
Samstag, 30. September 2023
Seltenes Viersitzer-Cabrio - Alfa Romeo Giulia GTC 1964 von Matrix Scale Models, 1:43
Als Alfa Romeo auf der Internationalen Automobil-Ausstellung 1963 in Frankfurt ein neues Coupé auf Basis der Mittelklasse-Limousine Giulia präsentierte, hat sich wahrscheinlich noch niemand vorstellen können, welchen Erfolg das kleine, von Giorgetto Giugiaro bei Bertone entworfene Coupé sowohl kommerziell als auch sportlich über viele Jahre erreichen sollte. Erst 1974 erschien mit der Alfetta GTV ein Nachfolger der bei Fans meist als „Bertone“ bezeichneten Giulia GT, die später sowohl als 1300, sowie auch als 1750 und 2000 angeboten wurde, gar nicht zu reden von den sportlichen Varianten GTA, GTA Junior und GTAm. Weniger bekannt ist sicherlich, dass es sogar ein viersitziges Cabrio dieses Typs gab, die 1964 auf dem Genfer Salon vorgestellte Giulia GTC, von der kürzlich ein Modell in 1:43 von Matrix Scale Models präsentiert wurde.
Die berühmte und renommierte Carrozzeria Touring, die vor allem durch ihre Superleggera-Konstruktionen berühmt wurde, geriet ab 1964 in finanzielle Schieflage, da ein wichtiger Auftrag zur Montage von Autos des britischen Rootes-Konzern aufgrund eines Besitzerwechsels auslief. Die guten Kontakte des Firmenchefs Anderloni zur italienischen Autoindustrie führten zu zwei neuen Abkommen: Für Autobianchi schuf man eine Coupé-Version der Primula, eines modernen Fahrzeugs der unteren Mittelklasse mit Frontantrieb und Quermotor und von Alfa Romeo bekam man den Auftrag, aus dem Bertone-Coupé Giulia GT ein viersitziges Cabriolet, eben die Giulia GTC zu entwickeln. Die Rohkarosserien kamen direkt von Bertone, allerdings mit verstärkter Bodengruppe. Im neuen Werk von Touring in Nova Milanese wurden dann die Dächer abgeschnitten, das Cabrioverdeck montiert und Lackierung und Endmontage durchgeführt. Geplant waren 1.000 Einheiten, leider musste bereits 1966 nach 610 gefertigten Exemplaren die Produktion bei Touring eingestellt werden, die restlichen 390 Exemplare entstanden wohl bei Alfa Romeo und bei Bertone. So blieb die Giulia GTC ein ziemlich seltenes Fahrzeug, das werksseitig immer nur mit dem 1,6-Liter-Triebwerk verkauft wurde.
Matrix bietet die Giulia GTC in drei verschiedenen Farben an, neben Grün metallic und Silbergrau metallic eben im hier gezeigten Türkis, das mir persönlich gut gefällt. Wie gewohnt liefert der Hersteller eine fein detaillierte, hochwertige Resine-Miniatur in einer großen Vitrine an den Kunden. Die Grundform und die Proportionen sind gut getroffen, ohne nachzumessen, denke ich auch, dass der Maßstab eingehalten wurde, leider bei diesem Produzenten nicht selbstverständlich. Das Interieur ist sehr schön nachgebildet, wie auch die Karosseriedetails. Feine Ätzteile, filigrane Schriftzüge und saubere Lackierung sind Pluspunkte, auch Scheinwerfer und Rückleuchten sind gut ausgeführt. Die Verarbeitung ist im Großen und Ganzen gut, lediglich kleine Schwächen beim Einpassen des Windschutzscheibenrahmens und die an der Oberkante der Türen hingeklebte und bei den Dreiecksfenstern abstehende Chromleiste trüben das Bild etwas. Schönere Räder hat man bei anderen Herstellern auch schon gesehen, vor allem die Radkappen tragen etwas zu sehr auf. Bei den frühen Giulia GT, zu denen die Cabrios gehören, sollte das Kühlergitter außerdem verchromt und nicht mattschwarz sein. Wer mich jetzt für kleinlich hält, dem muss ich sagen, dass ich meine, bei diesem Preisniveau es schon genau nehmen zu dürfen. Schließlich kosten diese Modelle im Fachhandel rund 115 Euro. Als Fazit bleibt, dass die Alfa Romeo Giulia GTC ein hübsches Modell mit kleinen Schwächen ist, ob es dem Sammler das Geld wert ist, muss er selbst entscheiden.
Für unser Besprechungsmuster bedanken wir uns bei unserem Fachhandelspartner Colognemodelcars, dort bekommt man das Modell für relativ wohlfeile 99,95 €.
Fotos und Text: Rudi Seidel