Mittwoch, 2. August 2023

Stromlinienrenner auf VW-Basis - VLK 1947 von Autocult, 1:43

Die Zeit zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Währungsreform 1948 war in Deutschland keine einfache, es mangelte an allem und es drehte sich in erster Linie darum, die grundlegendsten Dinge zu organisieren, manchmal auch nicht auf legalem Weg. Dennoch fanden sich früh wieder am Motorsport begeisterte Leute, vielleicht sollte diese Art der Beschäftigung von den großen Problemen ablenken. So fanden mit Genehmigung der amerikanischen Besatzungsmacht bereits 1946 ein Bergrennen und das Karlsruher Dreiecksrennen statt, natürlich starteten in erster Linie Vorkriegskonstruktionen, die während der Kriegsjahre in guten Verstecken überlebt hatten. 1947 war schon mehr los, bereits im Mai startete man in Hockenheim, dann in München auf der Theresienwiese rund um die Bavaria sowie rund um Schotten und beim Eggberg-Bergrennen. Im August folgten noch der Braunschweiger Autobahnkurs und das Hamburger Stadtparkrennen. Dort tauchten erstmals spezielle Rennwagen auf VW-Basis auf, einerseits von Petermax Müller, aber auch der VLK von Kurt Kuhnke, ein für damalige Verhältnisse hoch modernes Renncoupé, das brandneue Modellauto von Autocult will ich hier präsentieren.

Kurt Kuhnke war eine schillernde Persönlichkeit, er war in Braunschweig aufgewachsen und dort auch etwas auf die schiefe Bahn geraten, was ihn sogar ins Gefängnis brachte. Dennoch gründete er vor dem Krieg ein Fuhrgeschäft, mit dem er so viel verdiente, dass er sich ein Rennmotorrad leisten konnte. Diese DKW baute er selbst auf Kompressorbetrieb um und war damit 1946 wieder am Start. Parallel dazu ließ er sich den später genauer beschriebenen Rennwagen auf VW-Basis bauen. Später war er in der Formel 3 aktiv und startete 1962 sogar ein unglückliches Formel 1-Projekt mit Lotus-Chassis und Rennmotoren aus der Konkursmasse des 1961 gescheiterten Borgward-Konzerns. Leider war das Kuhnkes letzte motorsportliche Aktivität, er starb 1969 noch nicht einmal 60-jährig an einem Schlaganfall.

Bereits zum Jahreswechsel 1945/1946 traf Kuhnke den VW-Ingenieur Walter Hampel und es entstand die Idee eines Rennwagens auf VW-Basis. Der Konstruktions-Chef Josef Kales und die britische Verwaltung standen überraschenderweise dem Projekt positiv gegenüber, allerdings sollte das Auto nicht im Werk gebaut werden und nicht den Namen VW tragen, daher die Bezeichnung VLK (= Vollstromlinien-Leichtbau-Konstruktion). Man fand eine Baracke außerhalb des Werks, die ursprünglich Zwangsarbeiter beherbergte. Das Fahrgestell stammte von einem Käfer oder von einem Kübelwagen, da sind sich die Quellen nicht einig, und wurde auf einen Radstand von 2,20 Meter verkürzt. Monteure der Firma Heinrich Schwen & Sohn waren für einen filigranen Rohrrahmen verantwortlich, auf den die Firma Petersen & Sattler eine aerodynamische Alukarosserie montierte. Der Motor wurde mit vom Wolfsburger Motorenchef Gustav Vogelsang konstruierten Zylinderköpfen versehen, damit erreichte man schon anfangs 36 statt der serienmäßigen 25 PS. Bereits bei der Premiere am 24. August 1947 siegte Kuhnke mit dem VLK beim Autobahnrennen in Braunschweig in der Klasse bis 1100 ccm unangefochten. Beim Hamburger Stadtparkrennen eine Woche später mit Startnummer 7 reichte es nur für Rang 2 hinter dem Münchner Wilhelm von Müller auf einem Fiat Spezial. Kuhnke war mit dem VLK auch noch 1948 aktiv, allerdings ohne große Erfolge, anschließend erfolgte der Umbau in einen offenen Rennwagen und der Verkauf an Richard Trenkel aus Bad Harzburg. Für 1951 ließ dieser sogar noch ein Porsche-Triebwerk in den VLK montieren, ersetzte ihn allerdings 1952 durch einen Glöckler-Porsche. Über den weiteren Verbleib des VLK ist leider nichts bekannt.

Wenn vom Vorbild nur einige mehr oder weniger aussagekräftige Fotos existieren, bleibt natürlich Raum für Interpretationen. Ich finde, dass Autocult sehr gute Arbeit geleistet hat. Die windschnittige, sehr modern wirkende Form ist perfekt wiedergegeben, die Oberfläche einer unlackierten Aluminiumkarosserie hat man toll reproduziert, das wirkt im Original noch besser als auf den Fotos. Naturgemäß gibt es nicht viele Details zu sehen, das liegt natürlich am Vorbild. Die Hebel zum Öffnen der Cockpitverkleidung und der Heckklappe, der dünne Auspuff, die Scheinwerfer und die feinen Scheibenrahmen, das war's schon. Die Räder sieht man sowieso kaum, sind nur schwarze Scheibenräder mit vielleicht etwas zu kleinem Durchmesser. Die Startnummer 7 weist auf das Hamburger Stadtparkrennen hin, könnte aber auf der Fronthaube etwas weiter hinten platziert sein. Im Cockpit gibt es natürlich außer Lenkrad und Fahrersitz nicht viel zu sehen.

Der VLK ist natürlich eine tolle Ergänzung früher erschienener Modelle von Autocult, Matrix & Co. wie dem Petermax-Müller-Spezial, den Denzels und Glöckler-Porsches. Allerdings gibt das inzwischen erreichte Preisniveau zu denken, rund 115 Euro für eine relativ einfache Miniatur sind schon eine Ansage. Aber das muss der Sammler letztlich selbst entscheiden, mal sehen, wie schnell die üblichen 333 Stück verkauft werden.

Ausführlicheres zum Thema findet man in Eckhard Schimpfs interessantem Buch "Prinzenpark", das 2011 im Verlag Delius Klasing erschienen ist.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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