Donnerstag, 29. Januar 2009

Die Revolution? - Der Artega GT von Revell, 1:18

Die große Revolution auf dem 1:18-Fertigmodellsektor hatte Revell auf der Spielwarenmesse 2008 angekündigt. Neue Höchstleistungen bei Lack, Spaltmaßen und Qualität wurden versprochen - mit einem Zauberwort: Composite. Ein neues Kunststoffmaterial soll die Revell-1:18er in eine neue Dimension der Qualität katapultieren und dies zu günstigeren Preisen. Der Traum eines jeden Sammlers!

Als erstes Modell in dieser neuen Serie hat man sehr treffend den jüngsten deutschen Sportwagen ausgewählt, den Artega GT. Das Ziehkind des großen Automobilzulieferers Paragon soll mit leichte Kunststoffkarosserie, VW-Technik und einem aufregenden Design von Ex-Aston Martin-Mann Henrik Fisker die Sportwagenszene aufrollen und erste Tests deuten darauf hin, dass der Plan trotz Rezession und Wirtschaftskrise aufgehen könnte. Gilt dies aber auch für den Revell-Artega, der mit so hohen Ansprüchen in den Markt kommt?

Die Antwort fällt ernüchternd aus. Der Start der Composite-Serie ist sicher nicht völlig missglückt, aber den von Revell geschürten großen Erwartungen kann das Modell leider nicht ganz gerecht werden. Aber fangen wir, wie immer, bei der Umsetzung der Gesamtform an. Da hat Revell gute Arbeit geleistet und die gedrungenen Proportionen des Artega sehr genau in 1:18 umgesetzt. Die Felgen wirken auf den ersten Blick zu groß, passen im Vergleich zu Originalbildern aber perfekt. Leider fällt aber auch direkt ein erster Minuspunkt ins Auge: die zahlreichen Gitter des Artega hat Revell als recht unkonturierte, gravierte Flächen umgesetzt und auch bei einem Modell für unter 30 EUR wirken sie unbefriedigend und zu flach. Dies ist besonders schade, da das große Gitter am Heck ein wichtiges Gestaltungsmerkmal des Vorbildes ist, dass hier lieblos umgesetzt wird.

Leider kann der Artega die Revell-Ankündigungen im Bezug auf das Lackfinish auch nicht erfüllen. Von den sechs von mir in Augenschein genommenen Artega war nur das hier gezeigte blaue Exemplar weitgehend frei von Orangenhaut, alle anderen trugen ein rauhes, welliges und von Staubeinschlüssen verunziertes Lackkleid, das auch mit dem niedrigen Preis nicht entschuldigt werden kann. Hier muss Revell für die nächsten Composite-Modelle dringend nachbessern!

Auch die Spaltmaße des Composite-Erstlings können nicht überzeugen. Während die Türen noch recht gut in ihren Spalten sitzen und alles gut passt und sitzt, trägt die Fronthaube eine Spalte ringsum, die schon vor zehn Jahren an Bburago-Modellen schmaler ausgefallen wäre. Auch die kleine Motorklappe im Heck hat recht große Spalten und war bei unserem Muster auch noch leicht verzogen, ein Problem, das man von Revell-Plastikbausätzen zur Genüge kennt.

Aber genug des Meckerns, kommen wir zu den gelungenen Seiten des Modelles - denn die gibt es auch. Der Innenraum beispielsweise lässt zwar den versprochenen Teppich vermissen, ist aber dennoch sehr gut detailiert. Tampondrucke und Lackierungen in lebensechten Matt-Tönen sorgen hier für ein realistisches und gefälliges Erscheinungsbild. Ebenso gelungen ist die, im schmalen und tiefen Motorraum versteckte, Motornachbildung, bei der man trotz der eingeschränkten Sicht nicht darauf verzichtet hat, mit Drucken und Detailbemalungen das Vorbild möglichst genau zu imitieren. Unter der Fronthaube gibt es auch beim Original nicht viel zu sehen, aber was dort in 1:1 zu finden ist, hat Revell auch beim 1:18-Artega genau nachvollzogen. Die Leuchten vorne und hinten sind gut umgesetzt, mit Befestigungslöchern kann man in dieser Preisklasse durchaus leben. Gut auch die Drucke der Firmenlogos und die Schablonenlackierungen für Rahmen und Gitter sitzen exakt.

Kein schlechtes Modell also, aber eben auch keine Revolution. Ich für meinen Teil habe mit Kunststoff als Modellwerkstoff keine Probleme und wenn ich mir anschaue, welche Qualität die 1:87 Kunststoffspritzer oder Tamiyas 1:24 und 1:12 Modellbausätze erreichen, bin ich davon überzeugt, dass auch in 1:18 Modelle in exzellenter Qualität möglich wären, die all das einlösen, was Revell für die neue Serie versprochen hat. Der Start der Composite-Modelle in 1:18 ist etwas holprig ausgefallen, aber ich bin mir sicher, dass es Revell bei den nächsten Modellen gelingen wird, die Probleme abzustellen. Das sollten sie dringend tun, denn der Werkstoff Plastik hat in 1:18 eine faire Chance verdient!

Für den Artega gilt aber: Wenn Sie Interesse an diesem Modell haben, schauen Sie es sich beim Händler Ihres Vertrauens genau an. Die schwankende Qualität besonders der Lackierung macht den Kauf ohne Voransicht in diesem Fall zu einem reinen Glücksspiel!

Unsere Fotomuster wurden uns freundlicherweise von Menzels Lokschuppen zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlichst für die Unterstützung!

Text und Fotos: Georg Hämel

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