Montag, 1. August 2022

Unglückliches Ende - Ford GT-J 1966 von Spark, 1:43

Nach dem Debakel bei den 24 Stunden von Le Mans 1965 begannen bei Ford die Planungen für ein neues Rennauto. Der Ford GT-P, besser bekannt als J-Car, sollte leichter und windschnittiger als sein Vorgänger Mk II werden. Ab 1966 wurde das Reglement um den Anhang J ergänzt, nach dem man sich bei der Konstruktion richtete, daher kommt der Name. Wichtigste Neuerung war bei Ford die Verwendung eines Monocoques aus einer Aluminium-Wabenstruktur, dessen Teile mit einem Spezialkleber verbunden wurden. Anschließend wurde dieses Sandwich in einem Druckofen ausgehärtet. Ursprünglich hoffte man, rund 250 kg Gewicht einzusparen, das war aber utopisch, wie sich später herausstellte. Die Karosserie wurde völlig neu gestaltet, mit schmalem Cockpit und hohem Heck sollte die Aerodynamik verbessert werden. Als Kraftübertragung für den 7 Liter-V8 sollte eine Zweigangautomatik genügen. Da die Sicht nach hinten unmöglich war, installierte man einen Innenspiegel mit einer Art Periskop auf dem Dach. Erste Tests des bei Kar-Kraft in den USA aufgebauten J-Car erfolgten im Februar 1966 in Daytona, wo man bereits Probleme mit dem Fahrverhalten aufdeckte, fehlender Abtrieb sorgte für Instabilität. Bis zu den nächsten Tests in Le Mans wuchsen dem Ford an der Front links und rechts vom Lufteinlass Ausbuchtungen, die ein wenig an Hummerscheren erinnerten. Man experimentierte auch mit einem provisorisch gefertigten Heckspoiler, da die beiden Fahrer Bruce McLaren und Chris Amon kritisierten, dass der GT-J sich bei 320 km/h sehr unruhig verhielt. Amon war wohl damals der einzige Pilot, der den neuen Ford mochte, alle anderen waren mit ihm nicht zufrieden. Letztendlich entschied das Team sich dafür, in Le Mans mit den nach dem schlechten Abschneiden 1965 stark überarbeiteten Mk II anzutreten, wie wir wissen, nicht die schlechteste Idee!

Das J-Car wurde dennoch weiter entwickelt und getestet, eine der Hauptrollen spielte dabei Ken Miles, der ja 1966 sowohl die 12 Stunden von Sebring als auch die 24 Stunden von Daytona gewinnen konnte und in Le Mans um den verdienten Sieg gebracht wurde. Vom 15. bis zum 17. August 1966 waren Testfahrten in Riverside angesagt, unter anderem sollte Miles die Getriebeautomatik ausprobieren und überprüfen, inwieweit die Änderungen an Fahrwerk und Karosserie die Straßenlage verbesserten. Wie Bill Eaton, einer der Shelby-Techniker erzählte, wurde der GT-J in diesen drei Tagen sehr hart heran genommen. Am letzten Tag, beim letzten Testlauf in der letzten Runde geschah dann das Unglück: Aus nicht ganz geklärten Umständen brach das J-Car beim Anbremsen urplötzlich aus, überschlug sich, zerbrach in zwei Teile und geriet in Brand. Der Fahrer wurde herausgeschleudert und starb sofort an seinen schweren Kopfverletzungen. Es gab mehrere Theorien zur Unfallursache: Blockieren des Getriebes, Bremsversagen, aerodynamische Instabilität oder ein Auseinanderbrechen des Monocoques. Egal, was es letztlich war, auf jeden Fall verlor das Team mit Ken Miles eine der wichtigsten Persönlichkeiten. Die Folge der Katastrophe war, dass man beim J-Car sozusagen noch einmal von vorne anfing, daraus entstand mit dem Mk IV letztlich ein perfekter und erfolgreicher Rennsport-Prototyp und Le Mans-Sieger.

Auf ein aktuelles Modell des Ford GT-J haben sicher nicht nur wir schon lange gewartet. Außer einem eher primitiven Diecast-Spielzeug von Politoys aus den 60er Jahren und Kits wie von Sapphire wurde der Ford bisher ignoriert. Umso größer die Freude, als Spark ein Modell ankündigte und sogar recht schnell produzierte. Der erste Blick ist erfreulich, der Sammler bekommt eine detaillierte Miniatur gewohnter Machart, die sauber lackiert und montiert ist. Nett, dass man die Kontrollinstrumente auf dem Beifahrersitz und eine Messeinrichtung am Heck zumindest andeutungsweise reproduziert hat, wie auch die zeitweise zugeklebten Lufteinlässe auf der Fronthaube. Wenn man wie ich als Sammler nicht zu pingelig ist, kann man sich über Sparks Interpretation des J-Car durchaus freuen, schaut man allerdings genauer hin, wie ich es als „Modell-Tester“ mache, gibt es einiges zu schreiben. Die vier Scheinwerfer unter perfekt eingepassten Abdeckungen dürften nicht gleich groß sein, die äußeren hatten einen geringeren Durchmesser. Die seidenmatte blaue Fläche an der Front ist fein aufgetragen, die Seitenlinie am Kotflügel und der Türe stimmt leider nicht ganz, wie auch die hinteren Kotflügel, deren seitliche Kante stärker gerundet sein müsste. Das Heck ist überhaupt zu hoch geraten, Messungen und Umrechnungen über Originalfotos ergeben rund 3 mm zu viel, das wären beim Original fast 13 cm und damit deutlich sichtbar, dazu ist das Spark-Modell noch ein wenig zu schmal. Zwei Dinge sind nicht endgültig zu klären, aber auf allen mir zur Verfügung stehenden Vorbildfotos fehlt einerseits der Deckel vor der rechten Tür, und der Tankeinfüllstutzen ist zu sehen, andererseits ist das J-Car immer mit Goodyear-Pneus bereift, während das Spark-Modell auf Firestones steht. Ford hatte allerdings Reifen von beiden Marken im Einsatz, mag sein, dass man die auch probiert hat, als kein Fotograf vor Ort war, oder es existieren noch mir unbekannte Bilder.

Es gibt also wieder von Fehlern und Unklarheiten zu berichten, letztlich kann der Sammler selbst entscheiden, ob ihm das Modell trotzdem gefällt. Ich persönlich weiß jetzt mehr darüber und freue mich trotzdem, dass der GT-J endlich in der Vitrine steht. Das Hobby soll schließlich Spaß bereiten...

Ford GT-J Shelby American Le Mans Testtag 1966, Spark, Bestellnummer S8084, Auslieferung Juli 2022, keine Limitierung, Made in China.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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