Sonntag, 17. Juli 2022

US-Bier und fränkische Eiscréme - Porsche 962C Busby Dauer Racing Norisring 1989 von Spark für Raceland, 1:43

Das neueste Modell aus Racelands Gold Edition zeigt einen Porsche 962C, den das fränkische Team Dauer Racing für John Andretti beim Supercup 1989 am Norisring an den Start brachte. Wir haben uns mit dem Teamchef Jochen Dauer und mit der Miniatur intensiver beschäftigt.

Das Leben des 1952 geborenen Rennfahrers und Unternehmers Jochen Dauer kann man ohne Zweifel als sehr bewegt bezeichnen. Selbst die hier offerierte Kurzform liest sich wie ein Roman. Von ersten Starts 1973 bei Bergrennen mit einem NSU TTS über Einsätze in den Formeln 2 und 3, dem Renault 5 Turbo Cup oder der Interserie ging es weiter bis zur Gründung eines eigenen Teams im Jahre 1986. Ein Jahr später stieg Jochen Dauer groß ein und kaufte von John Fitzpatrick, der seinen Rennstall auflöste, den Porsche 962 mit der Chassis-Nummer 112 inklusive Ersatzteilen und Renntransporter. Damit bestritt Victor-Dauer Racing, wie sich das Team wegen seines Hauptsponsors nannte, Rennen der FIA World Sports-Prototype Championship (WSPC), der Interserie und im Supercup mit dem Heimrennen am Nürnberger Norisring als Höhepunkt. In den beiden folgenden Jahren leistete sich Dauer noch zwei weitere Porsche 962, 1988 kaufte man von Joest Racing das Chassis 133 und 1989 kam Chassis 141 dazu. Meist fuhr der Chef selbst, für die Langstreckenrennen natürlich mit wechselnden Copiloten. Immerhin wurde Jochen Dauer 1988 Gesamtsieger der Interserie, wenn auch die großen Zeiten dieser Wettbewerbe längst vorbei waren. 1990 lief in Europa nur noch wenig, aber Dauer Racing trat in der amerikanischen IMSA an, allerdings ohne den Boss als Fahrer. 1991 erregte man nochmals großes Aufsehen, indem zwei nagelneue 962 für die 24 Stunden von Daytona gemeldet wurden, einer für die Familie Andretti, der andere für den Unser-Clan. Während die Andrettis immerhin Platz 5 belegten, fiel der andere 962 aus. Danach ging Dauer Racing wohl das Geld aus und ab 1993 verfolgte Jochen Dauer ein neues Projekt, eine zugelassene Straßenversion des 962. Dafür verwendete er auch seine alten Rennautos, was später für große Verwirrung bei Chassis-Nummern sorgen sollte. Tatsächlich hatte Dauer mit der Zulassung Erfolg, allerdings war der Käuferkreis natürlich begrenzt. Der Porsche-Ingenieur Norbert Singer entdeckte im Reglement für die 24 Stunden von Le Mans 1994 eine Lücke, die dazu führte, dass der Dauer-Porsche 962 als GT antreten durfte und den Sieg holte. 1997 landete Dauer den nächsten Coup, als er aus der Konkursmasse von Romeo Artiolis italienischem Bugatti-Abenteuer alle teilmontierten Autos, Ersatzteile usw. erwarb, allerdings mit Hilfe eines anderen Nürnberger Unternehmers. Der Name Bugatti ging an VW, so mussten die Autos als Dauer angeboten werden. Finanziell klappte das überhaupt nicht, Dauer bekam Probleme mit seinen Geldgebern und setzte sich in die Schweiz ab, wo er 2010 aufgegriffen und inhaftiert wurde. Wegen Steuerhinterziehung wurde er schließlich zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Heute kümmert er sich wohl in erster Linie um seine Hundezucht, seine Riesenschnauzer sind Welt- und Europameister, Erfolge, die ihm als Rennfahrer versagt blieben.

