
Montag, 24. Juli 2023
Einer kam durch - Porsche 550 1500 ccm Le Mans 1954 von Spark, 1:43
Mit dem Typ 550 entstand 1952/1953 im Hause Porsche das erste speziell für den Rennsport entwickelte Fahrzeug. Aus den Erfahrungen des Frankfurter Rennfahrers Walter Glöckler mit seinen Eigenkonstruktionen entschied man sich für einen offenen „Spyder“ mit Mittelmotor. Parallel lief die Konstruktion eines passenden Rennmotors, Ernst Fuhrmann entwickelte das berühmte, später nach ihm benannte Triebwerk mit von Königswellen gesteuerten vier obenliegenden Nockenwellen, Rollenlagern, Doppelzündung und Trockensumpfschmierung. Während bei den ersten Einsätzen des 550 noch der aus dem 356 bekannte Boxer verwendet wurde, kam der Fuhrmann-Motor nach einigen Tests in der Saison 1954 zum Zug. Der Spyder wurde überarbeitet, die geänderten Aufbauten kamen jetzt von den Karosseriewerken Weinsberg. Gleich der erste Werkseinsatz bei der im Mai ausgetragenen Mille Miglia endete mit einem sensationellen sechsten Rang gesamt und dem Klassensieg bis 1,5 Liter Hubraum.
Im Juni folgten die 24 Stunden von Le Mans, wo Porsche mit vier 550 antrat, einer davon in der Klasse bis 1,1 Liter. Der erste Porsche musste bereits nach vier Runden mit durchgebranntem Kolben aufgeben, bis zu ihrem Ausfall wegen des gleichen Defekts kurz nach Halbzeit des Rennens führten Herrmann/Polensky in der Klasse und stießen bis auf Rang 7 nach vorne. Jetzt waren zwei OSCA in souveräner Führung, der letzte verbliebene Porsche mit den Belgiern Johnny Claes und Pierre Stasse lief in den letzten Stunden nach längerer Reparatur nur noch auf drei Zylindern. Aber Le Mans ist eben wirklich erst nach 24 Stunden vorbei, kurz vor dem Ende schieden beide OSCA durch Unfall aus. So blieb für den Porsche Spyder mit der #39 der Klassensieg und Rang 12 im Gesamtklassement, obwohl er 26 bzw. 15 Runden weniger als die beiden italienischen Rennwagen zurückgelegt hatte. Der 1,1-Liter mit dem Corvette-Konstrukteur Zora Arkus-Duntov und dem Franzosen Olivier kam als Vierzehnter und Klassensieger ebenfalls noch ins Ziel, allerdings war kein Konkurrent mehr im Rennen.
Die Saison 1954 konnte für Porsche durchaus als Erfolg gesehen werden, mit Klassensiegen bei der Mille Miglia, in Le Mans und bei der Carrera Panamericana setzte man Ausrufezeichen. Bis 1957 war der 550 noch als Werkswagen unterwegs und wurde ständig weiterentwickelt. Der größte Sieg gelang 1956 bei der Targa Florio, das wäre noch ein Wunschmodell von Spark!
Das Vorbild dieses Modells war übrigens die Fahrgestellnummer 12 von insgesamt 15 Porsche 550 Prototypen. Nach Le Mans wurde der Spyder an den in Guatemala lebenden Tschechen Jaroslav Juhan verkauft, der mit ihm die Carrera Panamericana bestritt, wobei er mit Werksunterstützung rechnen konnte und hinter seinem Teamkollegen Hans Herrmann den vierten Platz im Gesamtklassement erreichte, das war ein grandioser Erfolg für Porsche. Der Spyder wurde später nach Argentinien weiterverkauft und noch längere Zeit bei Rennen eingesetzt, bis sich die Spur verlor. Erst 2019 tauchte das Auto wieder auf und der Besitzer veranlasste eine Restaurierung mit dem Wunsch, den Zustand von Le Mans 1954 wiederherzustellen. Der Auftrag ging an die in Eberdingen-Nussdorf ansässige Firma Orca Restaurations GmbH, wo man den Spyder bis hin zur Startnummer und der dazugehörigen Beleuchtung perfekt wiederhergestellt hat.
Aber jetzt freuen wir uns erst einmal über die kürzlich ausgelieferten Porsche 550 von Le Mans 1954, die Klassensieger sind aktuell lieferbar, die ausgefallenen #40 und #41 dürften demnächst folgen. Auf den ersten Blick hat Spark gute Arbeit geleistet, die Proportionen und die vielen Details wirken überzeugend. Besonders fein ist das Cockpit ausgefallen, selbst die hölzerne Ersatzteilkiste rechts im Cockpit und der ziemlich windige, vom Reglement vorgeschriebene Beifahrersitz fehlen nicht. Das Lenkrad weist sogar ein Porsche-Logo auf der Nabe und fotogeätzte Speichen auf, allerdings müssten statt dreimal zwei dreimal vier Speichen da sein und den linken Lenkstockhebel gab es nach meinen Informationen erst ab 1955. Ein hübscher Gag ist das unter den Lüftungsgittern sichtbare Ersatzrad, sehr fein die Haubenverschlüsse und das amtliche Kennzeichen am Heck. Die Räder sehen ganz gut aus, immerhin verwendet man jetzt nur noch 4 mm breite Reifen, maßstäblich wären um die 3 mm, das Original fuhr die Dimensionen 5.00x16 vorne und 5.25x16 hinten. Die Verarbeitung meines Musters ist perfekt, auch der Decals. Allerdings scheinen mir die Startnummern etwas zu klein und am Heck müsste die Ziffer etwas weiter gegen den Uhrzeigersinn gedreht werden. Wenn man genau hinschaut, kommen einem die Fronthaube zu kurz und der hintere Radausschnitt zu hoch vor. Mehr stört mich allerdings die falsche Form der Abdeckung des Beifahrersitzes, die müsste zum Fahrer hin wesentlich runder verlaufen. Kleinigkeiten sind hingegen die etwas groben Schraubenköpfe an der Verkleidung des vorderen Lufteinlasses und die fehlenden kleinen Rückstrahler in den Rücklichtern. Das klingt jetzt insgesamt ziemlich dramatisch, dennoch gefällt mir das Modell gut. Aber man fragt sich wieder, warum recherchiert man nicht gründlicher, bei den erwähnten Ungenauigkeiten wäre sicherlich richtige Ausführung nicht teurer gewesen. Man gibt sich ja schon Mühe, wie an den feinen Details zu sehen ist. Übrigens gibt es sogar einen reproduzierten Unterboden mit einer feinen Auspuffanlage.
Porsche 550 Porsche KG 12° Le Mans 1954 Sieger 1500 ccm, Spark, Bestellnummer S9706, Auslieferung Juli 2023, Made in Madagascar, keine Limitierung
Fotos und Text: Rudi Seidel