Donnerstag, 27. März 2025
Kunst in Bewegung - BMW M V8 Hybrid Art Car Julie Mehretu von Spark für BMW, 1:18
In diesem Jahr feiern die BMW Art Cars ihren fünfzigsten Geburtstag. 1975 hatte der französische Auktionator und Rennfahrer seinen Freund, den amerikanischen Künstler Alexander Calder, mit der Gestaltung des BMW 3,0 CSL beauftragt, den Poulain bei den 24 Stunden von Le Mans einsetzen wollte. Es folgten große Namen wie Frank Stella, Roy Lichtenstein, Jenny Holzer, Robert Rauschenbach, John Baldessari, Jeff Koons und Andy Warhol. Passend zur Rückkehr von BMW nach Le Mans präsentierte man 2024 in Paris das 20. Art Car, gestaltet von der äthiopisch-amerikanischen Künstlerin Julie Mehretu.
Julie Mehretu ist eine der einflussreichsten Malerinnen der Gegenwart. Erste Bekanntheit erlangte sie in den 1990er Jahren mit Strichzeichnungen urbaner Strukturen und Linien, in denen sich sowohl architektonische Zeichnungen, aber auch Pläne von Bus- oder Untergrundbahnen entdecken lassen. Ab den 2000er Jahren wurde ihre Kunst vielschichtiger, im wahrsten Sinne des Wortes. Ihre großformatigen Werke sind hochkomplexe abstrakte Darstellungen, die visuelle Anklänge an verschiedene Arten von Bewegung zeigen, in denen immer wieder verschiedene Lagen von Kunstharz genutzt werden, um Tiefen zu erzeugen und in die hinein gemalt und gezeichnet wird. Einen umfassenden Blick auf ihr bisheriges Werk wird es übrigens ab 10. Mai im Museum K21 in Düsseldorf geben.
Nachdem sie 2023 den Auftrag für das BMW Art Car erhalten hatte, konnte Julie Mehretu das von ihr zu gestaltende Auto erstmals bei den 24 Stunden von Daytona erleben. Das war für sie eine Art Augenöffner. „Mir ist bewusst geworden, dass es hier um Innovation geht, um Vorstellungskraft und darum, die Grenzen des Möglichen zu verschieben.“ sagte Mehretu über ihre Daytona-Erfahrung. Ausgehend von anderen Art Cars, besonders dem CSL von Frank Stella, stellte sie sich vor, wie ihr Auto gleichsam in eines ihrer Bilder hineinfährt und es so von dem Gemälde wie in einem Portal beeinflusst würde.
Ausgehend von ihrem gerade vollendeten Werk „Everywhen“ übertrug sie nun die Elemente, Linien und Formen auf den BMW M V8 Hybrid, aber nicht einfach Stück für Stück, sondern mit Unterbrechungen, Versatz und fehlenden Anschlüssen. Um die Bewegung des Rennwagens aufzunehmen, ergänzte sie weitere Linien. Die Gestaltung wurde mit Folien in monatelanger Kleinarbeit umgesetzt und das Ergebnis durften René Rast, Sheldon van der Linde und Robin Frijns in Le Mans an den Start bringen. Aufgrund technischer Probleme wurde das Auto zwar weit zurückgeworfen, aber man brachte das Art Car immerhin ins Ziel, wenn auch außerhalb der Wertung. Mehretu zeigte sich vom Entstehunsprozess und dem Ergebnis jedenfalls sehr inspiriert: „Die kreativen Möglichkeiten, die sich in diesem neuen dreidimensionalen Raum auftun, und die vielen Gedanken und Neuerungen, die dabei zum Tragen kommen, das alles ist sehr aufschlussreich.“
Die Art Cars werden seit Jahren bereits in Modellform umgesetzt und pünktlich zum Start in Le Mans gab es im vergangenen Jahr schon ein Modell im Maßstab 1:18, das allerdings in rasendem Tempo ausverkauft war. Aber BMW versprach eine Neuauflage und diese ist inzwischen bei den BMW-Händlern verfügbar. Das Modell stammt von Spark und ist meiner Meinung aus Diecast gefertigt, so fühlt es sich jedenfalls an. Die Form sitzt perfekt und die Detailierung mit feinen Anbauteilen, Ätzelementen für die Türscharniere und aufwändigen Scheinwerfern bewegt sich auf hohem Niveau. Auch das Cockpit wurde nicht vergessen, obwohl es kaum einsehbar ist. Aber entscheidend ist bei diesem Modell natürlich die Lackierung.
Julie Mehretus Gestaltung wird mit großflächigen Decals gekonnt achtzehnfach verkleinert. Die Verarbeitung ist rundum exzellent, die Raster, Linien und graffiti-ähnlichen sogenannten gestischen Formen lassen sich hervorragend erkennen. Auch die farbliche Umsetzung ist exakt und die glänzende Optik des Vorbildes erreicht man durch einen (auch schützenden) Klarlackauftrag. Ein fantastisches Modell.
Fotos und Text: Georg Hämel
