
Mittwoch, 26. März 2025
Ambitioniert aber erfolglos - BMW 325i E36 Coupé Linder DTM 1993 von Werk83, 1:18
In den1980er Jahren hatte sich die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft – oder kurz DTM – zu einer der erfolgreichsten Rennserien in Europa entwickelt. Hohe Einschaltquoten am Fernseher, prall gefüllte Tribünen an den Rennstrecken, einige der besten Rennfahrer auf der Strecke, spektakulärer Sport – es lief für die DTM. Aber hinter den Kulissen knirschte es Anfang der 1990er Jahre gewaltig. Immer häufiger kam es zu Streitereien über die Einstufungen der seriennahen Gruppe-A-Boliden und so wurde beschlossen, ein neues Reglement für eine neue Klasse an Rennfahrzeugen zu entwickeln. Das neue „Klasse 1“-Reglement versprach maximale Freizügigkeit bei der Technik und keine Handicap-Gewichte oder ähnliche Eingriffe mehr, um die Autos einander anzugleichen. Doch nach anfänglicher Euphorie setzte Ernüchterung ein, als die Hersteller die enormen Kosten erkannten, die für die neuen Boliden anfielen und als die Regelhüter der ONS doch wieder die Möglichkeit von Handicap-Gewichten in das Regelwerk aufnahmen, wurde der Unmut immer größer. BMW, denen zuvor untersagt worden war, die Spritzwand in ihrem in Entwicklung befindlichen Klasse-1-Tourenwagen zu verschieben, um einen Reihensechszylinder einbauen zu können, zogen sich aus der neuen DTM zurück. Audi folgte, Opel beschloss einen Stopp seines Reglements, so dass nur noch Alfa Romeo und Mercedes-Benz als Hersteller übrigblieben.
Doch Ludwig „Luggi“ Linder, Tuner und Chef des gleichnamigen Rennstalles, wollte sich mit dem BMW-Rückzug nicht zufriedengeben und ließ durch den englischen Rennsportspezialisten TC Prototypes ein Klasse-1-Chassis auf Basis des neuen BMW E36 Dreier-Coupés entwickeln. Die Hinterachse wurde als Push-Rod-Konstruktion direkt aus dem Formelsport entlehnt und generell machte der Bolide auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Als Motor kam allerdings der leistungsmäßig nicht mehr so recht aktuelle Vierzylinder aus dem guten, alten M3 Evo zum Einsatz. Im typischen „Jägermeister“-Orange lackiert, kam der neue BMW erstmals beim fünften DTM-Rennwochenende 1993 in der ersten „Klasse 1“-Saison zum Einsatz. Als Fahrer hatte man Armin Hahne verpflichtet, einen zweifellos erfahrenen und schnelle Tourenwagenprofi. Doch leider erwies sich der neue Rennwagen nicht als sonderlich standfest. Im ersten Lauf am Nürburgring kam er auf Rang 25 ins Ziel, im zweiten Lauf gab es dann aber Rang 10, einen Meisterschaftspunkt! Damit war aber auch schon der Saisonhöhepunkt erreicht. In allen anderen Rennen fiel der BMW aus – oder ging erst gar nicht an den Start. Ein enttäuschendes Ergebnis für ein ambitioniertes Projekt.
Den E36-DTM BMW von Linder hatte Premium Classixxs vor einigen Jahren als Resinemodell in 1:18 im Programm, jetzt gibt es von Werk83 eine preislich attraktive und optisch gelungenere Alternative. Das Diecast-Modell trifft die Formen gut, dürfte nur etwas tiefer liegen. Den Innenraum kann man durch öffnende Türen betrachten, der Motorraum bleibt verschlossen. Das Interieur ist eine Kombination aus verschiedenen Renn-E36-Coupés und entspricht nicht hundertprozentig dem Vorbild, aber angesichts der Tatsache, dass die Vorbilder ja quasi Einzelstücke waren, muss man da als Modellhersteller gewisse Kompromisse eingehen. Ich kann damit gut leben.
Die Leuchten sind schön, wie auch die Felgen. Frontspoiler und wuchtige Heckschürze sind gut umgesetzt, auch der Spoiler unten am Heck ist ebenso gut getroffen, wie die massive Auspuffanlage. Das Dekor wird sauber aufgebracht und das Lackfinish meines Musters war sehr ordentlich. Ein Modell eines außergewöhnlichen Vorbildes mit einigen Kompromissen, aber um so erfreulicher, dass Werk83 das Risiko für diese sehr speziellen Typen eingeht.
Fotos und Text: Georg Hämel