Freitag, 24. Februar 2023

Der Ex-Werks-Spyder in privater Hand - Porsche 917 PA Vasek Polak CanAm 1971 von Spark, 1:43

Der Porsche 917 PA Spyder (PA für Porsche Audi Division) verdankte seine Existenz zum großen Teil der Hartnäckigkeit von Jo Siffert, der der Meinung war, dass man in der CanAm-Serie konkurrenzfähig sein könnte. Allerdings hatte Porsche wenig Kapazität frei, man war in erster Linie auf die Sportwagen-WM und Le Mans fixiert. Dennoch machte man sich an die Arbeit: Der Rohrrahmen wurde umkonstruiert und eine Karosserie im Stile des 908 Spyder geformt, technisch änderte sich wenig, lediglich ein größerer Kraftstofftank und breitere Hinterräder wurden montiert. Für Gewichtsoptimierungen blieb keine Zeit, so brachte der PA Spyder 775 kg auf die Waage, gerade 30 kg weniger als das Coupé. Mit 917 027 und 917 028 entstanden zwei Fahrzeuge. Während der erste nur für Tests genutzt wurde und später für die Aufnahme des 16-Zylinder-Triebwerks umgebaut wurde, ging 028 per Luftfracht in die USA. Mit Unterstützung des Ex-Rennfahrers Richie Ginther und dessen Mechanikerteam konnte Jo Siffert bereits beim fünften Lauf der CanAm teilnehmen, in der Endabrechnung wurde der Schweizer immerhin Vierter, wenn auch kein Laufsieg heraussprang, die McLaren und Lola waren leichter und mit ihren Siebenliter-V8-Triebwerken leistungsmäßig überlegen. Aber eine erste Duftmarke war gesetzt.

1970 lag natürlich die Priorität auf dem Sieg in Le Mans, der ja letztlich gelang. Die Versorgung zweier Teams (John Wyer und Porsche Salzburg) mit konkurrenzfähigem Material sowie die Entwicklung des neuen 917 Langheck und des wendigen 908/3 Spyder ließen keinerlei Raum für andere Projekte, daher musste ein weiterer Einsatz bei der CanAm zurückstehen. Erst für 1971 machte man sich in Stuttgart und Weissach wieder an die Arbeit. Für Jo Siffert baute man mit dem 917/10 den Vorgänger des 1972 erfolgreichen Turbo-Porsche. Leider konnte der Schweizer nicht mehr dabei sein, als George Follmer und Mark Donohue ihre Siege feierten. Bei einem nicht zur WM zählenden Formel 1-Rennen in Brands Hatch verunglückte er tödlich. Dennoch landete Siffert im Endklassement 1971 noch auf Rang 4 hinter den unantastbaren McLaren von Revson und Hulme sowie dem Superstar Jackie Stewart auf Lola.

Zurück zu 917 028, nach einem Jahr Stillstand kaufte Vasek Polak den Porsche, um ihn in der CanAm einzusetzen. Der gebürtige Tscheche Polak floh 1948 nach Bayern und emigrierte 1956 in die USA, wo er beim bekannten Autohändler und -importeur Max Hoffman als Porsche-Mechaniker anfing. Bereits zwei Jahre später ging er an die Westküste und baute dort ein Unternehmen auf, dass sich zuerst ausschließlich mit Autos aus Zuffenhausen beschäftigte. Sein eigenes Rennteam war lange Zeit in den USA aktiv, natürlich meist mit Porsches. Fast „standesgemäß“ verstarb Polak 1997 an den Folgen eines Verkehrsunfalls mit einem Porsche Turbo auf einer deutschen Autobahn. Zu seinem Mechanikerteam 1971 zählte ein gewisser Alwin Springer, der ja als Mitbegründer von Andial Racing noch eine große Rolle für Porsche im Motorsport spielen sollte. Und als Fahrer für den 917 PA engagierte man Milton „Milt“ Minter, einen Routinier, der vor allem in den USA bei Langstreckenrennen, in der TransAm und der IMSA erfolgreich war. Unter anderem stehen in seiner Erfolgschronik zweite Plätze bei den 12h Sebring, den 24h Daytona und in der Gesamtwertung der CanAm, alles im Jahr 1973.

