Samstag, 28. Dezember 2024
Auch mit Flügel kein Erfolg - Peugeot 9X8 2024 Le Mans von Spark, 1:43
Mit ihrem Hypercar 9X8 hat die Marke Peugeot bereits bei der ersten Präsentation 2021 viel Aufsehen erregt. Das Konzept des Hybridrenners ohne Heckflügel und mit vorne und hinten gleich breiten Rädern schien sehr extravagant. Der 9X8 bekam einen neu entwickelten V6-Biturbo-Motor mit 90° Zylinderwinkel (wie weiland der PRV-Motor im Peugeot 604 usw.) und 680 PS, die Kraftübertragung erfolgte über ein sequentielles Siebenganggetriebe. Der Elektromotor mit einer 900 Volt-Batterie trieb nur die Vorderräder an. Leider zeigten sich schnell die Grenzen der Idee, Abtrieb fast nur über den Unterboden zu produzieren, vor allem auf unebenen Pisten. Dazu kam, dass Anpassungen des Reglements wegen der Zusammenführung von Hypercars und den amerikanischen LMDh-Prototypen zusätzliche Probleme bereiteten. Auch war die Technik des 9X8 nicht ausgereift und defektanfällig. Bei den sechs Rennen, die man 2022/23 vor Le Mans bestritt, waren zwei vierte Plätze die klägliche Ausbeute. So kam es, dass Bahrain als letzter Lauf der WEC 2023 der Schwanengesang für den flügellosen Peugeot wurde, der Nachfolger 9X8 2024 besitzt einen Heckflügel und sieht dementsprechend konventioneller aus als sein Vorgänger.
Natürlich ist das Heck auf den ersten Blick die gravierendste Veränderung im Design des französischen Hypercars, aber laut Olivier Jansonnie (Technik-Chef von Peugeot Sport) sind in Bezug auf Antriebsstrang, Aerodynamik und Karosserie 90 % des Autos neu. Unter anderem hat Peugeot als letzter Hypercar-Hersteller auf ein Reifenkonzept umgestellt, das für Allradfahrzeuge ganz ursprünglich nicht vorgesehen war. Statt auf 310 Millimeter breiten Pneus rundum rollt der 9X8 nun auf 290er-Reifen vorn und 340er-Schlappen hinten. Der Unterboden musste völlig neu gestaltet werden, um wieder eine aerodynamische Ausgewogenheit zu erreichen.
Für die Lackierung war der gleiche Künstler wie im Vorjahr verantwortlich, den offiziellen Kommentar dazu möchte ich nicht vorenthalten: „Durch eine Partnerschaft mit dem visuellen Künstler J. Demsky im Jahr 2023 entstand ein Design, das die Silhouette des PEUGEOT 9X8 dieses Jahr umreißen wird. Die gesamte Kreation wurde in-house entwickelt und spiegelt die essentiellen Elemente der PEUGEOT Identität wider: den stolzen Löwen, der Teamgeist und Engagement symbolisiert, sowie die markante Farbgebung des PSE-Labels für ein einzigartiges und kontrastreiches Design.“ Das hat jetzt hoffentlich jeder Leser kapiert!
Bei der Qualifikation für die 24 Stunden zeigte sich leider, dass es dem Löwenauto immer noch an der Pace fehlte. So blieben nur die Startplätze 15 und 20, von der Teilnahme an der Hyperpole um die besten zehn Ränge war man weit entfernt. Im Rennen blieb der Abstand zu den schnellen Konkurrenten erhalten, dazu kamen die Wetterkapriolen, bei denen manche Teams mehr Glück hatten sowie einige Zwischenfälle wie Ausrutscher, Überrundungen usw. Immerhin blieben die beiden Peugeots von technischen Defekten verschont und landeten im Ziel mit zwei Runden Rückstand auf die Führenden auf den Plätzen 11 und 12, Paul di Resta, Loic Duval und Stoffel Vandoorne hatten auf der #94 die Nase vor Mikkel Jensen, Nico Müller und Jean-Éric Vergne auf der #93. Linda Jackson, CEO von Peugeot hat gleich nach dem Rennen versprochen, dass man 2025 wieder dabei sein will, ich bin gespannt, ob man gegenüber der Konkurrenz aufholt.
Die Ausführung des französischen Hypercars ist gewohnt perfekt, bei den modernen Vorbildern gibt sich Spark keine Blöße. Es ist beeindruckend, wie fein die aerodynamischen Hilfen reproduziert werden, im Falle des Peugeot auch der komplett neu geformte Unterboden. Die Beklebung ist präzise aufgebracht und sieht ganz gut aus. Die markanten Leuchteinheiten, die genau eingepassten Scheiben oder die feinen Antennen wie auch die perfekten, jetzt vorne und hinten unterschiedlich breiten Räder ergeben eine erstklassige Miniatur des spektakulär aussehenden Renners. Interessanterweise ist der Peugeot wie schon 2023 in einer individuellen Box verpackt, die an das Design des Autos angelehnt ist, aber das interessiert vielleicht nur die „Schachtelfans“.
Le Mans 2024 bietet dem Sammler wieder eine große Menge hoch interessanter Modelle, zu denen dieser Peugeot ohne Zweifel gehört, auch wenn er nicht sehr erfolgreich war. Man kann das aber natürlich auch so schön formulieren wie Olivier Jansonnie, der Technische Direktor von Peugeot Sport: „Wir hatten ein perfektes Wochenende in Bezug auf die Zuverlässigkeit, die im Rennsport und bei PEUGEOT Kunden an erster Stelle steht.“
Peugeot 9X8 2024 Peugeot Total Energies 11° Le Mans 2024, Spark, Bestellnummer S9127, Auslieferung Dezember 2024, keine Limitierung, Made in China. Natürlich gibt es auch das Schwesterauto mit der #93 bei Spark unter der Bestellnummer S9126.
Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Fotos und Text: Rudi Seidel