Montag, 3. April 2023

Schnell, aber nicht ausdauernd - Osella PA5 BMW Le Mans 1977 von Trofeu, 1:43

Der 1939 geborene Vicenzo „Enzo“ Osella begann sich bereits im Alter von 18 Jahren für den Rallye- und Rennsport zu interessieren, 1963 erhielt er eine Anstellung bei Carlo Abarth als Testfahrer, machte sich aber auch mit der Technik und den Tuningmöglichkeiten vertraut. Parallel zu seiner Arbeit gründete er eine Fabrikvertretung für Abarth-Fahrzeuge in Turin. Als Carlo Abarth sich 1971 zurückzog und Markenrechte sowie Fabrikanlagen an Fiat verkaufte, konnte Enzo Osella die Rennabteilung erwerben, die er unter dem Namen Osella Corse weiterführte. Internationale Bekanntheit erreichte die Firma natürlich durch ihr elfjähriges, nahezu erfolgloses Engagement in der Formel 1, aber die Sportwagen waren vor allem in Italien bei Berg- und Rundstreckenrennen sehr stark vertreten und oft siegreich.

Nachdem die ersten Osella-Sportwagen noch auf den Abarth-Wurzeln aufbauten, kam 1974 mit dem PA3 eine Monocoque-Konstruktion, deren Designer Antonio Tomaini später lange Jahre als Renningenieur bei Ferrari tätig war. Da das Chassis vor allem an Privatfahrer verkauft werden sollte, waren die unterschiedlichsten Motorisierungen möglich. Im Jahre 1977 war man beim PA5 angelangt, mit dem Osella die komplette Weltmeisterschaft der Sportwagen als Werksteam bestritt. Alfa Romeo gewann alle Läufe, aber in der Zweiliter-Klasse hielt die Osella-Truppe die Konkurrenz von Chevron, Lola und Sauber in Schach. Als Antrieb diente der Zweiliter-Vierzylinder von BMW, der ursprünglich für die Formel 2 konstruiert wurde. Auch bei den 24 Stunden von Le Mans 1977 trat das Werk erstmals an, als Fahrerteam hatte man die Franzosen Alain Cudini und Raymond Touroul sowie die Italienerin Anna Cambiaghi verpflichtet. Cudini schaffte im Qualifying erstmals für einen Zweiliter-Sportwagen eine Rundenzeit von unter vier Minuten, was Startplatz 18 von insgesamt 55 Teilnehmern bedeutete. In den ersten drei Stunden arbeitete sich der Osella bis auf Rang 12 nach vorne, dann warfen ihn diverse technische Probleme zurück, in der elften Stunde verabschiedete man sich endgültig. Auch 1978 und 1980 sah man jeweils einen privat eingesetzten Osella in Le Mans am Start, aber leider nie im Ziel.

Seit einiger Zeit produziert der portugiesische Hersteller Trofeu unter dem Label DSN 1:43 Modellautos im 3D-Druck. Während man bei geschlossenen Fahrzeugen noch einiges an Verbesserungspotential hat, vor allem bei der Passung der Scheiben, sind die offenen Sportwagen ganz ok und füllen vor allem Lücken in der Sammlung, die von anderen Fertigmodell-Herstellern bisher vernachlässigt wurden. Auch die Osella-Renner konnte man bisher nur als Kit bekommen, jetzt sind die beiden Le Mans-Teilnehmer von 1977 und 1978 bereits ausgeliefert, der von 1980 mit der interessanten Fahrerpaarung Lella Lombardi/Mark Thatcher folgt bald.

Ich habe mir für die Vorstellung das rote Werksauto ausgesucht und bin auf den ersten Blick ganz zufrieden. Die Grundform ist gut getroffen, Lackierung, Beklebung und Gesamtfinish sind soweit in Ordnung, allerdings nicht auf dem Niveau von beispielsweise Spark oder TSM. Der fotogeätzte und gebogene Heckflügel wirkt filigran, sollte aber in der Mitte noch eine kleine Finne besitzen. Auch die Technik am Heck und das Cockpit sind befriedigend reproduziert, dazu gibt es schöne Räder. Bei genauerer Betrachtung findet man allerdings, wie bei Trofeu leider üblich, diverse Ungenauigkeiten. Die Lufteinlässe an den Flanken und die Scheinwerferschächte sollten schwarz ausgelegt werden, der Einlass neben dem Fahrerkopf war größer. Der Osella hat etwas zuviel Bodenfreiheit, die Startnummernbeleuchtungen sind nur als Decals wiedergegeben und die Rückspiegel plump. Das runde DAS-Logo an der Schnauze finde ich bei allen Vorbildfotos nur auf der linken Seite, das könnte man aber leicht entfernen, da kein Klarlack verwendet wurde. Letztlich sind es einige Kleinigkeiten, die den Gesamteindruck beeinflussen, der Sammler kann selbst entscheiden, ob das Modell ihm die geforderten 75 bis 80 Euro wert ist. Auf jeden Fall ist der Osella eine nette Abwechslung, wenn man sich für Rennautos mit BMW-Triebwerk oder Le Mans-Exoten interessiert.

Osella PA5 BMW Osella Squadra Corse Le Mans 1977, Trofeu, Bestellnummer DSN73, Auslieferung März/April 2023, Limitierung auf 150 Exemplare, Made in Portugal.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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