
Freitag, 18. Oktober 2024
Bayerischer Griff nach den Sternen - BMW 2500 E3 Limousine 1968 von Minichamps, 1:43
Mit der „Neuen Klasse“ startete BMW in den 60er Jahren erfolgreich durch, nachdem die Unternehmerfamilie Quandt die Pleite und eine eventuelle Übernahme durch Mercedes abgewendet hatte. Bald war dem gewieften Verkaufsstrategen Paul G. Hahnemann, berühmt geworden als „Nischen-Paule“, klar geworden, dass man ein Aufsteigermodell bräuchte, um die Kunden nicht an die Konkurrenz zu verlieren, die hauptsächlich Mercedes-Benz darstellte. Man wollte sich aber schon abheben, indem man eine kompaktere, sportliche Alternative zu den Stuttgartern bieten wollte, so entstand die Baureihe E3, die ab 1968 zuerst als BMW 2500 und 2800 angeboten wurde. Letztlich waren die beiden Limousinen etwas größere Ausgaben der „Neuen Klasse“ mit Sechszylinder-Triebwerken. Im Sommer 1971 wurde der große BMW dann einem Facelift unterzogen, der Chromgrill an der Front verschwand und die Rückleuchten wurden verändert. Mit dem BMW 3,0 S erhielt die Baureihe ein neues Spitzenmodell, später folgten auch noch verlängerte Varianten für etwas mehr Beinfreiheit im Fond. Bis 1977 entstanden fast 190.000 Exemplare der Baureihe, der erste 7er kam als Ablösung und etablierte BMW endgültig wieder in der Oberklasse.
Wenn man einen zeitgenössischen Testbericht liest, zum Beispiel von Reinhard Seiffert in der Auto Motor & Sport in Heft 26/1968, merkt man, dass damals ganz andere Anforderungen und Maßstäbe galten. Der durchaus nahe der Oberklasse platzierte BMW 2500 kostete damals 15.485,- DM, hatte mit 150 PS und 1.345 kg Gewicht einen als günstig eingeschätzten Verbrauch von 15,6 L/100 km, mit 8,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h und 194,5 km/h Spitze war man flott unterwegs. Den Federungskomfort und die Sitzverhältnisse im Fond nannte der Tester nicht der Preisklasse entsprechend, ebenso kritisierte er das Ansprechverhalten der Heizung und die Winterfahreigenschaften sowie die fehlende Verbundglaswindschutzscheibe. Ansonsten schätzte man den BMW 2500 als ausgezeichnetes Auto ein, dem eine erfolgreiche Karriere prophezeit wurde.
Modelle des BMW E3 in 1:43 gab es schon, beginnend mit einer Märklin-Miniatur, die vor allem unter den Schnelllaufrädern aus Plastik und den meistens etwas hängenden vier zu öffnenden Türen litt. Ein späteres Angebot von Schuco war zwar schön detailliert, aber die zu breiten Räder mit Niederquerschnittreifen störten die Optik empfindlich, beim Original war die Dimension 175 HR14 montiert. Vor einiger Zeit kam dann Minichamps mit einem neuen Modell des E3, allerdings nur als „New Horizon“-Artcar. Es war zu hoffen, dass später ein Serienauto nachkommt, was jetzt eingetreten ist. Die erste Farbe ist Karminrot, eine silbergraue Variante wird folgen.
Das Modell ist ein typischer Minichamps-1:43er, man hat seit vielen Jahren den gleichen Standard, der damals als hochwertig angesehen wurde, heute aber eher dem Niveau guter IXO-Modelle entspricht. Karosserie in Diecast, detaillierte Bodenplatte aus Kunststoff, ebenso der Scheibeneinsatz. Ätzteile sucht man vergeblich, der Kühlergrill ist ein verchromtes Plastikteil, das ist aber ok, ebenso wie die Wischer, wogegen der Außenspiegel etwas grob wirkt. Die Räder stimmen in der Dimension und der Ausführung, sie dürften allerdings eine Idee mehr Tiefe zeigen. Stoßstange und Heckblende als separate Chromteile sind in Ordnung, der Rest an Zierleisten ist lediglich in Silber aufgedruckt. Das ist, wie von Minichamps gewohnt, sauber ausgeführt, man hat sich aber dabei einen dummen Schnitzer erlaubt: Die erste Bauserie des BMW E3 hatte keine seitliche Zierleiste an der Flanke, sie kam erst später beim Facelift. Mit der Grundform des BMW aus Aachen kann man sehr zufrieden sein, in der Beziehung ist der 2500 das bisher beste 1:43-Modell dieses Typs. Vom Innenraum bin ich etwas enttäuscht, der ist nur auf Maxichamps-Niveau, also komplett schwarz. Lediglich das Armaturenbrett ist bedruckt, da hätte man sich mehr Mühe geben können. Nett, dass immerhin der Dachhimmel und die C-Säulen innen weiß lackiert sind.
Auf jeden Fall füllt der BMW 2500 von Minichamps eine Lücke in der BMW-Sammlung und insgesamt kann man mit dem Modell durchaus zufrieden sein, es passt auf jeden Fall zu den vielen anderen BMWs aus Aachen. Bei einer Auflage von lediglich 384 Exemplaren dürfte der Abverkauf zügig klappen. Und vielleicht wurde die Seitenzierleiste ja von einem Besitzer nachträglich angebracht...
Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Fotos und Text: Rudi Seidel