Dienstag, 21. Mai 2024
Drei Bayern in der Sarthe - Porsche 930 Turbo Müllerbräu Le Mans 1983 von Spark, 1:43
Von den unzähligen Varianten des Porsche 911, die bei den 24 Stunden von Le Mans antraten, hatte der hier vorgestellte 930 Turbo eine spezielle Bedeutung. Auch wenn es in der Sarthe nicht zum Gruppensieg reichte, spielte das Auto in der Renngeschichte des Hauses eine besondere Rolle.
Der in Grünwald bei München geborene Georg Memminger besaß in den frühen 80er Jahren einen Porsche 930 Turbo als Straßenauto. Nach zwei Motorschäden und einem Fahrzeugbrand hatte Memmingers Rennfahrerfreund Fritz Müller aus Pfaffenhofen die Idee, den Porsche zum Rennwagen der neuen Gruppe B aufzubauen. Vom Werk kam Unterstützung durch ein günstiges Triebwerk und das Abenteuer World Endurance Championship 1982 konnte beginnen. Nachdem die ersten beiden Starts wegen technischer Probleme sowie mangelnder Qualifikationszeit nicht klappten, wurde es bei den 1000 km am Nürburgring ernst. Im Training flog Memminger von der Strecke, bis auf einen abgerissenen Ölkühler blieb der Porsche heil, im Rennen lief es besser, Memminger/Müller belegten Rang 9 gesamt und wurden Sieger der Gruppe B. Wie wichtig das war, stellte sich im Nachhinein heraus: Nach einer Entscheidung der FISA zählte dieser Erfolg für die Gesamtwertung der Marken-WM, die damit nicht an Rondeau, sondern an die Stuttgarter ging.
Daraufhin sprach Memminger bei Porsche vor, ob man zum Dank etwas für ihn tun könnte, hatte er doch bisher alles aus der eigenen Kasse bezahlt. Peter Falk, damals Rennleiter, zeigte sich entgegenkommend und verwies den Grünwalder an den Ingenieur Roland Kußmaul, unter dessen Leitung der Turbo im Werk professionell aufgebaut wurde. Die beiden folgenden Jahre sah man das Auto oft bei der Sportwagen-WM, am Nürburgring gelang wieder ein zehnter Rang, der Höhepunkt war sicherlich die Teilnahme an den 24 Stunden von Le Mans. Als dritter Fahrer kam ein weiterer Oberbayer ins Team, der Münchner Heinz Kuhn-Weiss, der mit Fritz Müller bereits in der Tourenwagen-EM unterwegs war. Sponsoren des privaten Einsatzes waren der Porsche-Händler Mahag-Sportwagenzentrum München, Fritz Müllers Brauerei und OKS Schmierstoffe von Friedrich Kuhn-Weiss, es blieb sozusagen in den Familien.
Nachdem für die ab 1982 eingeführte Gruppe B im ersten Jahr nur ein Porsche gemeldet war, der sich nicht qualifizieren konnte, traten 1983 immerhin schon acht Teams an, sechs davon mit 930 Turbos, dazu kamen zwei Exoten in Form eines BMW M1 und eines Porsche 928S. Der Warsteiner-BMW war zwar der schnellste, hielt aber genau so wenig durch wie zwei der Turbo-Porsches, während der dicke 928 nicht konkurrenzfähig war. Der Memminger-Turbo war 47. in der Startaufstellung und arbeitete sich durch Ausfälle der Konkurrenz und eine flotte, störungsfreie Fahrt bis auf den 13. Rang ins Ziel vor, der Gruppensieg blieb allerdings dem britischen Team Charles Ivey Racing vorbehalten, sie kamen mit vier Runden Vorsprung auf den 11. Platz gesamt. Auch davon gibt es übrigens aktuell ein Modell von Spark.
Die drei Herren blieben noch lange dem Motorsport verbunden, Georg Memminger hat sich dann auf die Restaurierung und Optimierung von VW Käfern spezialisiert, Fritz Müller sich um die Brauerei in Pfaffenhofen gekümmert und Heinz Kuhn-Weiss ein Unternehmen für Oberflächenbeschichtung aufgebaut.
Spark hat meiner Ansicht nach die Form des Porsche 930 gut getroffen, so ein Auto wirkt im Vergleich zu den modernen GT3 sehr zierlich, die Fahrzeugbreite ist aber genau maßstäblich. Die weiße Lackierung sowie die Beklebung sind in Ordnung, die Verarbeitung ebenfalls. Die Scheinwerfer sind abgedeckt, ob die zusätzlichen Weitstrahler während des Rennens wirklich montiert waren, ist etwas zweifelhaft, aber zumindest vom Training gibt es Bilder in diesem Zustand. Die Scheibenrahmen sind schwarz bedruckt, das wirkt aber gut, da sie leicht erhaben wirken. Zwei unterschiedliche Auspuffrohre und schöne Räder komplettieren dieses feine Modellauto. Der Innenraum ist komplett schwarz, dürfte aber vollständig ausgestattet sein, soweit man es durch die Fenster sehen kann. Die üblichen Kleinteile wie Wischer, Türgriffe, Notschalter , Startnummernbeleuchtungen oder Rückspiegel sind fein reproduziert.
Natürlich ist das Angebot von Porsche-Modellen von den 24 Stunden von Le Mans riesig, aber für mich als Münchner führt der lokale Bezug dazu, dass genau dieser 930 Turbo in die Sammlung muss.
Porsche 930 Turbo Müllerbräu Le Mans 1983, Spark, Bestellnummer S9853, Auslieferung Mai 2024, keine Limitierung, Made in Madagaskar.
Fotos und Text: Rudi Seidel