Samstag, 13. April 2024
Geplatzter Traum schon vor dem Start - Mirage M12 Le Mans 1982 von Spark, 1:43
Das letzte Kapitel, das von den Rennwagen mit dem Namen Mirage geschrieben wurde, war nicht gerade ruhmreich. Für die 24 Stunden von Le Mans 1982 entwickelt, wurde der Mirage M12 kurz vor dem Start disqualifiziert. Schön, dass Spark uns eine passende Miniatur dazu liefert.
Die Geschichte von Mirage begann 1967, der berühmte John Wyer wurde von Ford eigentlich ausgebootet, nachdem man mit Hilfe von Carroll Shelby den erwünschten Triumph in Le Mans erreicht hatte und das teure Rennprogramm straffen wollte. Der alte Fuchs Wyer fand dennoch Möglichkeiten, einerseits durch den von Ford finanzierten Support für die privat eingesetzten GT40, andererseits durch großzügige Unterstützung durch die amerikanische Gulf Oil Corporation. Aus dieser Verbindung ergaben sich immerhin zwei weitere Ford-Siege in der Sarthe, danach kam ein zweijähriges, bis auf die 24 Stunden erfolgreiches Intermezzo mit dem Porsche 917, bevor man sich mit den Mirage-Eigenkonstruktionen befasste. Am meisten in Erinnerung blieb sicherlich ein weiterer Erfolg 1975 in Le Mans, Ende des Jahres ging John Wyer in den wohlverdienten Ruhestand und übergab das Team an den amerikanischen Millionär Harley Cluxton III. Die gesamte Mirage-Historie hat übrigens der Sportwagen-Spezialist Thomas Nehlert in der Ausgabe 26 von „Automobilsport“ ausführlich dokumentiert, sehr empfehlenswerter Lesestoff!
Nachdem 1979 der vorerst letzte Einsatz zweier Mirage in Le Mans erfolglos verlief, blieb man zwei Jahre lang den Rennen fern. Für die neue Gruppe C entstand unter der Leitung des langjährigen Teammanagers John Horseman der Mirage M12, ein Coupé mit der Langstreckenversion des Cosworth-Achtzylinders. Aus rund vier Litern Hubraum holte man ca. 540 PS, allerdings war das langhubige Triebwerk bekannt für starke Vibrationen und fehlende Ausdauer. Das Honeycomb-Chassis entstand bei Tiga, der Firma der früheren Formel 1-Piloten Howden Ganley und Tim Schenken, die Karosserie wurde dann im Hauptsitz des Teams „Grand Touring Cars“ in Arizona montiert. Mit der japanischen HiFi-Marke Pioneer fand sich ein Hauptsponsor, zu dessen Zufriedenheit Cluxton ein prominentes Fahrerpaar engagieren konnte: Mario Andretti wollte zu seinen Erfolgen in Indianapolis und bei der Formel 1-WM den Sieg in Le Mans hinzufügen und das auch noch zusammen mit seinem ältesten Sohn Michael. Im März erfolgten Windkanaltests und im April erste Probefahrten in Riverside. Für Feintuning blieb leider zu wenig Zeit, ebenfalls für den Aufbau eines geplanten zweiten Exemplars des M12. Die Tradition verpflichtete: Für die Le-Mans-Woche ließ sich das GTC-Team im Hôtel de France in La Chartre-sur-le-Loir nieder, dem seit den Tagen der Aston-Martins üblichen Stützpunkt der von John Wyer und John Horsman angeführten Teams. Und Wyer höchstpersönlich war auch dabei.
So erschien zur technischen Abnahme und zum Training unter der Bewerbung von Grand Touring Cars der Mirage M12 mit der Startnummer 27. Trotz einiger Kritik am Unterboden und der Windschutzscheibe erteilten die Kommissare die Starterlaubnis, im Training erreichte Mario Andretti mit dem mit 936 Kg sehr schweren Auto Startplatz 9 hinter den gleich motorisierten Ford C100 und Sauber C6, die Porsche 956 waren weit voraus. Als man am Renntag den Mirage bereits in der vorläufigen Startaufstellung geparkt hatte, begann das Unglück in Person eines Rennkommissars, dem auffiel, dass die Ölkühler zu weit hinten montiert waren und das Getriebe überragten. Trotz der vorher erteilten Starterlaubnis wurde der M12 disqualifiziert, die Verantwortlichen des veranstaltenden ACO ließen sich leider nicht umstimmen. Für einen wütenden Harley Cluxton war damit das Thema Le Mans für alle Zeiten erledigt, die Andrettis erreichten im Folgejahr immerhin Rang 3, diesmal mit einem Porsche 956.
Das gescheiterte Le Mans-Chassis M12/001 wurde an Phil Conte verkauft, durfte später in den USA einige IMSA-Rennen bestreiten und wurde inzwischen wieder im historischen Rennbetrieb gesehen. Der zweite M12 wurde später aufgebaut und nach einigen Besitzerwechseln 2014 von RM Sotheby's in Monte Carlo für 84.000,- Euro versteigert.
Wie schwierig es sein dürfte, ein wirklich perfektes Modell auf die Räder zu stellen, sieht man bei der Recherche, auf fast jedem auffindbaren Fotos unterscheiden sich manche Details. Abgesehen von diversen Sponsorenaufklebern habe ich alleine drei verschiedene Außenspiegel gefunden, darunter auch die von Spark gewählte Variante mit erhöhten Blechfüßen und Spiegelgehäusen in schwarz, die aber dann noch in Wagenfarbe lackiert wurden. Erstaunlich, wie viel bei so einem Rennwagen schon vor dem Start geändert wurde. Insgesamt macht der Mirage M12 anfangs einen ganz guten Eindruck, Grundform und Verarbeitung passen, die Beklebung dürfte irgendwann so ausgesehen haben wie auch der Rest. Die Farbe des Modells ist leider zu hell, wie ich inzwischen erfahren habe, müsste es RAL 5017 (Verkehrsblau) sein. An sich schön sind die geschlitzten Abdeckungen hinten, durch die man die Räder sehen kann, beim Original waren da allerdings ausgeprägte Luftauslassrippen. Am Heck fehlen einige Details wie die Auspuffendrohre und die Nebelschlussleuchte. Vermutlich hat Spark genauso wie ich kein Detailfoto dieser Ansicht gefunden. Die Scheinwerfer sind perfekt nachgebildet und mit präzise sitzenden, transparenten Hauben versehen. Ein Scheibenwischer und feine Ansaugstutzen fehlen natürlich nicht wie auch schöne Räder, die man naturgemäß nur vorne richtig bewundern kann. Ein Modellauto, mit dem der Sammler die Geschichte der Mirage-Renner abschließen kann, wenn er die doch recht zahlreichen Fehler akzeptiert. Da es bei vielen Händlern bereits ausverkauft ist, muss sich Spark wohl nicht mehr bemühen...
Mirage M12 Cosworth GT Cars Inc. Le Mans 1982, Spark, Bestellnummer S9475, Auslieferung April 2024, keine Limitierung, Made in Madagaskar.
Fotos und Text: Rudi Seidel, vielen Dank für wichtige Informationen und Fotos an unseren Leser Peter Hoffmann.