Montag, 28. Oktober 2024

Platz Vier hinter drei Porsches - Ferrari 512 S NART Le Mans 1970 von Tecnomodel, 1:43

Für die 24 Stunden von Le Mans 1970 brachten die Rivalen Porsche und Ferrari jeweils aerodynamisch veränderte Exemplare ihrer Rennboliden 917 und 512S an den Start. Man setzte für den Hochgeschwindigkeitskurs an der Sarthe auf Langheck-Karosserien, die weniger Luftwiderstand produzierten, um höhere Geschwindigkeiten zu erreichen. Ferrari brachte vier Werkswagen nach Le Mans, zusätzlich starteten mehrere private Teams mit dem 512S. Gegenüber dem Porsche 917 hatte der Ferrari einen klaren Gewichtsnachteil, doch in der Endgeschwindigkeit lag man auf gleichem Niveau. Leider entwickelte sich das Rennen für Ferrari zu einem großen Fiasko. Frühzeitig musste der erste Werks-512 nach Defekt ausscheiden, insgesamt vier 512S wurden in einen Unfall in Maison Blanche verwickelt, der auf einen Schlag die Ferrari-Streitmacht dramatisch dezimierte. In der Nacht erwischte es dann auch Jacky Ickx im verbliebenen Werkswagen. An zweiter Stelle liegend und in aussichtsreicher Position verlor er im Regen durch Aquaplaning die Kontrolle über seinen Wagen und verunfallte schwer, tragischerweise starb bei dem Unfall ein Streckenposten. Am Ende konnten nur der Langheck-512 des NART mit Ronnie Bucknum und Sam Posey am Steuer und der belgische 512S von Hughes de Fierlant und Alistair Walker das Ziel erreichen - Bucknum/Posey belegten hinter drei Porsche den vierten Gesamtrang.

Tecnomodel hat gerade alle acht Langheck-512S in 1:43 auf einmal ausgeliefert. Wie man sieht, ist das Interesse der Sammler riesengroß, binnen weniger Tage waren die Modelle bei vielen Händlern ausverkauft, natürlich sind die Auflagen gering. Unser Muster, der viertplatzierte NART-Ferrari, wurde zum Beispiel nur in 140 Exemplaren produziert. Ob das Modell die große Nachfrage rechtfertigt, wollen wir uns anschauen.

Das Vorbild trug die Chassis-Nummer 1014 und wurde von Luigi Chinettis Team NART bereits bei den 24h Daytona mit Dan Gurney und Chuck Parsons eingesetzt, sah allerdings wegen eines Getriebedefekts das Ziel nicht. Nach dem guten Ergebnis in Le Mans wurde 1014 für 1971 auf die neue M-Spezifikation umgebaut, fiel aber in Daytona wiederum aus. Nächster Besitzer war Gregg Young, der das Auto nach einem Unfall in Sebring zum Spider umbauen ließ und damit die 12 Stunden von Ecuador gewinnen konnte. Die Geschichte des Autos endete abrupt mit einem Totalschaden beim GP Fuji.

Wie üblich bietet Tecnomodel eine auf den ersten Blick attraktive Resinminiatur mit vielen Details. Vergleicht man jedoch das Modell mit Vorbildfotos, kommen einige Zweifel. Die Grundform wirkt nicht ganz stimmig, das Heck scheint zu hoch, die Kühllufteinlässe neben dem Cockpit zu schmal und die Seitenscheiben ebenfalls zu hoch. Wenn man dann die Details und die Beklebung betrachtet, fallen viele Abweichungen auf: Der Scheibenwischer ist vom falschen Typ, die seitlichen Schiebefenster sitzen zu weit oben, die Heckscheibe ist zu plan, die Ansaugstutzen sind beim Original aus halb transparentem Kunststoff, nicht silbern wie beim Modell. Die Beule im Dach über dem Fahrersitz müsste wesentlich größer sein, sie war notwendig, damit der große Sam Posey mit Helm ins Cockpit gepasst hat. Auch die senkrechten Heckflossen wirken zu klein. Die Decals auf dem hinteren Kotflügel sitzen zu weit hinten, die Startnummer auf dem Heck steht im falschen Winkel. Der blau-weiße Streifen auf der Motorhaube ist nicht ganz mittig platziert. Ich fürchte, bei genauerer Analyse tauchen noch mehr solche Schnitzer auf. Das Cockpit ist soweit ok, die Gurte sind allerdings nur Abziehbilder.

Wieder mal hat Tecnomodel die Chance verpasst, einem wichtigen Rennsportwagen ein adäquates Modell zur Seite zu stellen. Aber wie man sieht, scheint mehr Genauigkeit nicht wirklich wichtig zu sein, die Modelle werden ja trotzdem gekauft. Warum soll man sich dann mehr anstrengen? Schade eigentlich...

Unser Fotomuster kommt übrigens von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung. Auch dort sind die Ferraris bereits ausverkauft.

Fotos: Rudi Seidel, Text: Georg Hämel und Rudi Seidel

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