Montag, 12. Dezember 2022

Mit den letzten zwei Gängen ins Ziel - Porsche 718 RS 60 Le Mans 1960 von Spark, 1:43

Nach längerer Pause beschert Spark dem Sammler wieder einmal neue Varianten des Porsche 718 RS 60, nämlich die Le Mans-Teilnehmer von 1960. Für die Modellvorstellung habe ich mir den einzigen ins Ziel gekommenen Spyder ausgesucht, der von Edgar Barth und Wolfgang Seidel (mit dem ich nicht verwandt bin) auf den elften Platz gebracht wurde.

Für 1960 hatte Porsche ein ambitioniertes Programm: Neben den RS Spyder, die auch für Kunden aufgebaut wurden, war man noch mit dem Abarth-Carrera in der GT-Klasse, in der Europa-Bergmeisterschaft und der Formel 2 aktiv, ein Mammutprogramm! Die Änderungen an den Spydern, die nun als RS 60 bezeichnet wurden, waren teils dem Reglement geschuldet, aber auch aus den Erfahrungen des Vorjahrs begründet. So gab es die vorgeschriebene höhere Windschutzscheibe, größere Türen und breiteren Innenraum sowie einen "Gepäckraum" über dem Getriebe. Die Bremsen wurden optimiert, der Radstand um 100 mm verlängert und der Raddurchmesser von 16 auf 15 Zoll verringert, die Reifen waren vorne 5.50er und hinten 5.90er. Die Karosserien kamen wie gewohnt von Wendler, als Triebwerk verbaute man den gewohnten Fuhrmann-Motor mit 1,5 Liter/150 PS oder 1,6 Liter/160 PS.

Für Le Mans kamen unterschiedliche Triebwerke zum Einsatz: Die Autos mit den Startnummern 33 und 34 hatten 1606 ccm und 178 PS, um in der Klasse bis 2 Liter Hubraum eingestuft zu werden und damit mehr Tankinhalt zu bekommen, während die 39 mit dem kleinen 1,5 Liter zufrieden sein musste, zusätzlich sah man in der Aerodynamik Verbesserungspotential, da gerade die kleineren Autos durch die größere Windschutzscheibe gehörig an Tempo verloren. Man baute einen „Rucksack“, der auf die Motorhaube gesetzt wurde, zusammen mit hohen, an die Windschutzscheibe angesetzten Seitenfenstern entstand eine Art Coupé mit fehlender Dachluke. Ein spezielles Feature war die Installation eines zusätzlichen Scheibenwischers auf der Innenseite, um dem erwarteten Beschlag entgegenzuwirken. Das Werk selbst kam mit drei Spyder in die Sarthe, der niederländische Graf Godin de Beaufort und der Franzose Kerguen brachten ihre privaten Fahrzeuge an den Start, die mit der ursprünglichen Karosserie und dem 1,6 Liter-Vierzylinder ausgerüstet waren. Trotz der Optimierung erreichten die schnellsten Werksrenner lediglich 234 km/h auf der langen Geraden, in Le Mans natürlich ein großes Manko.

Das Rennen war von Wetterkapriolen geprägt, die schweren Regenfälle bewirkten vor allem, dass die Piloten durch die hohen Scheiben keinerlei Sicht mehr hatten, so dass viele sich an der Box Kissen holten, um durch die höhere Sitzposition über die Scheibe schauen zu können. Die aufgebohrten Porsche-Motoren hielten nicht, beide schieden mit kapitalen Triebwerksschäden aus. Die privaten Spyder sahen das Ziel ebenfalls nicht, so blieb nur der RS von Barth/Seidel übrig, der zwei Stunden vor dem Ende des Rennens massive Getriebeprobleme bekam, nachdem er bis auf Rang neun vorgekommen war. Mit nur noch zwei nutzbaren Stufen des Fünfganggetriebes wartete man in der Box ab, um den Porsche kurz vor 16 Uhr durchs Ziel zu fahren. In dieser Zeit überholte allerdings der letzte Werksporsche, ein Abarth Carrera, den Spyder und so fanden Barth/Seidel sich auf Platz 11 und als zweiter ihrer Klasse im Ziel ein. Das unbefriedigende Ergebnis in Le Mans führte letztlich dazu, dass Ferrari Weltmeister wurde. Übrigens ist der RS 60 mit der Chassisnummer 042, um den es hier geht, auch der Siegerwagen der 12 Stunden von Sebring im gleichen Jahr. Ab 1961 bis 1963 sind noch einige Teilnahmen an Bergrennen dokumentiert, meist mit den Schweizern Heini Walter und Herbert Müller als Piloten, danach verliert sich die Spur...

Wir hatten ja schon einige 718 Spyder von Spark „unter die Lupe“ genommen, richtig glücklich waren wir mit keinem der Modelle. Leider zeigt auch das Le Mans-Auto keine Verbesserung. Die zu rundlich wirkende Form, die zu breiten Räder kennen wir schon. Die Grundform mit dem „Rucksack und den hohen Scheiben ist ok, auch den innen liegenden Wischer hat man nicht vergessen. Bei der Windschutzscheibe hat man es sich aber sehr leicht gemacht, einerseits wirkt sie etwas hoch und schmal, andererseits ist der Rahmen nur silbern aufgedruckt, im Original ist da ein Rahmen und ein Fenstergummi. Bei unserem Fotomuster ist sie außerdem an der Oberkante irgendwie schief. Das Cockpit ist schön detailliert, das Lenkrad steht aber zu hoch und zu weit vom Armaturenbrett weg. Die Startnummer auf der Fronthaube steht zu schräg, vor der Haube fehlen zwei schwarze Schraubenköpfe, mit denen hat man beim Original die Nummernschilder befestigt, wenn man auf der Straße unterwegs war. Die Lüftungsgitter am Heck sind fein, aber zu glänzend. Und die Lackierung des Porsche ist zumindest beim Muster ziemlich daneben. Es sieht so aus, als hätte man über eine Orangenhaut beim Silber einfach dick Klarlack darüber geblasen, so hat man zwar eine glatte Oberfläche, die grieslich wirkt.

Die Enttäuschung überwiegt bei dem kleinen Porsche, ob man unter diesem Aspekt mit der Politik, nur vorbestellte Modelle zu produzieren und die Preise zu erhöhen, weiterkommt, weiß ich nicht. Ich werde in Zukunft abwarten, bis zumindest Fotos des Produktionsmodells zu sehen sind, bevor ich mich zum Kauf entscheide. Vielleicht sollte Spark daran arbeiten, auch bei klassischen Modellen das Niveau der modernen Fahrzeuge zu erreichen, da gibt es so gut wie nie Anlass zu Kritik.

Porsche 718 RS 60 Team Porsche 11° Le Mans 1960, Spark, Bestellnummer S9727, Auslieferung Dezember 2022, keine Limitierung, Made in Madagascar.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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