Montag, 25. Juli 2022

Drei auf einen Streich - Ford Mk IV Holman & Moody Le Mans 1967 von Spark, 1:43

Die 24 Stunden von Le Mans 1967 stellten sicherlich den Höhepunkt, aber auch das Ende der mit großvolumigen Triebwerken bestückten Prototypen dar, im Folgejahr wurde der Hubraum auf 3 Liter begrenzt. Ein Großaufgebot von insgesamt zehn Ford GT, zwei Mirage M1, acht Ferrari Prototypen, zwei Lola Aston Martin und zwei Chaparral kam in die Sarthe, dazu noch fünf der kleinen, aber schnellen Werks-Porsche, für die über 300.000 Zuschauer war ein Spektakel garantiert.

Ford wollte nach dem Dreifachsieg 1966 den Triumph wiederholen, dafür sah man vor allem bei der Aerodynamik und dem Gewicht der 7 Liter-Boliden Verbesserungsbedarf. Auf der Basis des bereits 1966 entwickelten J-Car, von dem wir demnächst berichten werden, entstand der Ford Mk IV. Im Gegensatz zum ursprünglichen Ford GT besaß der Mk IV eine Fiberglas-Karosserie auf einem Alu-Monocoque, mit einer Wabenstruktur zwischen den Aluminiumplatten, einem Verfahren aus dem Flugzeugbau. Die Form zeichnete sich vor allem durch ein wesentlich schmäleres Cockpit, eine längere, flachere Schnauze und ein höheres Heck mit deutlicher Abrisskante aus. Der 7-Liter V8 wurde mit zwei statt einem Holley-Vierfachvergasern getunt, 530 PS sorgten für eine Höchstgeschwindigkeit von über 340 km/h. Ein verstärktes Getriebe und überarbeitete Aufhängungen und Bremsen sollten die Fahrbarkeit und die Zuverlässigkeit verbessern, immerhin war der Mk IV 50 kg leichter als sein Vorgänger. Der erste Einsatz des neuen Prototypen 1967 bei den 12 Stunden von Sebring brachte gleich den ersten Erfolg, da Ford an der WM nicht interessiert war, bereitete man sich intensiv auf die 24 Stunden von Le Mans vor. Bei Kar Kraft entstanden vier nagelneue Mk IV für die Sarthe, zwei für Shelby und zwei für Holman & Moody, dazu kamen drei überarbeitete Mk IIB, die als Backup gedacht waren. Der Rennverlauf forderte viele Opfer, aber am Ende blieben die beiden Shelby-Mk IV und zwei Ferrari P4 übrig, kurioserweise gewann der Ford mit der Startnummer 1 von Dan Gurney und A. J. Foyt, der eigentlich als Hase gedacht war und die Konkurrenz zwingen sollte, schneller zu fahren, als ihrer Technik gut tat. Aus dem Tempo resultierte ein neuer Distanzrekord mit 5232,9 km über die 24 Stunden, was einem Schnitt von 218 km/h inklusive Boxenstopps entsprach! Der zweite Shelby Mk IV mit Bruce McLaren und Mark Donohue kam nach einigen Problemen noch auf den vierten Rang, unter anderem verlor man in voller Fahrt die Motorhaube, die anschließend gesucht und notdürftig befestigt wurde, angeblich unter anderem mit Carroll Shelbys Hosengürtel aus Krokodilleder.