Das Modell, das Raceland uns präsentiert, lief 1989 beim Supercup am Norisring. Wie schon im Vorjahr setzte Jochen Dauer bei seinem Heimrennen zwei Porsche 962 ein. Der Chef selbst war mit #141 im gewohnten TicTac-Dekor unterwegs, für #133 bekam man Unterstützung durch das amerikanische Team von Jim Busby, dessen Haussponsor die Brauerei Miller war. Dauer holte noch den lokalen Eisproduzenten Schöller dazu, so ergab sich eine Kombination aus US-Bier und fränkischer Eiscreme, wohl bekomm's! Fahren durfte den Porsche John Andretti, Neffe des Weltmeisters von 1978. Wie beliebt die 200 Meilen von Nürnberg waren, zeigte das Starterfeld von immerhin 12 Porsche 962C. Die Trainingsschnellsten Bob Wollek und Jochen Dauer duellierten sich lange um die Spitze, bis der Elsässer mit Getriebeschaden ausfiel und Dauer sich drehte, später blieb er sogar mit leerem Tank stehen. Sieger wurde Frank Jelinski auf einem Joest-Porsche, aber John Andretti fand auf der für ihn unbekannten Piste die richtige Balance zwischen Speed und Spritsparen, was ihm den zweiten Rang einbrachte, als einziger in der gleichen Runde wie der Gewinner. Der Porsche 962-133 wurde nach zwei Unfällen nicht mehr im Rennen eingesetzt und diente wahrscheinlich als Basis für einen Dauer-Porsche 962. Interessanterweise wurde im Oktober 2021 wieder ein 962 mit der Fahrgestellnummer #133 zum Kauf angeboten, im Victor-Computer-Design, wie er von Dauer 1988 eingesetzt wurde. Soviel zu Chassis-Nummern bei Rennfahrzeugen...

Spark hat für Raceland einen sehr schönen Porsche 962 produziert. Die Kombination aus dem Dekor des amerikanischen Biersponsors Miller und den klassischen Logos der Eismarke Schöller hat einen besonderen Reiz. Die Zweifarbenlackierung und die Beklebung des Modells sind sehr gut gelungen, wie bei Raceland üblich, hat man bis zur Fertigung noch letzte Korrekturen ausgeführt. Zum Beispiel den kleinen Andial-Schriftzug an der Schnauze, den das Original beim Qualifying hatte, und der beim „endgültigen“ Muster noch zu sehen war, hat man, der Rennversion entsprechend, weggelassen. So muss man davon ausgehen, dass auch der Rest stimmt, Fotos des Autos aus allen Perspektiven sind nicht leicht zu finden. Die Räder sehen sehr schön aus, die Scheinwerfer und ihre Abdeckungen passen perfekt, auch im Cockpit und am Heck findet man viele feine Details. Die Fertigungsqualität gibt keinen Anlass zu Kritik, aus welchem Land die Miniatur kommt, ist auf der Verpackung nicht ersichtlich, aber eigentlich sollte das ja egal sein! Wie mir Racelandinzwischen bestätigte, kommt der Porsche aus China. Der einzige kleine Kritikpunkt, der mir auffällt, betrifft den Blendschutzstreifen auf der Windschutzscheibe, der meinem Empfinden nach tiefer heruntergezogen sein sollte, so wirkt die Scheibe zu hoch.

Dieser Porsche 962 ist eine originelle Ergänzung der Sammlung, für mich als gebürtigem Franken sind Modelle mit Bezug zur alten Heimat natürlich etwas Besonderes...

Porsche 962C Busby Dauer Racing Schöller 2° Supercup Norisring 1989, Spark für Raceland Gold Edition, Bestellnummer RS1759, Auslieferung Juli 2022, Limitierung auf 500 nummerierte Exemplare, Made in China.

Unser Fotomuster kommt von Raceland in Dietenhofen, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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