Montag, 13. Oktober 2008

Drei magische Buchstaben - Ferrari 250 GTO von Kyosho, 1:18

Für viele Enthusiasten in aller Welt steht es außerhalb jeder Diskussion: Der Ferrari 250 GTO ist der beste Sportwagen aller Zeiten. Sicher, moderne Supersportler lassen den GTO mit enormen Fahrleistungen und gewaltiger Kraft alt aussehen, aber jene Verbindung aus Form und Funktion, die den Geniestreich des Giotto Bizzarrini auszeichnen, die hat keiner von ihnen. In seiner Glanzzeit dominierte der GTO die Sportwagenweltmeisterschaft, siegte in seiner Klasse bei den 24 Stunden von Le Mans und diente nach hartem Renneinsatz vielen seiner Fahrer auch noch als sicheres Transportmittel für die Heimfahrt - doch vor allem trägt er eine der wohl schönsten Karosserien, die je ein Ferrari-Chassis bekleidete.

Wenig erstaunlich also, dass der GTO bis heute einer der begehrenswertesten Ferrari-Typen ist und immer wieder Rekordsummen für eines der 39 Exemplare gezahlt werden - falls sich ein Besitzer wirklich von seinem Schatz trennen möchte. Gerade erst im vergangenen Monat ging ein 250 GTO für 20 Millionen Euro an einen anonymen Bieter in Großbritannien - eine gute Investition. Was der stolze Neubesitzer nun in seiner - hoffentlich gut gesicherten - Garage beherbergt, ist der wahrscheinlich größte Straßen- und Rennsportwagen aller Zeiten, die perfekte Verbindung von aufregendem Styling, großer Rennhistorie und Exklusivität. Es gibt eben nur 39 und jeder einzelne von ihnen hat seine eigene, spannende Geschichte zu erzählen.

Wenig erstaunlich auch, dass Modelle des 250 GTO zu den begehrtesten Ferrari-Nachbildungen gehören und unter den Großserienmodellen wird die Kyosho-Miniatur im Maßstab 1:18 für die nächsten Jahre die begehrteste sein, denn ihr gelingt als erstes Modell außerhalb sündhaft teurer Kleinserienpretiosen die perfekte Nachbildung dieser hinreißenden Form, die den GTO zur Legende machte.

Dabei ist das Modell keineswegs perfekt! Leider hat man an einigen Stellen nicht die Sorgfalt walten lassen, mit der ein Giotto Bizzarrini im Windkanal Stunde um Stunde an der Form des Vorbildes feilte. Die Luftauslässe an den hinteren Kotflügeln beispielsweise, warum sind sie nicht durchbrochen um, wie beim Vorbild, die heiße Luft aus den Radhäusern zu leiten? Warum ist die Frontpartie des Kyosho-GTO an der Unterseite flach, wo das Vorbild doch auch da sanfte Rundungen zeigt? Warum hat Kyosho die drei typischen Nüstern an der Front mit (meist nicht optimal passenden) Klappen verschlossen, wo sie in offener Form doch viel bekannter sind - und warum hat man sie nicht entnehmbar dargestellt?

Schwächen, ja, aber wie schnell verzeiht man sie, wenn man sich anschaut, wie wunderbar die japanischen Entwickler ansonsten gearbeitet haben. Das Lenkrad - niemand wird sich je wieder mit dem klobigen Mattel-Exemplar zufriedengeben. Die filigranen Scheibenrahmen, die chromeingefaßten Instrumente, die makellosen Leuchteneinheiten - vorne unter lückenlos passenden Glasabdeckungen - ja, man hat sich mit diesem Modell viel Mühe gegeben. Auch die typischen blauen Sitze hat Kyosho sehr gut getroffen - der Bezug soll beim Original angeblich aus ehemaligen Arbeiteroveralls entstanden sein. Leder und Komfort waren hier nie zu finden. Schade nur, dass Kyosho die Schalter und Knöpfe des spartanischen Armaturenbrettes nur durch silberne Drucke darstellt.

Beachten wir lieber die wunderbaren Speichenfelgen, die auf den ersten Blick wie echte Drahtspeichen wirken. Beachten wir die lebensechte Straßenlage des roten Renners, der nur darauf zu warten scheint, den Zwölfzylinder aufheulen zu lassen und dann die Hunaudières-Gerade hinunterzujagen. Apropos, der Zwölfzylinder. Ihn hat Kyosho in sehr guter Manier unter der exakt schließenden Motorhaube nachgebildet. Zündkabel, Schläuche, Nebenaggregate - alles an seinem Platz. Sicher, auch hier wären einige Details noch filigraner zu realisieren gewesen, aber man klagt da auf sehr hohem Niveau, denn für den Preis von knapp 100 Euro bieten andere gerade einmal kunstvoll bedruckte Plastikplatten. Die Vergaserbatterie, die Zylinderköpfe... so muss ein GTO-Motorraum aussehen. Die Nachbildung der Haubenriemen sieht auf Fotos zwar recht plastikhaft aus, macht im wirklichen Leben aber sehr viel Sinn, da sie stabil genug ist, um dem Sammler das Öffnen der Haube zu erleichtern.

Hinten findet das großartige Modell mit der scharfen Abrisskante des Spoilers und den vier chromblitzenden Endrohren seinen gelungenen Abschluss. Das unsinnige Nummernschild hätte man sich sparen können, aber diese Kleinigkeit kann ebenso wie die anderen Kritikpunkte nichts an der unumstößlichen Meinung des Rezensenten ändern: Das hier ist das beste Großserien-Modell des GTO aller Zeiten - gleich welchen Maßstabs. Angesichts der unklaren Lizenzlage für 2009 ist es für unter 100 Euro, wie sein exorbitant teures Vorbild, aber auch noch etwas anderes: Eine sehr gute Investition.

Unsere Fotomuster wurden uns freundlicherweise von Menzels Lokschuppen zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlichst für die Unterstützung!

Text und Fotos: Georg Hämel

unsere fachhandelspartner:

Falls Sie Interesse an unserem Partnerprogramm haben freuen wir uns über eine Nachricht an info@auto-und-modell.de.