Für die Modellvorstellung habe ich mir allerdings, vor allem wegen der tollen Lackierung, eines der Holman & Moody-Autos ausgesucht, die Startnummer 3 in Kupfer metallic. Dieser Ford Mk IV wurde von Mario Andretti und Lucien Bianchi gefahren und war von Anfang an bis zur 11. Stunde in der Spitzengruppe zu finden, zuletzt sogar auf Platz 2. Als dann der Belgier das Cockpit übernahm, kam er nach kurzer Zeit an die Boxen und klagte über Vibrationen, wurde aber wieder auf die Strecke geschickt, nachdem Andretti das als unproblematisch ansah. Zwei Runden später kam Bianchi zurück und bat darum, die Bremsbeläge zu wechseln, inzwischen war der Ford auf Rang 7 zurückgefallen. Andretti war wohl sehr erbost über diesen Rückschlag, deshalb zog er seinen Copiloten aus dem Auto und setzte die Fahrt fort. Beim Anbremsen der Esses blockierten die Bremsen und der Italo-Amerikaner verunglückte schwer, möglicherweise waren die Beläge falsch montiert worden. Der Ford geriet glücklicherweise nicht in Brand, sein Fahrer konnte sich retten und brach mit einigen Verletzungen erst hinter dem Sicherheitswall zusammen. Das Wrack und Teile des Mk IV waren über die Piste verteilt, so dass der folgende Roger McCluskey mit einem Mk IIB beim Ausweichversuch ebenfalls verunfallte. Und als ob das nicht genug gewesen wäre, kam Jo Schlesser mit dem Mk IIB von Ford France als nächster an den Unfallort und versuchte, zwischen den beiden Wracks zu passieren, die Lücke war allerdings zu schmal. So verlor Ford auf einen Schlag in der 13. Stunde drei Autos. Um den verletzten Andretti entwickelte sich noch ein Streit, da er ins Streckenhospital gebracht werden sollte. Ford hatte aber aus Angst vor den schlechteren Hygienestandards in Frankreich sein eigenes Medical Center installiert. Die französischen Krankentransporteure weigerten sich, Mario wieder aus dem Krankenwagen zu lassen, aber McCluskey, der dazukam, zog den Zündschlüssel der Ambulanz ab, warf ihn weg und packte den verletzten Andretti über die Schulter. Letztlich fand er einen Streckenposten, der beide mit seinem Peugeot Break bei Ford ablieferte.

Spark hat sich relativ viel Zeit gelassen, einen der wichtigsten großvolumigen Prototypen zu miniaturisieren, aktuell präsentiert bzw. avisiert man einige Versionen, darunter den Sebring-Sieger sowie ein Testcar von Le Mans. Von den Einsatzfahrzeugen für 1967 sind der rote Siegerwagen mit der Startnummer 1 und vor kurzem eben die # 3 erschienen, die gelbe #2 und die blaue #4 werden bald folgen. Am attraktivsten sieht sicherlich der in Kupfer metallic lackierte Einsatzwagen von Andretti/Bianchi aus, die Farbe hat Spark sehr gut getroffen. Die Gesamtform des Modells ist nach meiner Meinung gelungen. Sehr schön sind die Scheinwerfer mit ihren Abdeckungen und die Räder ausgeführt, die Leitbleche auf der Fronthaube und der Heckspoiler sind sehr fein. Die unter dem Heckfenster und von hinten sichtbare Technik ist eher einfach reproduziert, ob die Airbox über den beiden Holley-Vierfachvergasern silbergrau oder doch transparent sein müsste, lässt sich anhand der Fotos vom Original nicht zu 100 % klären, ich neige zu transparent. Viele kleine Details wie die Startnummernbeleuchtungen, die Chromringe um die Rücklichter, der Tankverschluss, die Rückspiegel oder der Wischer sind vorhanden, dafür vermisse ich die Schnellverschlüsse oben an der Motorhaube, da sind beim Modell nur zwei kleine Löcher. Ebenso sollte der Deckel über dem Erstazrad einen kleinen Griff besitzen. Die Firestone-Reifen sind übrigens vorbildgerecht, Ford hat munter zwischen diesem Produzenten und Goodyear gewechselt. Im Cockpit sieht man Lenkrad, Schaltknüppel, Pedale und einen Fahrersitz mit Gurt, auch die Armaturentafel mit ihren vielen Kippschaltern ist angedeutet. Ob statt des Beifahrersitzes wirklich beim Rennen alle möglichen Messinstrumente zu finden waren, wage ich zu bezweifeln. Kurioserweise hat Spark das gleiche Cockpit wie beim GT J verwendet, der ja nur getestet wurde und keinen Einsatz hatte. Leider konnte ich nirgends ein Innenraumfoto des Mk IV vom Rennen finden. Richtig sind auf jeden Fall die Seitenfenster, #3 besaß keine Schiebefenster, sondern nur eine kleine Klappe auf der Fahrerseite.

Trotz der kleinen Unsicherheiten gefällt mir der Ford GT Mk IV von Spark sehr gut, man muss sich als Sammler schon beherrschen, will man nicht mehrere Miniaturen dieses schönen und letzten „dicken“ Ford Prototypen in die Vitrine stellen.

Ford Mk IV Holman & Moody Le Mans 1967, Spark, Bestellnummer S4543, Auslieferung Juli 2022, keine Limitierung, Made in China.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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