Montag, 13. Mai 2024
Das Aus kam kurz nach der Halbzeit - TOJ SC206 BMW Le Mans 1979 von Spark, 1:43
Die drei Buchstaben „TOJ“ stehen für „Team Obermoser Jörg“, die kleine Rennwagenschmiede des Bruchsaler Unternehmers Jörg Obermoser (1943-2020), der sich zuerst im Kart und bei den Tourenwagen einen Namen gemacht hatte und durch seine goldfarbig lackierten Rennautos mit der Werbung für die Warsteiner Brauerei, aber auch durch seine Leistungen eine gewisse Berühmtheit erlangte. Aus der Vertretung für March- und GRD-Fahrzeuge entstand die eigene Marke, eben TOJ, da man meinte, bessere Autos bauen zu können. In der 2-Liter-EM und der Interserie erreichte man so manchen Erfolg und konnte deshalb einige Autos an Kunden verkaufen. Einer der ersten war der Schweizer Heinz Schulthess, der zwei TOJ für den Einsatz in Le Mans 1976 bestellte. Diese sollten unter der Bewerbung von Team Warsteiner starten, kamen aber in letzter Minute in Weiß und ohne montierte Motoren nach Frankreich. Auf diese Weise scheiterte man krachend, das stärkere Auto mit einem Cosworth-V8 kam überhaupt nicht zum Laufen. Der zweite TOJ war mit einem Chrysler-ROC-Vierzylinder motorisiert, war aber zu langsam, um sich zu qualifizieren.
Zwei Jahre später kam der Franzose Hubert Striebig ins Spiel. Sein erster Anlauf erfolgte 1978 mit einem SC303, leider brannte bereits beim ersten Training ein Kolben des 3-Liter-Cosworth-Triebwerks durch und das Team BP Racing besaß keinen Ersatz. Der als Copilot eingeplante Guy Chasseuil wich auf einen Porsche 934 aus, der lief aber nur sechs Stunden.
Neues Spiel, neues Glück: 1979 versuchte sich Striebig mit einem TOJ SC206 mit einem Vierzylindermotor von BMW in der Sportwagenklasse bis 2 Liter Hubraum. Dank der Leistung von Alain Cudini, der neben Hugues Kirschhoffer zum Fahrerteam gehörte, schaffte man es auf Platz 37 in der Startaufstellung. Im Rennen dümpelte man in den 40er Rängen herum, bis in der 13. Stunde nach 121 gefahrenen Runden die Benzinpumpe den Geist aufgab. Der Klassensieg ging an einen Chevron B36. Striebig versuchte es im Folgejahr nochmals ohne Erfolg, auch von diesem Einsatz können wir uns auf ein Modell von Spark freuen. 1983/84 trat Striebig übrigens mit einer Eigenkonstruktion namens Sthemo in Le Mans an, die auf seinem alten TOJ basierte, aber das ist wieder eine andere Geschichte. Insgesamt erreichte der Franzose bei 10 Teilnahmen nur drei Zieleinläufe, alle auf Porsche, der Höhepunkt war Rang 11 im Jahre 1976.
Die beiden TOJ, die in Le Mans an den Start gingen, waren schon seit Jahren bei Spark angekündigt, endlich wurde der erste ausgeliefert. In Dunkelblau mit roter Cockpitumrandung und weißen Markierungen des Rasierwasserproduzenten Denim sieht das Modell recht elegant aus, der 1980er ist wesentlich bunter. Auffällig sind die hervorstehenden Scheinwerfer und die Zusatzlampen, besonders aerodynamisch dürfte diese Konstruktion im Gegensatz zur Grundform des Renners nicht gewesen sein. Das Cockpit ist fein detailliert, Kleinigkeiten wie die zusätzlichen Lichter auf der Haube, die Startnummernbeleuchtung, der extrem hohe Rückspiegel oder die Tankverschlüsse sind gut reproduziert. Unter dem Heckflügel sieht man Teile der Technik, vor allem ein dickes Auspuffrohr und das Getriebegehäuse. Die Räder im BBS-Stil passen ebenfalls gut. Dass zwischen den weißen Markierungen feine Streifen Trägerfolie zu sehen sind, ist sicherlich der Fertigung geschuldet, jedes Decal einzeln aufzubringen, wäre eine Sisyphusarbeit. Die Sockelbeschriftung stimmt nicht ganz, ein Fahrer namens Streibig ist uns nicht bekannt, bei Kirschoffer fehlt ein "h", aber besser Fehler auf dem Sockel als am Modell...
Insgesamt gesehen eine gelungene Miniatur eines erfolglosen Le Mans-Teilnehmers, aber viele Sammler haben ja ein Herz für die Underdogs, und der montierte BMW-Motor ist für manchen ein zusätzliches Kaufargument. Jetzt wäre es toll, wenn Raceland mit dem Warsteiner-TOJ noch eine echte Gold Edition initiieren würde!
TOJ SC206 BMW BP Denim Le Mans 1979, Spark, Bestellnummer S4770, Auslieferung Mai 2024, keine Limitierung, Made in Madagaskar.
Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Fotos und Text: Rudi Seidel