Donnerstag, 12. September 2024

Schnell, aber noch nicht ausdauernd - Alfa Romeo Tipo 33 12h Sebring 1967 von Spark, 1:43

Zu Alfa Romeos Rennsportprototypen 33 gibt es eine spannende Vorgeschichte: Die beiden Ingenieure Carlo Chiti und Lodovico Chizzola gehörten zu den Mitarbeitern, die Ferrari Ende des Jahres 1961 nach der sogenannten „Palastrevolution“ im Streit verließen. Nachdem Laura, die Ehefrau von Enzo Ferrari dafür sorgte, dass der damalige Geschäftsführer Gardini entlassen wurde, kündigte eine größere Gruppe aus Solidarität, darunter waren auch Giotto Bizzarrini sowie der Rennleiter Romolo Tavoni. Während Chiti zur neu gegründeten Marke A.T.S. ging, um dort einen Formel 1-Renner zu konstruieren, gründete Chizzola in der Nähe seiner Heimatstadt Udine eine Fabrikvertretung für Innocenti und beschäftigte sich mit dem Aufbau eines Formel-Junior-Autos. Da beide Projekte nicht zu Erfolgen führten, gründeten die Herren im März 1963 die Firma Auto-Delta, wo im Auftrag von Alfa Romeo die Giulia TZ und TZ2 gebaut wurden. Da Giuseppe Luraghi, der Präsident von Alfa Romeo, im Motorsport größere Pläne verfolgte, schlug er vor, Auto-Delta in eine AG umzuwandeln, deren Anteile Alfa Romeo kaufen würde, sowie einen Umzug in die Nähe von Mailand. Chizzola schied aus der Firma aus und Carlo Chiti war nun Generaldirektor von Autodelta, sozusagen der Rennabteilung von Alfa Romeo. Ein bereits im Stammhaus aufgebauter Mittelmotorrenner mit Giulia-Triebwerk wurde zur Keimzelle des späteren Tipo 33.

Zuerst brauchte man ein geeignetes Triebwerk, also entstand ein völlig neuer V8 mit zwei Liter Hubraum und einem Sechsganggetriebe. Der Aluminium-Aufbau des ersten Prototypen wurde durch eine Kunststoffkarosserie ersetzt und bereits am 7. Januar 1967 drehte Teodore Zeccoli die ersten Runden auf der teils noch schneebedeckten Piste von Monza. Der erste Renneinsatz erfolgte bei einem Bergrennen im belgischen Fléron, das Zeccoli tatsächlich gewinnen konnte. Zweiter war übrigens der Schweizer Harry Zweifel auf einem McLaren-Oldsmobile. Von diesem Rennen kommt einer der zwei Spitznamen des ersten 33, nämlich „Fléron“. Der andere, „Periscopo“, wird klar, wenn man das Auto anschaut.

Nach weiteren Tests standen als erstes internationales Rennen die 12 Stunden von Sebring an. Autodelta meldete zwei der Tipo 33 für de Adamich/Zeccoli und Bussinello/Andrey. Die Alfas erwiesen sich als schnell, nach der ersten Runde lag de Adamich mit der #65 sogar in Führung, wurde aber sofort von den beiden Ford Mk IV überholt. Aber bereits in der 17. Runde begannen die Probleme, sowohl bei den Motoren als auch bei den Fahrwerken. Wahrscheinlich waren die Aufhängungen der Tipo 33 der Rüttelpiste von Sebring nicht gewachsen, letztlich schieden beide mit Brüchen im Bereich der Hinterachse aus. Insgesamt war man mit der Performance zufrieden, an der Zuverlässigkeit und Stabilität musste man eben noch arbeiten. Leider blieben die Erfolge aus, bei der Targa Florio kam keiner der 33 ins Ziel, bei den 1.000 Km am Nürburgring retteten de Adamich/Nanni immerhin einen fünften Platz. In Le Mans nahm man zwar am Vortraining teil, kam aber zu dem Ergebnis, dass die Autos nicht zuverlässig genug für 24 Stunden wären und zog die Nennung zurück. Immerhin gelang Alfa Romeo im Oktober bei einem allerdings nicht international besetzten Rennen in Vallelunga sogar ein Doppelsieg. Damit war die Karriere des 33 beendet, der Nachfolger 33/2 wurde bereits im November präsentiert.

Spark hat inzwischen eine Langheckversion des Alfa Romeo 33 vom Vortraining in Le Mans angekündigt, die beiden Teilnehmer von den 12 Stunden Sebring sind bereits in der US-Serie erschienen. Für die Vorstellung habe ich die Startnummer 65 ausgesucht, die, wie gesagt, sogar kurze Zeit im Rennen geführt hat. Der Unterschied zwischen den beiden Modellen sind neben der Startnummer und Beklebungsdetails die verdeckten Scheinwerfer bei #65. Die Grundform wirkt gut getroffen und auch nahezu alle Details des Sebring-Autos sind genau reproduziert. Auffällig sind die mit Tape und Folie zugeklebten Lüftungsöffnungen an der Schnauze sowie die Scheinwerfer. Die Verglasung des Cockpits ist fein ausgeführt, auch die Metallschiene am oberen Ende der Scheibe wurde nicht vergessen. Allerdings wirkt die Windschutzscheibe eine Idee zu niedrig. Das Cockpit ist komplett bis auf eine für Sebring montierte Strebe vom Überrollbügel schräg in den Beifahrerfußraum. Die Räder sind stimmig, die unterschiedlichen Farben vorne und hinten entsprechen dem Original. Die Rückspiegel mit ihren hohen Füßen passen im Prinzip, allerdings hatten sie vorne im Fuß Lüftungsöffnungen, durch die Schläuche zur Cockpitkühlung geführt wurden. Die Lackierung ist in Ordnung, wenn mir auch das Rot eine Idee zu dunkel erscheint. Bei der Verarbeitung sind gewisse Abstriche zu machen. Von oben ist alles gut, aber am Unterboden wurde geschlampt, die Auspuffanlage ist etwas schief montiert, man sieht viele Kleberreste, vor allem unten an der Schnauze. Scheinbar hat die Bodenplatte nicht ganz gepasst, aber dann vorne einfach grob etwas abzuschneiden und nicht einmal mit schwarzer Farbe nachzubessern, ist nicht gerade professionell. Überraschenderweise musste ich dann noch feststellen, dass das Modell etwas kurz geraten ist, auch im Radstand. Das fällt vor allem auf, wenn man die ältere Diecast-Miniatur von M4 danebenstellt.

Wieder einmal ein historisches Modell von Spark mit Licht und Schatten, wobei für mich das Positive überwiegt. Mal sehen, ob Spark weitere Versionen folgen lässt, im Laufe des Jahres 1967 gab es jede Menge Modifikationen, auch Varianten ohne Schnorchel usw.

Wer genaueres erfahren und vergleichen will, dem sei das Buch „Alfa Romeo Tipo 33/1967“ von Patrick Dasse und Martin Übelher empfohlen, dort finden sich Unmengen von historischen Fotos, eben auch vom Einsatz in Sebring. Unsere Besprechung findet man unter diesem Link.

Alfa Romeo 33 Autodelta 12H Sebring 1967, Spark, Bestellnummer US314, Auslieferung August 2024, Limitierung 300 nummerierte Exemplare, Made in Madagaskar.

Fotos und Text: Rudi Seidel

unsere fachhandelspartner:

Falls Sie Interesse an unserem Partnerprogramm haben freuen wir uns über eine Nachricht an info@auto-und-modell.de.