Samstag, 11. März 2023

Ferrari im Maßanzug - Touring Superleggera Aero 3 von Tecnomodel, 1:18

Die Carrozzeria Touring wurde 1926 durch den Karosseriebauer Felice Bianchi Anderloni in Mailand gegründet. Besonderes Aufsehen erregte man 1938, als Anderloni ein revolutionäres Konstruktionsprinzip für Autokarosserien präsentierte. Auf ein leichtes, dreidimensionales Profilgestänge wurden die Aluminiumbleche aufgebracht, was zu einer ebenso stabilen wie leichtgewichtigen Karosserie führte. Touring taufte das System auf den Namen „Superleggera“ und patentierte es. Nach dem Tod des Gründers führte sein Sohn Carlo Felice Bianchi Anderloni die Firma ab 1948 weiter, die in den 1950er Jahren eine wahre Blütezeit erlebte. Die junge Firma Ferrari ließ in ihren Anfangsjahren viele Fahrzeuge bei Touring karossieren, aber auch andere Hersteller wie Alfa Romeo, Lancia oder Aston Martin wurden immer wieder bei Touring vorstellig. Leider geriet die Firma 1966 infolge eines geplatzten Großauftrages in Schwierigkeiten und musste Insolvenz anmelden. Ein trauriges Ende für einen großen Namen.

Doch 2006 kehrte der Name zurück, als eine Tochterfirma der belgischen D’Ieteren-Gruppe die Carrozzeria Touring Superleggera in Mailand neu gründete. Seitdem entstehen dort in klassischer Handarbeit Prototypen, aber auch in sehr kleinen Stückzahlen produzierte Sonderkarosserien auf Maserati-, Alfa Romeo- oder Ferrari-Basis. Designdirektor war bis 2022 der junge belgische Designer Louis de Fabribeckers, der auf dem Salon Privé in Blenheim Palace, einem hochklassigen Concours d’Elegance, 2020 den Touring Superleggera Aero 3 präsentierte. Als Hommage an die aerodynamischen Sportwagenkarosserien der späten 1930er Jahre gedacht, soll er besonders an die von Touring gestaltete Alfa Romeo 8C 2900 Berlinetta Aerodinamica erinnern. Unter dem kunstvollen Blech steckt allerdings kein Alfa, sondern die Technik des Ferrari F12. Den Vortrieb besorgt also ein V12 mit 740 PS und trotz der Motorsportzitate der Optik gibt es innen das volle Komfortprogramm des Ferrari. 15 Exemplare soll es geben, die natürlich an die individuellen Wünsche der Kunden angepasst werden.

Bei Tecnomodel hat man bereits einige der Touring Superleggera-Sonderkarosserien in Modellform umgesetzt, diese Reihe setzte man nun mit dem Aero 3 fort. Vier Varianten gibt es, darunter die hier gezeigte graue Version, die eher elegant daherkommt. Die Form sitzt nahezu perfekt, nur die stärker gewölbte Frontscheibe hat man nicht ganz getroffen – da stößt vermutlich die verwendete Klarsichtfolie an ihre Grenzen. Ansonsten steht der Aero 3 sehr gut da. An der Frontpartie gibt es die großen Lufteinlässe (die in durchbrochener Form noch schöner gewesen wären) und fein gestaltete Leuchten. Die klassische Seitenlinie passt und führt zum ungewöhnlichen Heck mit seiner mittigen Heckflosse, die an die aerodynamischen Experimente der 1930er Jahre erinnern soll, aber im Vorbild keinerlei echte Funktion hat.

Das Interieur wird schön detailliert nachgebildet, besonders das Ferrari-Lenkrad mit allen Knöpfen und Schaltern hat Tecnomodel aufwändig modelliert. Es gibt Stoff-Sicherheitsgurte und ein feines Armaturenbrett. Außen haben wir hinten die riesigen Auspuffblenden und die schmalen Rückleuchten, zwischen denen ein filigranes Herstellerlogo sitzt. Felgen und Bremsen sind gut gelungen und runden das Modell ab, dessen Verarbeitung dem Preis angemessen überzeugend ausfällt. Natürlich dürfte es, wie oft bei Tecnomodel, im Detail gerne noch etwas mehr sein, aber ich freue mich sehr über dieses ungewöhnliche Vorbild. Um die Qualität der Modellumsetzung noch etwas besser würdigen zu können, gibt es noch einige Bilder des Vorbildes, die im Rahmen der Ausstellung „Supercars 2“ im Museum Autoworld in Brüssel entstanden sind.

Fotos und Text: Georg Hämel

unsere fachhandelspartner:

Falls Sie Interesse an unserem Partnerprogramm haben freuen wir uns über eine Nachricht an info@auto-und-modell.de.