Donnerstag, 21. Juli 2022

Schnell, aber kurzlebig - Chevron B23 Schnitzer-BMW Norev Le Mans 1973 von Trofeu, 1:43

Seit einiger Zeit produziert der portugiesische Hersteller Trofeu unter dem Label DSN 1:43 Modellautos im 3D-Druck. Nachdem mich der Toyota Corolla nicht ganz überzeugen konnte, habe ich mir jetzt einen der inzwischen zahlreichen Zweiliter-Sportwagen besorgt. Meine Wahl fiel auf den Chevron B23, der mit einem Schnitzer-BMW-Triebwerk 1973 in Le Mans dabei war, vor allem das Sponsoring durch die Spielzeugfirma Norev hat mich gereizt.

Die 1965 von Derek Bennett in Nordengland gegründete Rennwagenmarke Chevron baute vor allem Chassis für die Formeln Junior, 3 und 2, aber auch kleine GTs mit Ford- oder BMW-Triebwerken. Vor allem die Coupés der Typen B 8 und später B 16 waren recht verbreitet, allerdings gab es von letzterem bereits einen Spyder-Prototyp, aus dem der erste in Kleinserie gefertigte offene Sportwagen B19 entstand. Darauf folgten 1972 und 1973 die Typen B21 und B23. Der in einer Stückzahl von 26 gefertigte B23 war der letzte Chevron Sportwagen mit Gitterrohrrahmen, sein Nachfolger B26 besaß ein Aluminium-Monocoque. 1978 verfolgte Bennett sogar ein Formel 1-Projekt, aber nach dem Unfalltod des Gründers bei einem Hängegleiter-Flug und finanziellen Schwierigkeiten der Firma wurde daraus nichts und 1980 wurde Chevron liquidiert. Es gab mehrere Nachfolgefirmen und auch heute noch werden sogenannte Continuation-Fahrzeuge für historische Rennen produziert und sogar ein moderner GT für die britische Meisterschaft entwickelt. Nach 1980 wurden übrigens die Maurer-Formel 2-Rennautos, die unter anderem von Stefan Bellof bewegt wurden, in den alten Chevron-Werkstätten gebaut. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Die meisten Chevron B23 wurden mit einem Ford-Cosworth-Vierzylindermotor FVC bestückt, es gab aber sogar einen, in den ein Formel 1-Triebwerk, ebenfalls von Cosworth montiert wurde. Der von Pierre Maublancs Côtes du Rhone Racing Team 1973 in Le Mans eingesetzte B23 verfügte aber über einen BMW M12 Vierzylinder, der von Schnitzer getunt wurde. Zusammen mit Robert „Jimmy“ Mieusset (Der Brite Barry Smith war gemeldet, fuhr aber nicht) war nach 92 Runden in der 9. Stunde Schluss, länger hielt der Motor nicht. Immerhin fuhr der Spyder die schnellste Runde der Sportwagen bis 2 Liter Hubraum und kletterte zwischenzeitlich sogar auf Platz 10 gesamt. Für ein 24-Stunden-Rennen waren die kleinen 2-Liter-Renner eher ungeeignet, von sechs gestarteten kam 1973 keiner ins Ziel. Cosworth hat übrigens für das FVC-Triebwerk nach vier Stunden eine Motorrevision empfohlen, der Einsatz in Le Mans war mehr als mutig!

Der blaue Chevron B23 wurde hauptsächlich von BP und Norev gesponsert, deshalb gab es schon damals eine einfache Diecast-Miniatur dieses französischen Spielzeug- und Modellauto-Herstellers. Von einer Nachbildung in der 70+-Euro-Klasse erwartet man natürlich mehr, auf den ersten Blick sieht der Trofeu-Renner ganz gut aus. Die Karosserie verrät nicht, dass sie als 3D-Druck entstanden ist, die unter dem Heck sichtbare Technik und der Überrollbügel sind aber etwas grob geraten. Die Lackierung ist sauber, das Cockpit inklusive Verglasung sowie Scheinwerfer und Rücklichter sind ok, wie auch die Rückspiegel, der Heckspoiler und die Räder. Die Airbox dürfte hinten etwas runder geformt sein, aber insgesamt hinterlässt der Chevron einen guten Eindruck, solange man ihn nicht mit Fotos des Originals vergleicht. Dass wieder einmal die Startnummernbeleuchtungen fehlen, ist das eine, dass aber bei den Decals geschlampt wurde, ist das größere Problem. Am meisten fällt das bei dem weißen Streifen auf, der von der Front ausgehend über die Seite verläuft. Da müsste eine deutliche Ecke vor dem Vorderrad zu sehen sein und die Oberkante sollte mit dem Radausschnitt abschließen. Das seitliche Decal müsste weiter vorne und oben sitzen, zwischen dem gelben und dem weißen Streifen hinter der Hinterachse müsste ein feiner blauer zu sehen sein usw. Wer sich die Mühe macht, mit den im www auffindbaren Bildern abzugleichen, wird noch mehr Unterschiede finden. Es ist wirklich schade, dass man bei Trofeu nicht mehr auf Originalität und Qualität achtet, ansonsten wären diese Modelle durchaus eine nette Ergänzung für die Sammlung, allzu viele der frühen 2-Liter-Sportwagen gab es bisher noch nicht. Von Spark sind zumindest einige andere Chevron angekündigt, leider noch keines der attraktiven B8 Coupés.

Mal sehen, ob noch andere Hersteller sich des 3D-Drucks annehmen, ich gehe davon aus, dass in nächster Zeit große Fortschritte erzielt werden. Es bleibt spannend!

Chevron B23 BMW Schnitzer Norev Le Mans 1973, Trofeu, Bestellnummer DSN34, Auslieferung Juli 2022, Limitierung auf 150 Exemplare, Made in Portugal.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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