Freitag, 19. Dezember 2008

Premium jetzt auch aus Bünde - Der Mercedes 450 SE von Revell, 1:18

"Premium" - das große Modewort der 1:1-Autowelt greift auch bei den Miniaturen immer mehr um sich. Mehr Details, bessere Ausstattung, mehr Funktionen - der Markt verlangt nach Modellen in höchster Güte, so sehen es jedenfalls die Hersteller und so kommt es, dass sich nun auch Revell im Bereich der 70 EUR-Modelle im Maßstab 1:18 betätigt und die Platzhirsche AutoArt, Kyosho und Minichamps ins Visier genommen hat.

Als Vorbild für die erste Premium-Miniatur aus Bünde hat man sich den Mercedes W116 ausgewählt, die erste Mercedes-Limousine, die offiziell als "S-Klasse" bezeichnet wurde. Seinerzeit gerieten Motorjournalisten bei diesem Meisterwerk schwäbischer Ingenieurskunst in Verzückung und bezeichneten die komfortable Limousine für die Upperclass als "bestes Auto der Welt". Ein perfektes Vorbild also für ein Modell, das bei den ganz Großen mitspielen will.

Die Formen des W116 hat Revell jedenfalls schon einmal perfekt miniaturisiert. Als Kind der Siebziger ist mir das Erscheinungsbild des großen Benz wohlbekannt und das Revell-Modell trifft den Chromzierrat, die eleganten Linien und die imposanten Formen absolut sicher. Vielleicht trägt der Chrom rund um die Fenster ein wenig dick auf, aber insgesamt stimmt das Bild.

Erstmalig lassen sich bei einem Revell-Modell alle vier Türen öffnen (und mit ordentlichen Spaltmaßen auch wieder schließen). Motorhaube und Kofferraumklappe sind natürlich auch funktional ausgelegt und besonders unter ersterer beweist Revell sehr eindrucksvoll, dass man den Premiumanspruch ernst meint. Den großen Achtzylinder des 450 SE haben die Techniker aus Bünde sehr detailiert ausgelegt. Besonders erfreulich ist hierbei, dass die Motornachbildung aus zahlreichen Bauteilen besteht und nicht etwa aus einer bedruckten Platte mit Anbauteilen. Das Miniaturtriebwerk ist größtenteils verkabelt und bis ins kleinste Detail hinein korrekt nachgebildet. Sehr gelungen sind auch die zahlreichen Drucke von Hinweisschildchen und Aufklebern im Motorraum.

Innen widmet sich Revell mit dem gleichen Elan der komfortablen Ausstattung des großen Mercedes und punktet mit schönen Holznachbildungen und gelungenen Instrumentendrucken hinter Glas. Die Sitze versuchen die Stoffbezüge des Vorbildes zu imitieren, sind aber doch ein bisschen zu plastikhaft - wenn auch nicht schlecht! Der beflockte Boden und die zahlreichen Detaildrucke bis hin zu den als Einzelteile montierten Gurtschlössern werten das Interieur gekonnt auf. Unter der Kofferraumhaube findet sich denn auch ein komplett mit Teppichnachbildung ausgekleidetes Gepäckabteil samt Warndreieck an der Unterseite der Haube.

Widmen wir uns noch einmal den Details der Außenhaut. Die Scheinwerfer erinnern in ihrer Tiefe und Präzision fast schon an AutoArt-Produkte und die zahllosen Chromteile sind gut verarbeitet. Leider können die aufgedruckten Stoßleisten weniger überzeugen, die an manchen Stellen leicht abgerieben erscheinen. Auch die Wischer der Scheinwerferreinigung hätte man sicher filigraner darstellen können.

Der imposante Kühlergrill ist schön nachgebildet, doch der Mercedes-Stern ist leider keine echte Krönung, denn er ist viel zu massiv ausgefallen. Da wäre ein filigraneres Teil die bessere Wahl gewesen. Hinten sind die Schriftzüge und der Stern durch Metallsticker nachgebildet, das kann schon eher gefallen. Schön auch die Nachbildung der Leichtmetallräder, die montierten Reifen wirken für heutige Geschmäcker sehr dick, sind aber korrekt.

Insgesamt erscheint mir der erste "Premium"-Versuch aus dem Hause Revell aber sehr gelungen. Die Verarbeitung könnte an der einen oder anderen Stelle noch besser werden, aber die Detailierung und der Qualitätseindruck überzeugen. Ich bin gespannt, welche Modelle man dem gelungenen W116 folgen lassen wird!

Unsere Fotomuster wurden uns freundlicherweise von Menzels Lokschuppen zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlichst für die Unterstützung!

Text und Fotos: Georg Hämel