Mittwoch, 27. März 2024
Die Kunst der Individualität - Citroën DS 21 Le Léman von Norev, 1:18
Der gelernte Sattler Henri Chapron gründete 1919 sein Karosseriebauunternehmen "Ateliers Henri Chapron" und begann zunächst mit der Reparatur und dem Umbau von Militärfahrzeugen für zivile Nutzung. Die Geschäfte liefen gut, 1923 bezog er in Levallois-Perret neue Werkshallen und entwickelte sich mehr und mehr zu einem der wichtigsten Karosseriebauer auf dem französischen Markt, so dass später auch die wohlhabende Klientel ihre Delage, Delahaye, Hispano-Suiza oder Bugatti bei ihm mit maßgeschneiderten Karosserien versehen ließ. Chaprons Produkte waren dabei nie so spektakulär wie die Kreationen der Konkurrenz von Figoni & Falaschi oder Saoutchik, aber solide Handwerksleistung und schlichte Eleganz sprachen für ihn. Doch nach dem zweiten Weltkrieg geriet Chapron - wie auch seine Wettbewerber - in Schwierigkeiten. Der Markt für individuelle Luxusfahrzeuge war zusammengebrochen, auch aufgrund drastischer Steuern für solche Fahrzeuge. Chapron konnte sich durch langfristige Verträge und mit Reparaturarbeiten über Wasser halten, aber dann stellte Citroën 1956 die revolutionäre DS vor und Chapron erkannte das Potenzial für besondere Karosserien für dieses besondere Auto.
1958 präsentierte Chapron mit dem Coupé "Le Paris" eine erste Sonderkarosserie auf DS-Basis. Auf dem Pariser Autosalon stellte er im gleichen Jahr ein viersitziges Cabriolet vor, dass bei Citroën so gut ankam, dass man eine Vereinbarung für eine gemeinsame Serienproduktion traf. Citroën lieferte die Chassis und Chapron baute von 1960 bis 1971 die "Cabriolet Usine" genannten Fahrzeuge, insgesamt entstanden ca. 1.300 Exemplare. Aber Chapron baute auch noch eigene Cabriolet-Variationen, die sich von den "Werksautos" unterschieden. Sie hörten auf die klangvollen Namen "La Croisette", "Palm Beach" und "Le Caddy" und variierten in Heckgestaltung und Frontscheibenhöhe. Zudem entwickelte er immer wieder neue Coupé-Modelle auf DS-Basis, wie den erwähnten "Le Paris" (9 Exemplare) mit einem eher rundlichen Hardtop. Deutlich gradliniger fiel der Entwurf für den Nachfolger "Concorde" von 1960 aus, der sich besonders durch sehr schmale Säulen des Dachaufbaus auszeichnete. Insgesamt 38 Exemplare entstanden, parallel dazu erschien der "Le Dandy", ein 2+2 sitziges Coupé. das eine massive C-Säule hatte, dieses außergewöhnliche aber dennoch elegante Automobil entstand bis zum Produktionsende 1968 insgesamt 39 mal. 1966 zeigte Chapron den viersitzigen "Le Léman", der, wie der "Concorde", sehr schmale Dachsäulen hatte, die C-Säule war hier aber stark geneigt. Der Kontrast von filigranem, schnörkellosem Dachaufbau und DS-Karosserie erschien hier besonders gelungen. 25 Exemplare wurden gebaut.
Höhere Stückzahlen dürften dem "Le Léman" von Norev vergönnt sein. Das 1:18-Modell ist keine echte Neuheit, die Basisform entstand schon vor Jahren für den französischen Großhändler Tacot und seine Marke "Metal18", die seinerzeit eine Reihe Chapron-DS-Sondermodelle auf den Markt brachten. Die von Norev entwickelten Modelle hatten LED-Beleuchtung und waren vergleichsweise teuer. Nun sind sie bei Norev selbst erhältlich, ohne Beleuchtung, aber deutlich günstiger. Das Diecast-Modell gefällt zunächst durch eine sehr gelungene Form, besonders den filigranen Dachaufbau trifft Norev sehr gut. Die zeitgenössische zweifarbige Lackierung passt perfekt und ist ebenso verarbeitet. Durch die großen Fensterflächen lässt sich der Innenraum gut einsehen, hier gefällt besonders das detaillierte Armaturenbrett mit dem typischen DS-Einspeichenlenkrad und den sehr komfortabel wirkenden Sitzen. Außen gibt es sehr schöne Frontleuchten, die Chromradkappen treffen das Vorbild sehr gut und die feinen Schriftzüge "Le Léman" und "Henri Chapron" an den vorderen Kotflügeln runden das Bild gelungen ab. Nur die vorderen Chromzierleisten sind vielleicht ein wenig dick geraten, wobei sie allerdings auch beim 1:1-"Le Léman" recht üppig auftragen. Ein sehr schönes Modell eines sehr speziellen Citroën und eine schöne Erinnerung an die "Ateliers Henri Chapron" und ihre kunstvollen Erzeugnisse.
Wir danken unserem Fachhandelspartner modellauto18.de für unser Fotomuster!
Fotos und Text: Georg Hämel