Die Saison mit 917 028 verlief allerdings eher durchwachsen. Gleich beim ersten Lauf in Mosport konnte man wegen Motorproblemen nicht starten. Im Verlauf der Saison wurde viel gebastelt, so änderte sich die Optik des Spyder von Rennen zu Rennen. Von Anfang an erhielt die Frontpartie eine Spoilerlippe und die Motorhaube wurde am Heck etwas angehoben, daher die schmalen Dreiecksflächen vor der Hinterachse. Dazu kamen ein stabilerer Überrollbügel, zusätzliche Bleche am Heck, um die Hinterräder abzudecken, sowie ein hoher Außenspiegel, um über die höhere Haube zu schauen. Ab dem zweiten Lauf trug der Porsche verstellbare horizontale Heckflossen, die auch in Road Atlanta montiert waren, als Milt Minter mit dem fünften Rang sein bestes Saisonergebnis ereichte. Beim letzten Einsatz 1971 in Riverside war der Spyder kaum mehr zu erkennen, Heckflossen, eine umgekrempelte Frontgestaltung und geradere Flanken veränderten die Optik entscheidend. Dann ging es noch bis 1973 weiter, am Ende war 917 028 auf dem Stand eines 917 TC, sowohl formal als auch motorenseitig. Aktuell kann man den Spyder bei großen Motorsport-Events wie Goodwood sehen, sein amerikanischer Besitzer ließ ihn auf den Stand von 1969 restaurieren.

Nachdem Spark bereits vor vielen Jahren ein schönes Modell des 917 PA in seiner Originalversion produzierte, legt man aktuell einen 71er nach und hat sich für den Fünftplatzierten von Road Atlanta entschieden. Der Sammler bekommt ein Modell, das sich wie das Original von der Ursprungsversion sehr unterscheidet. Den Änderungen an Front und Heck wurde Beachtung geschenkt, wenn auch das Ergebnis formal nicht ganz befriedigt. Ebenso findet man den größeren Überrollbügel, die breitere Windschutzscheibe und den hohen, auf drei dünnen Streben montierten Rückspiegel. Cockpit und Triebwerknachbildung sind guter Spark-Standard, fein sieht die Technik unter dem Heck aus, allerdings müssten die Bleche an den Hinterrädern weiter nach unten reichen und die zusätzlichen Flossen am Heck sollten sicher nicht so waagrecht positioniert sein. Das schmale Luftleitblech auf der Vorderhaube müsste alufarben, nicht weiß sein und die kleinen Sponsorenlogos seitlich an der Motorhaube sind etwas zu schräg und zu hoch platziert, wenn man es ganz genau nimmt. Vor den Namen auf den Türen sollte noch klein „Driver“ und „Mech“ stehen. Die Räder passen, wenn man die verfügbaren Originalfotos betrachtet, waren die Reifen wohl nicht grundsätzlich mit Schriftzügen versehen, da hat Spark nichts vergessen.

Von den erwähnten Schwächen abgesehen, bekommt der Sammler ein filigran wirkendes, attraktives Modell dieses privat eingesetzten Porsche 917 PA, bei mir überwiegt jedenfalls die Freude, diesen CanAm-Renner in die Vitrine zu stellen. Natürlich wünsche auch ich mir immer wieder mehr Präzision bei der Recherche seitens des Herstellers, die Diskussionen in verschiedenen Sammlerforen nehmen an Härte zu. Ich möchte sachlich bleiben, weise natürlich auf vorhandene Fehler hin, überlasse aber die Entscheidung dem Leser, ob er mit dem Modell zufrieden ist und es kauft oder nicht. Wirklich perfekte Miniaturen gibt es sowieso fast nie, selbst in höheren Preisklassen. Wäre übrigens schön, wenn man bei Spark auch einmal die ewig avisierten McLaren und Lola in Angriff nehmen würde!

Porsche 917 PA Vasek Polak Racing 5° CanAm Road Atlanta 1971, Spark, Bestellnummer US160, Auslieferung Februar 2023, limitiert auf 500 nummerierte Exemplare, Made in China.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

unsere fachhandelspartner:

Falls Sie Interesse an unserem Partnerprogramm haben freuen wir uns über eine Nachricht an info@auto-und-modell.de.