Montag, 16. September 2024
Belgischer Heimsieg beim Revival - Mercedes Benz 300 SE 24h Spa 1964 von Spark, 1:43
Mit der Einführung des neuen, heute als „Heckflosse“ bekannten Mercedes-Benz 220 W111 im Jahre 1959 fiel in Stuttgart die Entscheidung, sich wieder im Rennsport zu betätigen, allerdings beschränkt auf Tourenwagen bei Rallyes und auf der Rundstrecke. Bereits bei der Rallye Monte Carlo 1960 feierte man den ersten Sieg, dem noch viele folgen sollten. Ab 1963 wollte man der stärker werdenden Konkurrenz (Lotus Ford Cortina, Jaguar Mk II, Ford Mustang, BMW 1800 TISA) mit dem 300 SE entgegentreten. Dessen Leichtmetallmotor mit 3 Liter Hubraum sowie das Fahrgestell mit Luftfederung boten gute Voraussetzungen, statt der serienmäßigen 160 (später 170) PS holte man über 200 PS aus dem Triebwerk, unter anderem mit der Direkteinspritzung aus dem 300 SL. Auch ein ZF-Fünfgang-Getriebe sowie 15-Zoll-Räder mit größeren Bremsen wurden verwendet. Da der 300 SE im Renneinsatz locker 28 Liter auf 100 Km brauchte, montierte man für Spa einen Tank mit 130 Litern Inhalt. Für 1965 hatte man sogar ein Triebwerk mit 232 PS entwickelt, aber der Vorstand setzte der werkseitigen Rennbeteiligung ein Ende.
Für die 24 Stunden von Spa, die 1964 nach längerer Pause seit 1953 als Tourenwagenrennen veranstaltet wurden, brachte Mercedes-Benz unter der Leitung von Karl Kling drei der 300 SE an den Start, Lancia kam mit drei Flaminia Coupés, Alfa Romeo mit zwei 2600 Sprint. Dazu natürlich unter anderem Lotus Cortina, Volvo 122 S, Alfa Romeo Giulia TI, BMW 1800 TI, Glas 1204 TS, also alles, was man damals als sportlichen Tourenwagen einschätzte. Kurioserweise waren auch die Lancia Flavia Zagato als Tourenwagen homologiert und nicht gerade als sportlich eingeschätzte VW 1500 S nahmen ebenfalls teil. Im Training war Sir John Whitmore auf einem Lotus Cortina zwei Sekunden schneller als der beste 300 SE von Eugen Böhringer, die Startaufstellung richtete sich aber nach dem Hubraum, dementsprechend waren die drei Mercedes vorne. Die Konkurrenz reduzierte sich ziemlich schnell, dazu kam noch ein tödlicher Unfall von Piero Frescobaldi auf einem Lancia Flavia Zagato, woraufhin man die letzte verbliebene Flaminia aus dem Rennen nahm. Auch die Cortinas hatten Probleme, der Mercedes von Linge/Lang musste mit Getriebeschaden abgestellt werden. So lagen Eugen Böhringer und Dieter Glemser trotz eines langen Stopps in Führung. Fünfzig Minuten vor dem Ende des Rennens kam Böhringer mit einem Schaden an der linken vorderen Radaufhängung in die Box. Man tauschte die komplette Einheit mit der des ausgefallenen Autos aus, was direkt zur Disqualifikation führte. Im Reglement war nämlich festgelegt, dass nur Ersatzteile verwendet werden durften, die in der Box vorhanden waren. So kam das belgische Team Robert Crevits/Gustave Gosselin auf dem dritten Mercedes überraschend zum Sieg vor Rauno Aaltonen/Hubert Hahne auf BMW 1800 TI und drei Alfa Romeos. Sie legten in den 24 Stunden 3.962,1 Kilometer mit einem Schnitt von 164,8 Km/h zurück.
Spark produziert ja zur Zeit eine ganze Menge Siegerwagen der 24h von Spa, eben auch den Mercedes-Benz 300 SE. Auf den ersten Blick macht das Modell einen sehr guten Eindruck, vor allem die vielen feinen Details überzeugen den Sammler. Die Lackierung ist hervorragend, die Verarbeitung gut, wenn auch bei den Scheibenrahmen vorne und hinten kleine Ungenauigkeiten sichtbar sind. Hoffentlich bleiben die Teile auf längere Sicht dort, wo sie hingehören. Besonderes Augenmerk wurde auf die Besonderheiten der Rennversion gelegt: fehlende Stoßstangen, Zusatzscheinwerfer, Haubensicherungen, Fliegenabweiser auf der Haube, Tankverschluss usw. Sogar die winzigen Chromleisten hinten an der Heckflosse wurden nicht vergessen! Das Interieur ist nahezu serienmäßig, das war damals so, Kopfstützen, Käfig, alles Fehlanzeige! Lediglich ein Scheinwerfer hinter der Windschutzscheibe wurde nachgebildet, ich nehme an, dass er zur Kommunikation mit der Box diente. Also alles bestens? Leider nein. Das schlimmste Manko des Modells sind die viel zu großen Räder. Wenn wir davon ausgehen, dass in Spa 15-Zöller montiert waren, ergibt das Nachmessen und Umrechnen fast 18,5 Zoll, was dem kleinen Mercedes ein eigenartiges Aussehen verschafft. Eigentlich dürften die Felgen statt 10,5 mm nur 8,9 mm Durchmesser haben. Zweiter Punkt sind die Seitenscheiben und die Dachlinie. Meiner Meinung nach fällt das Dach nach hinten etwas zu stark ab, dadurch wirkt die hintere Seitenscheibe zu niedrig und zu lang. Dazu kommen noch die voll verchromten Fensterrahmen, die der 300 SE nicht hatte. Sie findet man nur bei der Langversion, die hatte aber dann nicht die Chromspange an der C-Säule. Radstand und Gesamtlänge der Miniatur entsprechen dem normalen 300 SE. Ob die seitlichen Luftauslässe während des Rennens mit Gittern geschützt waren, konnte ich nicht recherchieren, auf den mir bekannten Fotos waren sie offen. Die Startnummer vorne ist etwas zu steil aufgeklebt, hinten war sie beim Original auf einer dicken Folie oder etwas ähnlichem aufgebracht, dazu findet man im Internet problemlos ein gutes Foto.
Eigentlich schade, dass Spark sich bei der Entwicklung dieses Modells einerseits große Mühe macht, andererseits aber grobe Fehler wie die zu großen Räder nicht bemerkt. So wurde die Chance auf ein tolles Modell vertan.
Mercedes Benz 300 SE Sieger 24h Spa 1964, Spark, Bestellnummer 43SPA1964, Auslieferung September 2024, keine Limitierung, Made in China.
Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Fotos und Text: Rudi Seidel