Sonntag, 25. September 2022
Souvenir aus Italien - Alfa Mille LKW "La Rinascente" von Sonic für DeAgostini, 1:43
Während die sogenannten Kiosk- oder Sammelserien in Deutschland auf Sparflamme laufen, scheint der Boom in anderen Ländern weiterzugehen, vor allem Spanien und Italien sind gute Märkte dafür. Neben einer Serie von Le Mans-Autos kann man im italienischen Kiosk jetzt Lastwagen, meist nach heimischem Vorbild sammeln. Schon alleine aus Platzgründen würde ich diese LKWs nicht kaufen, aber wenn man aus dem Urlaub das Debütmodell für schlanke 6,99 Euro mitbringen kann, sagt man nicht nein, wenn zudem das Vorbild hoch interessant ist.
Wie heute nicht mehr so bekannt ist, war Alfa Romeo lange Zeit ein Vollsortimenter im Automobilbereich. In den 30er Jahren gab es nicht nur tolle Sportwagen, sondern auch LKWs aller Größenklassen und Autobusse. In den 50ern kamen dann noch Lieferwagen dazu, das PKW-Programm wurde umfangreicher und mit Lizenzbauten der Renault Dauphine und später des R4 ergänzt. Vor allem die Autobusse der Marke waren recht verbreitet, sowohl mit Dieselantrieb als auch als elektrische Trolleybusse, oder wie der Münchner sagt, „Stangerlbusse“.
Der 1958 präsentierte Mille war allerdings der letzte schwere LKW der Marke. Als Frontlenker mit einem Sechszylinder-Diesel von 11 Litern Hubraum und 163 bis 174 PS sowie einem Achtgang-Getriebe war der Mille ein durchaus modernes Fahrzeug, das bis 1964 in verschiedenen Radständen produziert wurde. Die italienischen Spezialisten konstruierten die unterschiedlichsten Aufbauten, auch tolle Autotransporter waren darunter, aber ebenfalls viele Busse für Reise- Stadt- und Linienverkehr. Bis 1980 wurde der Mille übrigens noch in Brasilien von der Firma FNM (Fabrica Nacional de Motores) gefertigt. In Italien wurden von 1958 bis 1964 3523 Alfa Romeo Mille produziert. Genauere Informationen findet man in dem bei Fucina erschienenen, leider derzeit vergriffenen Buch „L'altra Alfa“ von Stefano Salvetti, darin gibt es auch jede Menge zeitgenössische Fotos von Sonderaufbauten und Autobussen.
La Rinascente ist übrigens eine bereits 1917 gegründete italienische Warenhauskette, die heute noch existiert, aber seit 2011 in den Händen einer thailändischen Investorengruppe ist. Seit 2015 gehört auch die deutsche Kadewe Group dazu, also unter anderem das Kadewe in Berlin, der Oberpollinger in München oder das Alsterhaus in Hamburg.
Die Sonic-Gruppe, die neben vielen dieser Kioskmodelle auch Marken wie IXO produziert, hat für das erste Modell in der Serie „Camion d'Epoca“ den Alfa Romeo Mille mit einem Kofferaufbau für die Kaufhauskette La Rinascente gewählt, wobei im Vergleich mit dem auch im Begleitheft zu sehenden Originalfoto der Aufbau nicht ganz stimmt. Weder die Höhe der Farbtrennung, noch die Klappen oder die Dachwölbung entsprechen dem Original, das von der Firma Orlandi aufgebaut wurde. Aber vielleicht gab es ja auch andere Varianten...
Ansonsten kann man nicht meckern, das Fahrerhaus ist in allen Details schön reproduziert, die etwas groben Scheibenwischer sind, wie auch die Befestigungsstifte in den Scheinwerfern der Preisklasse geschuldet. Auf die Trilex-Felgen sind passende Firestone-Reifen aufgezogen, im Interieur sind die Steppnähte bei der Motorabdeckung und an den Türverkleidungen nachgebildet. Auch der Gepäckträger ist etwas grob, bei meinem Muster fehlt rechts vorne ein Stück, was in der Blisterverpackung nicht zu sehen war. Am Heck gibt es schöne Leuchteinheiten, Kennzeichen und den typischen roten Streifen. Überhaupt beeindruckt die Qualität der Lackierung und der Drucke, da liefert Bangladesch saubere Arbeit. Chassis und Fahrerkabine sind Diecast, der Aufbau Kunststoff, so bekommt das Modell etwas Gewicht. Der Unterboden ist recht gut detailliert, auch das Ersatzrad fehlt nicht.
Das Startmodell ist natürlich wie üblich ein Schnäppchen, später beträgt der Preis 24,99 Euro, was durchaus attraktiv ist, allerdings müssen wir in Deutschland sehen, wie wir an eventuell interessante Ausgaben kommen, aber wo ein Wille ist, da findet sich auch ein Weg. Für die ganze Kollektion hat wahrscheinlich kaum jemand genug Platz!
Fotos und Text: Rudi Seidel