Sonntag, 28. Mai 2023

Berlinetta Boxer für die Rennstecke - Ferrari 512 BB 24h Le Mans 1978 von Tecnomodel, 1:18

Ferrari hatte für die 1973 mit dem 365 GT4 BB begonnene „Berlinetta Boxer“-Reihe keinerlei motorsportliche Ambitionen, doch da hatte man die Rechnung ohne die umtriebigen Importeure und ihre erfolgreichen Rennteams gemacht. Luigi Chinettis North American Racing Team beschaffte zwei BB und baute diese nach IMSA-Regularien zu Rennsport-GTs um, letztlich sogar mit etwas Unterstützung aus Maranello. Die Ergebnisse waren teils solide, 1975 erreichte man einen 6. Platz in Sebring und 1977 kam man in Le Mans auf den 5. Platz in der Klasse, aber meist fiel man durch technische Probleme aus. Als der 365 BB 1976 durch den 512 BB mit nun 5 Liter großem Zwölfzylinder abgelöst wurde, weckte der neue Sportwagen auch sofort Interesse bei den Importeuren. Dieses Mal war das Werk allerdings deutlich mehr involviert, in Zusammenarbeit mit der Kundensportabteilung in Maranello entstanden vier Rennvarianten des 512 BB für Charles Pozzi (Frankreich), das N.A.R.T. (USA) und Jacques Swaters‘ Ecurie Francorchamps (Belgien). Die Wagen hatten breitere Kotflügel (für breitere Rennreifen), einen Dachspoiler, einen vergrößerten Frontspoiler und einen großen Flügel am Heck, der von der Front des F1-Boliden 312 T3 entnommen wurde. Zusätzlich gab es bei zwei Fahrzeugen noch eine experimentelle verlängerte Front, die angesetzt werden konnte. Die derart überarbeiteten 512 BB wurden 1978 in Le Mans an den Start gebracht. Bei der Ecurie Francorchamps hatte man sich zwischenzeitlich für ein anderes aerodynamisches Konzept mit verlängertem Frontspoiler und einem anderen Heckflügel entschieden. Die Autos waren deutlich schneller als der Vorgänger, doch fielen alle vier mit Defekten aus. Immerhin erschien das Projekt Ferrari nun aber als so vielversprechend, dass man eine echte Rennversion des 512 BB entwickelte, die eine völlig andere Karosserie aufwies.

Diesen 512 BB LM gab es vor einiger Zeit als herausragendes BBR-Modell im Maßstab 1:18. Auch die Rennvarianten des 365 GT4 BB hatte u.A. BBR in 1:18 im Programm, aber von den ersten Rennversuchen des 512 BB fehlte bislang jede Spur. Schade an sich, denn gerade die weiß/roten Pozzi-Boliden sind attraktive Rennautos. Diese Lücke füllt nun Tecnomodel mit einer Reihe von soeben erschienenen Resineminiaturen. Neben zwei undekorierten Versionen in rot und gelb gibt es die Autos des N.A.R.T. und die beiden Pozzi-Autos, einmal mit langer Nase und, wie hier gezeigt, der (schöneren) seriennahen Frontpartie. Die Modelle sind recht schmal limitiert – die gezeigte Variante auf gerade einmal 165 Exemplare – und sind bereits oft vergriffen.

Die Form trifft Tecnomodel gut, der Wagen steht gut da, dürfte nur noch ein wenig tiefer liegen. Die Details sind oft sehr schön, die kleinen Startnummernleuchten oder auch die feinen Sicherungsringe der Haubenbefestigung vorne können gefallen. Dagegen fallen die Auspuffanlage und die Aufhängungsdetails am Heck deutlich ab. Immerhin gibt es überall feine durchbrochene Gitter und die Verarbeitung meines Modelles gab keinen Grund zur Klage. Die Felgen sind schön, der Innenraum vorbildgerecht spartanisch, wobei hier einige Details auch ein wenig grob ausfallen.

Allerdings gibt es ein großes Problem mit der Renndekoration. Diese ist hervorragend aufgebracht, aber die weißen Flächen sind nicht lackiert, sondern Decals mit recht matter Oberfläche, die sich deutlich vom glatten roten Lack abheben. Die Verarbeitung ist hier ausgezeichnet, aber der Kontrast von matten Decals und Lack ist bei einem Modell dieser Preisklasse schon unerfreulich. Da wäre eine abschließende Klarlackierung sehr wünschenswert gewesen und die Freude über ein ansonsten schönes Modell wird getrübt. Dennoch, wer an diesen frühen 512 BB Rennvarianten Interesse hat, für den führt momentan kein Weg an Tecnomodel vorbei.

Fotos und Text: Georg Hämel

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