Sonntag, 25. Februar 2024

Die Urform des kleinen "Ferrari" V6 für die Straße - Dino 206P Berlinetta Speciale Pininfarina 1965 von Masterpiece, 1:43

Von Masterpiece, dem 1:43-Label des Großhändlers Ravensberger Handelskontor, kommt mit der Dino 206 Berlinetta Speciale der erste Vorläufer der späteren Serienfahrzeuge, die den Namen des früh verstorbenen Sohnes von Enzo Ferrari tragen. Wir haben die Geschichte des Einzelstücks recherchiert und stellen das bei Autocult produzierte Modell vor.

Untrennbar verbunden mit der Dino Berlinetta Speciale ist der Name ihres Designers, des Italieners Aldo Brovarone. Der in der Öffentlichkeit weniger bekannte, im Juni 1924 geborene Piemontese prägte von 1953 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1988 das Design von Pininfarina zusammen mit anderen Kollegen wie Leonardo Fioravanti. Zu seinen herausragenden Kreationen zählten unter anderem die Berlinetta auf Basis des Maserati A6 GCS, der Alfa Romeo 6C 2500 Superflow, der Ferrari 500 Superfast, der Peugeot 504, das Lancia Gamma Coupé und zuletzt der Ferrari F40. Da die Firma Pininfarina nach außen grundsätzlich von den Chefs Battista und später Sergio vertreten wurden, blieben die Designer im Schatten des großen Namens. Brovarone betätigte sich auch noch im Ruhestand in seinem Metier und starb im Oktober 2020 im Alter von 94 Jahren in Turin.

In einem im März 2011 in der Motor Klassik veröffentlichten Artikel erzählte Aldo Brovarone dem Designprofessor Paolo Tumminelli, wie die Dino Berlinetta Speciale entstand. Aufgrund einer technischen Zeichnung, die Räder, Lenkrad, Fahrerkopf und Höhe des Motors zeigte, sollte eine Berlinetta mit dem Sechszylinder-Dino-Triebwerk entstehen. Der erste Entwurf war Sergio Pininfarina zu Ferrari-like, so nahm Brovarone die Front eines Abarth 1000 von Pininfarina zur Hilfe, mit dessen Doppelscheinwerfern hinter einer durchgehenden Plexiglashaube und den hohen Kotflügeln war das Ergebnis ok, das ursprüngliche keilförmige Heck wurde noch von Renzo Carli, dem Schwager von Sergio Pininfarina, modifiziert, und schon stand die Grundform der Dino Berlinetta fest. In der Prototypenwerkstatt entstand auf Basis der angefertigten Zeichnungen in Originalgröße die Karosserie ohne Einsatz von Holz- , Ton- oder Kunststoff-Formen. Diese wurde auf das Chassis Nr. 0840 montiert, das war eigentlich ein Dino Rennsportwagen mit längsliegendem V6, der Prototyp war laut Brovarone nie wirklich fahrbereit. Dazu gab es noch eine kleine Anekdote: Pininfarina bemängelte vor der Präsentation am Pariser Salon 1965, dass der Dino immer noch zu keilförmig wirken würde. Also wurde das Heck mit Gewichten abgesenkt, was auf den zeitgenössischen Fotos deutlich sichtbar ist. Als Nebenwirkung fiel allerdings die eigentlich horizontale, seitliche Lichtkante zum Heck hin ab. Diese Notlösung wurde beim zweiten, gelben Prototypen korrigiert. Die spätere Serienversion des Dino GT wurde übrigens von Leonardo Fioravanti gezeichnet, hatte aber vieles vom ersten Prototypen übernommen. Nach der Premiere in Paris wurde die Berlinetta noch beim Turiner Salon im Novenber 1965 und bei der New York Motor Show im April 1966 ausgestellt.

Nach dem Tod Battista Pininfarinas wurde das Einzelstück dem Museum in Le Mans geschenkt, zu Ehren des Verstorbenen wurde auch der Vorplatz des Museums nach ihm benannt. Fast 50 Jahre später entschied man in Frankreich, den Dino zu verkaufen, da er nicht zum eigentlichen Thema, dem 24 Stunden-Rennen passte und man das Geld für die Restaurierung anderer Fahrzeuge nutzen wollte. Am 10. Februar 2017 erfolgte die Versteigerung anlässlich der Rétromobile durch das Auktionshaus Artcurial. Obwohl festgestellt wurde, dass die Berlinetta zwar äußerlich und im Interieur komplett war, aber Motorblock und Getriebegehäuse keine inneren Teile enthielten, erreichte das Auto einen Verkaufspreis von 4.390.400,- Euro. Wer der glückliche Besitzer wurde und was seitdem mit dem Prototypen passiert ist, konnte nicht recherchiert werden.

Der Sammler von Miniaturen in 1:43 hatte bisher die Wahl aus zeitgenössischen Diecast-Modellen der Berlinetta Speciale von Politoys und Mercury sowie teureren Kleinserieprodukten, zum Beispiel von Tron aus Italien. Jetzt hat Thomas Langejürgen, der italophile Chef des Ravensberger Handelskontors, für seine Masterpiece-Linie bei Autocult ein Resinmodell produzieren lassen. Wie üblich zeigt die Dino Berlinetta sehr viele feine Details, vor allem die Scheibenrahmen, die Lüftungsgitter am Heck oder die Zierleiste über dem seitlichen Einlass sind sehr filigran ausgefallen und, wie der Rest der Miniatur sehr sauber verarbeitet. Die Proportionen sind ganz gut wiedergegeben, lediglich die Partie zwischen der Wölbung der vorderen Kotflügel und der A-Säule wirkt auf mich etwas lang. Der Maßstab ist perfekt eingehalten, bei 4,08 m Länge und 1,70 m Breite war der Prototyp tatsächlich gerade mal 98 cm hoch, also 13,5 cm niedriger als die spätere Serienausführung. Das Cockpit ist sehr schön reproduziert mit beigen Sitzflächen, rot/schwarzen Türverkleidungen und weiteren Kleinigkeiten wie Fensterkurbeln und Innentürgriffen. Die typische Scheinwerferabdeckung wurde als Formteil montiert, das ist naturgemäß etwas dicker, aber dafür stabiler und leichter einzubauen. Am Fahrzeugboden sind lediglich die Endrohre der Auspuffanlage nachgebildet, Räder und Reifen passen, allerdings könnte man die Lüftungsöffnungen mit etwas schwarzer Farbe auslegen, um mehr Tiefe zu erzeugen. Die Lackierung der Berlinetta ist hochglänzend und perfekt aufgetragen, die wenigen Decals richtig platziert.

Design- und Ferrari-Fans dürften an diesem Modell kaum vorbei kommen, bei lediglich 333 Stück dürfte sich die Berlinetta schnell verkaufen, an das Preisniveau von rund 115 Euro mussten wir uns inzwischen leider gewöhnen. Die Auslieferung an den Fachhandel soll ca. Anfang März 2024 erfolgen.

Unser Fotomuster kommt vom Ravensberger Handelskontor, wir danken für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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