Montag, 30. September 2024

Französischer Doppeldecker im britischen Regen - Matra MS 650 Brands Hatch 1970 von Spark, 1:43

Der französische Rüstungs- und Raumfahrtkonzern Matra (ein Akronym für Mécanique Aviation Traction) kam letztlich durch die Freundschaft seines Gründers Marcel Chassagny mit dem Rennwagenbauer René Bonnet zum Motorsport und zur Konstruktion von Autos. Nachdem Bonnet nach der Trennung von Charles Deutsch in finanzielle Schwierigkeiten geriet, übernahm Matra seine Firma und gründete zusätzlich 1964 Matra Sports mit dem großen Ziel, sowohl in der Formel 1 als auch bei Langstreckenrennen Erfolge zu erreichen. Über die Formeln 3 und 2 arbeitete man sich hoch und tatsächlich wurde 1969 Jackie Stewart Weltmeister, allerdings wurde sein Matra von Ken Tyrrell eingesetzt und von einem Cosworth V8 angetrieben.

Auf der Langstrecke begann man 1965 mit dem M610, der noch eine Ableitung des Straßensportwagens Djet war, aber bereits im Folgejahr war der erste echte Prototyp fertig, der Matra M620 mit einem BRM-V8 von zwei Litern Hubraum. Genauso wie die Folgeentwicklungen M630 und M640 blieben internationale Erfolge aus und die unerprobte Aerodynamik führte zu schweren Unfällen, unter anderem zum Todessturz des französischen Nachwuchspiloten Roby Weber beim Le Mans-Vortraining 1967.

Ab 1969 war endlich der hauseigene 3 Liter-V12 einsatzbereit, der interessanterweise vom französischen Staat mitfinanziert wurde. Das bekannte Schlupfloch im Reglement der Marken-WM mit der Entwicklung von Porsche 917 und Ferrari 512 als Sportwagen mit 25 Exemplaren sorgte allerdings dafür, dass Matra wie auch Alfa Romeo erst einmal wenig Chancen auf Siege hatten. Von 1972 an waren die 3-Liter-Prototypen wieder unter sich, damit war Matra auf der Überholspur angekommen. Die WM in diesem Jahr ging zwar an Ferrari, aber drei Siege in Le Mans hintereinander sowie zwei WM-Titel 1973 und 1974 waren schon eine Ansage! Danach verabschiedete sich Matra vom Rennzirkus, nachdem man bereits 1972 die Formel 1-Aktivitäten beendet hatte.

Der für die Saison 1969 entwickelte Matra MS650 Spider feierte seine Premiere in Le Mans mit einem achtbaren vierten Platz, Piloten waren Jean-Pierre Beltoise und Piers Courage. Die ersten Siege gelangen dann bei den 1.000 Km von Paris sowie 1970 in Buenos Aires, jeweils mit der Fahrerpaarung Beltoise/Pescarolo. Bei den Rennen in Daytona und Sebring konnte Matra sich auf Rang 10 und 5 platzieren, immerhin hielten die Autos durch. Für die 1.000 Km von Brands Hatch wurden die MS650 modifiziert, kurze Heckpartie und Flügel vorne und hinten für mehr Downforce. Dazu kamen leistungsstärkere Triebwerke, die nahe an der Spezifikation für die Formel 1 lagen. Gefahren wurden die beiden Spider von Pescarolo/Servoz-Gavin und Jack Brabham/Beltoise. Die Startaufstellung wurde etwas verfälscht, da manche Spitzenpiloten beim gleichzeitig stattfindenden Vortraining in Le Mans antraten. Am Renntag goss es in Strömen, erst nach drei Einführungsrunden wurde das Rennen freigegeben. Gegen die Porsche 917 und vor allem Pedro Rodriguez war kein Kraut gewachsen, dazu kamen Schwierigkeiten bei den Matras. Pescarolo/Servoz-Gavin hatten einen Motorschaden, der andere Spider lag zeitweise sogar auf Rang vier, aber Feuchtigkeit in der Elektrik und später Kupplungsprobleme warfen Brabham/Beltoise bis auf den zwölften Platz im Ziel zurück.

Spark beschert den Sammlern derzeit eine ganze Menge von Varianten des Matra MS650, allerdings sind manche schon vielerorts ausverkauft. Ich habe mich für die Brands-Hatch-Version entschieden, den „Doppeldecker“ finde ich reizvoll. Die Ausführung des Modells ist sehr gut, Lackierung und Dekoration sind einwandfrei, die Form scheint mir ausgezeichnet getroffen. Vor allem die Aufhängung des Heckflügels und die Streben, die Hinterradaufhängung sowie das Triebwerk unter der Haube sind schön reproduziert. Viele feine Details wie die Scheinwerfer mit ihren Abdeckungen, der Überrollbügel, das Cockpit mit plastisch nachgebildeten Gurten oder die Räder tragen zu einem perfekten Gesamteindruck bei. Die Ansaugrohre des Zwölfzylinders sind unter der fein bedruckten Abdeckung gut zu sehen. Dieser Matra ist wirklich ein tolles Modellauto, wer einen will, sollte schnell schauen, wo er noch einen zum Normalpreis bekommt!

Matra MS650 Equipe Matra Elf 12° BOAC 1000 Brands Hatch WM 1970, Spark, Bestellnummer UK013, Auslieferung August 2024, Limitierung 500 nummerierte Exemplare, Made in Madagaskar.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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