Sonntag, 5. Mai 2024

Ambitioniert, aber chancenlos - BMW M3 E36 DTM 1994 von Spark für Raceland, 1:43

Als im Herbst 1991 erklärt wurde, dass die DTM ab 1993 nach einem neuen Reglement ausgetragen werden sollte, waren die damals aktiven Hersteller einverstanden. Die sogenannte Klasse 1 sollte für Chancengleichheit sorgen, der Hubraum wurde auf 2.500 ccm begrenzt, Aufladung verboten. Als es allerdings ernst wurde, bröckelte die Zustimmung. Audi hatte sich schon Mitte der Saison 1992 im Streit um die Kurbelwelle des V8 zurückgezogen, BMW wollte nicht akzeptieren, dass im Reglement die Position des Motors im Chassis der Serie entsprechen musste, und stoppte die Entwicklung der Rennversion des M3 E36. Daraufhin verabschiedete sich auch Opel, obwohl man mit dem Calibra bereits getestet hatte. Wenn Alfa Romeo nicht gekommen wäre und daraufhin Mercedes bei der Stange blieb, wäre die DTM nach Klasse 1-Regeln eine Totgeburt gewesen.

Der Allgäuer BMW-Tuner Luggi Linder wollte allerdings nicht einsehen, dass die Meisterschaft ohne seine Hausmarke stattfinden sollte, er baute seinen eigenen DTM-Renner auf Basis des BMW E36. Über dieses Auto gibt es einiges zu schreiben, wir warten aber damit, bis das passende Modell von Spark für Raceland ausgeliefert wird.

Für die Saison 1994 kam dann der ehemalige Rennfahrer und langjährige Teamchef Udo Wagenhäuser ins Spiel. Er hatte DHL als großen Sponsor an der Hand, aber leider kein passendes Fahrzeug für die DTM, wo man sich große Werbewirksamkeit versprach. Dank seiner langjährigen Kontakte zu BMW hatte er die Chance, vom bereits vorhandenen Entwicklungsstand für den M3 E36 zu profitieren. Ob dieser Techniktransfer den Segen des Vorstands hatte, sei dahingestellt, aber Wagenhäuser konnte mit seinen Zeichnungen den Bau von Karosserien und Käfigen bei der Würzburger Firma HEIGO in Auftrag geben. Der Vierzylindermotor aus dem alten M3, für den man sich entschieden hatte, wurde in Freiburg bei Randlinger Motorenbau aufgebaut und mit einer Elektronik von TAG ausgerüstet. Dazu kam ein sequentielles Getriebe von Hewland und eine völlig neue Hinterachse. Aufgrund der vielen Baustellen geriet das Projekt von Anfang an in Zeitdruck, genau genommen kamen die beiden WS-DHL M3 nie richtig zum Laufen. Vor dem ersten Rennen konnten nicht einmal Testfahrten unternommen werden und wenn die Rennleitung nicht beide Augen zugedrückt hätte, hätte die erzielte Rundenzeit nicht einmal für den Start gereicht. Die Probleme blieben dem Team während der ganzen Saison treu, überhaupt kamen die beiden BMW insgesamt nur sechsmal ins Ziel, an Punkte war sowieso nicht zu denken. Neben Harald Becker bestritt Rüdiger Schmitt die ersten Rennen für WS-DHL, als er keinen Nerv mehr hatte, folgte ihm Georg Severich, der mit Divinol und omia zwei weitere Sponsoren brachte.

Beim sechsten Lauf am Norisring in Nürnberg schien alles besser zu werden, mit Rang 12 im Top-Qualifying B und immerhin einer Zielankunft im ersten Lauf witterte man Morgenluft, aber der Rest der Saison verlief enttäuschend, auch, weil man auf dem zweiten Auto nur noch mit ständig wechselnden Fahrern unterwegs war. Damit blieb der M3 von Udo Wagenhäuser der letzte in privater Initiative entwickelte DTM-Renner. Der Teamchef sagte aber später, dass er nichts bereue, aber ihm klar wurde, dass man zu viel auf einmal wollte. Udo Wagenhäuser hat übrigens später das Element gewechselt und betreibt am Bodensee ein Unternehmen namens Valentina Bootservice für den Vertrieb von RIBs, das sind sogenannte Festrumpfschlauchboote. Zwei Tipps für weitergehende Informationen und Fotos sind der ausführliche Artikel über die Entwicklung und die Saison mit dem WS-DHL M3 von Christian Reinsch bei Slide35 sowie die Seite von kh-saarland, wo man unter anderem jede Menge Fotos von DTM-Autos findet.

Es ist immer wieder erfreulich, dass Friedrich Lämmermann und sein Team die Firma Spark davon überzeugen können, auch sehr spezielle Vorbilder zu produzieren. Dieser BMW M3 E36 ist letztlich nur in der DTM 1994 gestartet und unterscheidet sich in vielen Details vom Linder-Jägermeister-Auto vom Jahr zuvor, auf das wir noch warten. Das Modell sieht sehr gut aus, die Form ist schön getroffen. Neben den Hauptsponsoren findet man jede Menge kleinerer Aufkleber, die oft von Rennen zu Rennen gewechselt haben. Raceland dürfte genügend Fotos zur Verfügung gehabt haben, um den Stand vom Norisring zu realisieren. Viele Details sind zu sehen, zum Beispiel die kleinen, aufgesetzten Rückspiegel, die rot abgeklebten Scheinwerfer, die BMW-Niere mit feinem Chromrahmen oder die feine Dachantenne. Vorbildgerechte Räder und ein toll reproduzierter Innenraum, bei dem vor allem die sichtbaren Teile des Käfigs auffallen, komplettieren eine gelungene Miniatur. Auf der Kopfstütze des Fahrersitzes fehlt allerdings noch ein weißer Recaro-Schriftzug. Unter dem Heck hat Spark einen fotogeätzten Flügel nachgebildet, ich sehe da allerdings auf allen mir zugänglichen Bildern einen bis zur Hinterachse durchgehenden Diffusor. Kann es sein, dass man mit unterschiedlichen Aerodynamik-Elementen unterwegs war? Die Fertigungsqualität ist übrigens ok, inzwischen hat man sich wohl in Madagaskar an das chinesische Niveau angenähert.

Insgesamt macht der kleine BMW aber sehr viel Freude, neben dem Auto von Georg Severich kann man bei Raceland auch noch das Einsatzfahrzeug von Harald Becker vom Nürburgring mit anderer Sponsorenbeklebung bekommen, der Sammler hat die Qual der Wahl.

BMW M3 E36 WS-BMW Team DHL Worldwide Express Divinol DTM Norisring 1994, Raceland Gold Edition by Spark, Bestellnummer RS1712, Auslieferung April 2024, 400 nummerierte Exemplare, Made in Madagaskar.

Unser Fotomuster kommt von Raceland, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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