Sonntag, 14. August 2022

Erfolglos aber schön - Ferrari 312 P Le Mans 1969 von Maxima, 1:18

Zum Ende der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1967 verkündeten die obersten Regelhüter ein neues Reglement für 1968, das die ausufernden Geschwindigkeiten der Sportprototypen einbremsen sollte. Der Hubraum wurde auf maximale 3 Liter begrenzt, diese Entscheidung traf Ferrari hart, deren 330 P4 mit seinem 4-Liter-V12 war als Prototyp gemeldet und somit war der amtierende Weltmeister schlagartig ohne Einsatzwagen. Enzo Ferrari reagierte gewohnt emotional und verfügte, dass für 1968 keine werksseitigen Sportwageneinsätze erfolgen sollten. Doch Ende des Jahres präsentierte man zur großen Überraschung der Motorsportwelt in einem Turiner Hotel einen brandneuen Prototyp, den Ferrari 312 P. Der finanziell immer angespanntere Rennstall hatte sich im hauseigenen Regal bedient, das Chassis basierte auf dem CanAm 612 P und den Motor entnahm man aus dem 312-Formel 1-Rennwagen. Der Wagen trug eine ausgesprochen schöne offene Barchetta-Karosserie, doch die angespannte Lage im Hause Ferrari überschattete die Saison.

Den ersten Einsatz erlebte der Wagen bei den 12 Stunden von Sebring, wo er mit beeindruckenden Leistungen glänzen konnte, nach Problemen am Ende aber unter Amon / Andretti den zweiten Platz hinter einem Ford GT40 belegte. In Brands Hatch wurde man Vierter, in Monza fielen die beiden Autos aus, in Spa musste man sich wieder Porsche geschlagen geben. Für die 24 Stunden von Le Mans hatte man bei den Vortests feststellen müssen, dass der offene 312 P der Konkurrenz aerodynamisch klar unterlegen war. Daher baute man für die beiden Wagen eine hinreißende Coupé-Karosserie, die für die nötige Geschwindigkeit auf den Geraden sorgen sollte. Leider wurde die Startnummer 19 mit Chris Amon und Peter Schetty bereits in der ersten Runde in den fürchterlichen tödlichen Unfall des Porsche-Privatiers John Woolfe verwickelt, Amon prallte in den brennenden Tank des Porsche und fiel aus. Der zweite 312 P mit Pedro Rodriguez und David Piper hatte mit Getriebeproblemen zu kämpfen und fiel am Sonntagmorgen an achter Stelle liegend aus.

Inzwischen hatte man einsehen müssen, dass man ohne einen 5-Liter-Sportwagen auf Dauer keine Chance gegen Porsches neuen 917 haben würde. Ferrari war mit dem 312 P unzufrieden und setzte ihn nicht weiter ein. Man verkaufte die Wagen an Luigi Chinettis NART, Enzo verkaufte einen Teil seiner Firma an FIAT und mit der neuen finanziellen Stabilität machte man sich an die Entwicklung des 512 S, der 1970 gegen die Porsche antreten sollte. Das NART setzte den 312 P in der Saison 1970 in einigen Rennen mit wechselndem Erfolg ein, für 1971 gab es eine neue offene Karosserie, mit der man in Daytona die Prototyp-Klasse gewinnen konnte.

Der 312 P ist im Maßstab 1:18 bei einigen Herstellern erschienen, selbst ein wenig erfolgreicher Ferrari ist für die Modellproduzenten interessant – besonders, wenn er so schön ist. Besonders bekannt dürfte das CMC-Modell sein, das als Coupé und Barchetta produziert wurde, aber schon lange nicht mehr verfügbar ist und zu Höchstpreisen gehandelt wird. Unter der Marke „Maxima“ ist nun ein neues Modell des 312 P Coupés erschienen. Hinter dem Label steckt der italienische Modellgroßhändler Carmodel, der diese Modelle bei einem chinesischen Produzenten fertigen lässt. Die Modelle sind geschlossene Resineminiaturen ohne öffnende Teile. Vier Varianten sind verfügbar, es gibt die beiden Werkswagen aus Le Mans, die 18 von Rodriguez / Piper und die hier gezeigte 19 von Amon / Schetty. Daneben sind auch zwei NART-Varianten aus Le Mans 1970, der Ersatzwagen 39 von Adamowicz / Posey und die nicht klassifizierte 57 von Parsons / Adamowicz.

Die Form erscheint mir sehr gelungen, das Modell liegt vorbildgerecht tief auf der Strecke und wirkt aus allen Perspektiven überzeugend. Die vielen Nieten auf der Karosse sind hier weitaus weniger aufdringlich dargestellt, als bei CMCs hochfeiner Miniatur. Unter den charakteristischen Lüftungsschlitzen der Haube lassen sich die Ansaugstutzen der Vergaser erspähen, das durch die kleinen Fenster schwer einsehbare Cockpit zeigt feine Details. Die Leuchten vorne und hinten sind schön dargestellt. Der Scheibenwischer dürfte allerdings in dieser Preisklasse etwas feiner ausfallen und ein paar mehr Technikdetails am Heck neben den üppigen Endrohren wären auch schön gewesen. Gelungen sind hingegen die Felgen und auch die gesamte Verarbeitung dieses überzeugenden Modelles. In Sachen Preis bewegt man sich auf dem Niveau von Konkurrenten wie Tecnomodel, da wirkt der Erstling von Maxima allerdings verarbeitungstechnisch deutlich besser. Ein schönes Modell für ein schönes Vorbild!

Fotos und Text: Georg Hämel

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