiges Modell, das eine Lücke im Lamborghini-Modellprogramm schließt. Schade nur, dass man im Detail an manchen Stellen doch ein wenig nachlässig gearbeitet hat. Aber alleine schon die schrille Farbe macht den Minichamps-Miura zu einem echten Pflichtkauf für alle Lambo-Fans!

Unsere Fotomuster wurden uns freundlicherweise von Menzels Lokschuppen zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlichst für die Unterstützung!

Text und Fotos: Georg Hämel

unsere fachhandelspartner:

Falls Sie Interesse an unserem Partnerprogramm haben freuen wir uns über eine Nachricht an info@auto-und-modell.de.