Samstag, 18. Mai 2024
Elegante kleine Italienierin - Autobianchi Primula Coupé von Laudoracing, 1:18
Das erste Projekt eines Fahrzeugs mit Frontantrieb entstand beim Fiat-Konzern bereits anfangs der 30er Jahre. Wie Dante Giacosa, einer der einflussreichsten Konstrukteure und Vater des Topolino, in seinen Memoiren schilderte, unterblieb die Weiterentwicklung vor allem aufgrund eines Testunfalls, bei dem der damalige Fiat-Boss Senator Agnelli auf dem Beifahrersitz mitfuhr. Erst 30 Jahre später gelang es Giacosa und seinen Mitarbeitern, ein Frontantriebsauto produktionsreif zu bekommen, allerdings wollten die Vorstände, dass im Falle eines Misserfolgs der Name Fiat herausgehalten wurde. So wurde aus dem Projekt A109 letztlich die Autobianchi Primula.
Giacosa, der schon immer eine Vorliebe für einfache Lösungen und ökonomische Fahrzeuge hatte, war von Alec Issigonis' Kleinwagen, dem Mini, begeistert, erkannte aber auch Nachteile der Konstruktion, wie den gemeinsamen Ölkreislauf für Motor und Getriebe oder die durch die winzigen Räder bedingte geringe Bodenfreiheit. Er sah aber die Chance, bei der 1955 mit Unterstützung von Pirelli und Fiat gegründeten Firma Autobianchi ein Auto nach seinen Vorstellungen bauen zu können. Dafür wurde das Triebwerk des Fiat 1100 für den Quereinbau mit Frontantrieb umkonstruiert. Aus einem Karosserieentwurf von Vater und Sohn Boano für ein Fiat 1100 Coupé entstand letztlich das hochmoderne Konzept der Primula, nämlich ein kompakter Vier- bis Fünfsitzer mit Schrägheck, großer Klappe sowie vier Scheibenbremsen mit Bremskraftregler. Von den ersten Zeichnungen 1961 bis zum Beginn der Serienfertigung Mitte 1964 vergingen nur drei Jahre.
Die Zeit war aber noch nicht reif für ein Auto, das das Konzept von VW Golf & Co. vorwegnahm, sicherlich war der Vertrieb ohne Unterstützung der Mutter Fiat ein weiteres Handicap. In Frankreich und der Schweiz musste man zum Citroen-Händler gehen, in Deutschland wurde die Primula ins Verkaufsprogramm von NSU-Fiat aufgenommen. Trotz einer Programmerweiterung auf Zwei-, Vier- und Fünftürer und Coupé sowie 1968 ein Facelift und modernere Triebwerke wurde die Produktion 1970 nach 74.858 Exemplaren eingestellt und die Primula durch die Stufenhecklimousine A111 ersetzt, die allerdings ebenfalls nur ein Schattendasein führte. Autobianchi wurde 1975 komplett zu Lancia eingegliedert, lediglich in der Heimat blieb der Name bis 1996 erhalten. Das Stammwerk in Desio bei Mailand wurde bereits 1992 geschlossen, die letzten Autobianchi Y10 entstanden bei Alfa Romeo in Arese.
Eine exklusive Rolle im Primula-Programm spielte das am Pariser Salon 1965 präsentierte Coupé. Der Karosserieentwurf dazu stammte vom damaligen Autobianchi-Designer Fabio Luigi Rapi in Zusammenarbeit mit der Carrozzeria Touring. Bis zur Gürtellinie blieb alles gleich, aber der 5 cm niedrigere Dachaufbau mit schräger gestellten Scheiben ergab eine schnittigere Optik, statt der großen Heckklappe blieb nur noch ein kleiner Deckel übrig. Die Ausstattung wurde verfeinert, vor allem das Armaturenbrett mit Rundinstrumenten und einem Sportlenkrad mit Holzkranz fielen auf. Ein Doppelvergaser und eine schärfere Nockenwelle erhöhten die Leistung von 59 auf 65 SAE-PS, damit erreichte das Coupé immerhin rund 150 km/h Spitze. Besonders schick war das Primula Coupé Special mit Metallic-Lackierung und auf Wunsch Speichenrädern und Mittelschaltung. Die ersten 2.000 Exemplare entstanden bei Touring, auch dieser Auftrag konnte allerdings den Konkurs der Carrozzzeria nicht verhindern, wie viele Coupés später noch gebaut wurden, konnte leider nicht recherchiert werden. Übrigens betraf das 1968 zum Genfer Salon gezeigte Facelift auch das Coupé S, wie es nun bezeichnet wurde. Die kleinen Heckflossen verschwanden und der alte Fiat 1100-Motor wich dem Triebwerk des Fiat 124 Special mit 70 PS.
Solche kleinen italienischen Klassiker nimmt man sich bei Laudoracing gerne zum Vorbild für das hauseigene 1:18-Programm und so ist das Autobianchi Primula Coupé nun in vier Farben erhältlich. Graumetallic, Dunkelblau, Rot und das hier gezeigte Weiß sind die angebotenen Farben, alle Varianten auf gerade einmal 180 Exemplare limitiert. Wie von Laudoracing gewohnt, finden wir in der sehr hübsch gestalteten Verpackung ein wohlproportioniertes Resinemodell ohne bewegliche Teile. An der Front dominiert der fein dargestellte große Chromgrill, daneben gibt es schöne Frontscheinwerfer mit guter Tiefe. Hinten sitzen ebenso schöne Rückleuchten mit Chromrändern und es gibt einen Metallsticker für den "Primula"-Schriftzug. Einen solchen finden wir auch am Armaturenbrett, da gibt es aber auch sehr schöne Instrumente und ein recht tief geschüsseltes Lenkrad neben dem langen Schalthebel der Lenkradschaltung.
Die Scheibenrahmen sind, wie meistens in dieser Preisklasse, nur aufgedruckt, aber hier immerhin in Chrom foliert, was deutlich realistischer wirkt, als die silbernen Drucke, die man oft findet. Die Verarbeitung unseres Fotomusters war rundum überzeugend, das Lackfinish sehr gut und hochglänzend. Ein in jeglicher Hinsicht gelungenes Modell eines außergewöhnlichen Vorbildes - Laudoracing weiß, wie man Sammlern Freude macht!
Text: Rudi Seidel, Georg Hämel - Fotos: Georg Hämel