Montag, 24. April 2023

Exote auf verlorenem Posten - ASA RB613 NART Le Mans 1966 von Spark, 1:43

Die kleine Marke ASA (Autocostruzioni Società per Azioni) wurde 1962 durch den italienischen Elektro-Chemie-Industriellen Oronzio de Nora zusammen mit seinem Sohn Niccolo in Mailand gegründet. Man hatte sich nach langen Verhandlungen mit Enzo Ferrari geeinigt, dessen Projekt eines kleinen Sportwagens zur Serienreife zu bringen und zu produzieren. Helfen sollte dabei Giotto Bizzarrini, der ja eines der Opfer der Palastrevolution von Maranello war. 1963 präsentierte man den ASA 1000 GT als Coupé und Spider, aber bis zum Beginn der Produktion verging viel Zeit und der Preis stieg ständig, in den USA hätte man für 2/3 davon bereits eine Corvette bekommen! Dennoch wurden weiterhin neue Versionen präsentiert, wie das 411 Coupé mit hubraumstärkerem Triebwerk und schließlich 1966 der RB613, ein Targa-Coupé mit herausnehmbarem Dachteil und einem neu konstruierten Sechszylindermotor mit lediglich 1300 ccm Hubraum, einer obenliegenden Nockenwelle, dem mit Hilfe von drei Weber-Doppelvergasern 124 PS bei 7.000 1/min entlockt wurden. Der Entwurf der Kunststoffkarosserie soll angeblich von Luigi Chinetti Jr. stammen, dem Sohn des Bosses des North American Racing Teams, produziert wurde der Aufbau bei der ebenfalls in Mailand ansässigen Carrozzeria Corbetta. Insgesamt entstanden wohl gerade drei Exemplare, die Gesamtproduktion der Marke ASA blieb unter 100, so kann man sich vorstellen, dass den de Noras diese Liebhaberei schnell zu teuer wurde, 1967 wurde die Firma geschlossen.

Die drei ASA RB613 hatten unterschiedliche Lebenswege: Einer, 21000, blieb nach seiner Präsentation auf dem Genfer Salon 1966 bei der Familie de Nora, während die anderen beiden bei den 24 Stunden von Le Mans starteten. Das Fahrzeug mit der Fahrgestellnummer 21003 wurde von Chinettis North American Racing Team gemeldet, in den amerikanischen Rennfarben Weiß mit blauem Streifen lackiert, und mit der Startnummer 54 von Francois Pasquier und Robert Mieusset gefahren, während die rote 21004 von ASA selbst als Bewerber mit den Piloten Spartaco Dini sowie Ignazio Giunti antrat. Dieser RB613 wurde dann nach Amerika transportiert, um 1967 mit einem Damenteam an den 24 Stunden von Daytona und den 12 Stunden von Sebring teilzunehmen, dort kam der ASA sogar ins Ziel, in Daytona als 24. und in Sebring als 25. Bis 1989 blieb das Auto im Besitz von Luigi Chinetti, dann an einen italienischen Sammler. Im Jahr 2012 versteigerte Artcurial das Auto für rund 300.000,- €. Während der Verbleib von 21003 nicht zu recherchieren war, wurde 21000 im Jahre 2013 ebenfalls von Artcurial zusammen mit anderen Fahrzeugen aus der de Nora-Sammlung bei einer Auktion angeboten und für rund 228.000,- € verkauft. Kurioserweise wurde dieser ASA so restauriert, wie 21003 in Le Mans antrat, also Weiß mit blauem Streifen und der #54.

Zurück zu Le Mans 1966: Natürlich waren die ASA trotz ihrer feinen, kleinen Sechszylinder nicht konkurrenzfähig, in der Qualifikation war nur der einzige Mini-Marcos langsamer, so blieben die Startplätze 53 und 54. Diverse Ausfälle und Reparaturen spülten die beiden italienischen Renner immerhin auf Platz 41, 42 nach vorne, bis das Unheil seinen Lauf nahm. Die rote #61 bekam Kraftübertragungs-Schmerzen und verbrachte viel Zeit an der Box. Das NART-Auto lief ohne größere Probleme, bis es in der sechsten Stunde in der Mulsanne-Kurve von einem schleudernden CD-Peugeot abgeschossen wurde. Beide Fahrzeuge gerieten in Brand und vorbei war's. Vielleicht erklärt dieser Unfall auch, dass 21003 eventuell nicht mehr existiert? Der andere RB613 gab das Rennen nach acht Stunden auf, bis dahin hatte man gerade mal 31 Runden zurückgelegt. Zum Vergleich belegte der Klassensieger der Prototypen bis 1.300 ccm, eine Renault Alpine A210, den zehnten Platz gesamt mit 311 Runden! Und der Mini-Marcos schaffte immerhin 258 Runden und wurde als 15. und letzter gewertet.

Meine Vorliebe für italienische Exoten dürfte bekannt sein, so war die Freude über den ASA RB613 groß, und da ich das NART gerne mag, wurde es das weiße Auto. Bisher gab es nur Modelle davon aus einer italienischen Kleinserie, die waren aber grenzwertig schlecht und dafür richtig teuer. Spark hat diesmal hingegen tolle Arbeit geleistet. Die Grundform ist sehr gut getroffen, vielleicht ist der Dachaufbau eine kleine Idee zu hoch. Die Details stimmen, man hat sich nicht von den Abweichungen des restaurierten Fahrzeugs irritieren lassen. Besonders gefallen mir die nicht zu breiten Räder mit rotem Innenteil und der nachträglich integrierte Schnelltankverschluss, aber auch die angedeuteten Schiebefenster und die Scheinwerfer mit Abdeckungen verdienen Beachtung wie die Startnummernbeleuchtungen oder die kleinen Signallämpchen auf dem Dach. Das Cockpit ist fein gestaltet, selbst die verchromten Innentürgriffe wurden nicht vergessen. Beim Recherchieren bin ich auf ein Foto gestoßen, das den ASA in der Sandbank zeigt. Da hatte er allerdings noch keinen Blendschutz in der Frontscheibe und nur einen einarmigen Scheibenwischer. Das Bild stammt möglicherweise vom Training, denn am Start waren Blendschutz und zweiarmiger Wischerarm montiert. Und beim Rennunfall geriet das Auto ja in Brand, das müsste man sehen.

Die Fertigungsqualität ist übrigens sehr gut, schön, dass man in Madagaskar Fortschritte zeigt. Und aufgrund der Qualität des Modells würde ich wahrscheinlich bei einer Daytona- oder Sebring-Version noch einmal schwach werden.

ASA RB613 North American Racing Team Le Mans 1966, Spark, Bestellnummer S2995, Auslieferung April 2023, keine Limitierung, Made in Madagascar.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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