Montag, 13. Juni 2022

Shelby macht dem Alpine Beine - Sunbeam Tiger Badger 200 Road America 1964 von Spark, 1:43

Wenn man den Namen Carroll Shelby hört, fallen einem in erster Linie die Cobra, der Mustang oder seine Beteiligung am Ford GT40-Programm ein, vielleicht auch sein Erfolg bei den 24 Stunden von Le Mans 1959 auf Aston Martin zusammen mit Roy Salvadori. An den Sunbeam Alpine, ein ab 1959 vom Rootes-Konzern produziertes Cabrio mit amerikanischen Stilelementen, aber einem relativ schwachen Vierzylinder, denkt man eher nicht. 1964 kam der damalige Rootes-Verkaufsleiter für die US-Westküste Ian Garrad auf die Idee, dem bisher eher als Frauenauto gesehenen Alpine Beine zu machen, wie es Shelby bereits mit dem AC Ace gelungen war, aus dem die Cobra entstand. Er beauftragte Doane Spencer, einen lokal bekannten Rennmechaniker, einen geeigneten V8 zu finden, der ohne größere Umbauten in die Alpine passen sollte. Die Entscheidung fiel für den 260 ci Ford, also das gleiche Triebwerk wie bei den ersten Cobras. Spencer hoffte darauf, den Auftrag für den Bau des Prototypen zu erhalten, aber wie Dave Friedman in seinem Buch „Shelby American Racing History“ berichtete, ging das Projekt an Shelby in Venice. Es sollten zwei Prototypen produziert werden, einer für die Straße und eine Rennversion. Aufgrund von Kapazitätsproblemen entstand nur das Rennauto bei Shelby, die Straßenausführung baute der Rennfahrer und Shelby-Mitarbeiter Ken Miles sozusagen als Subunternehmer in seiner eigenen Werkstatt. Bereits im April 1964 ging der Sunbeam Tiger, wie das Auto inzwischen genannt wurde, bei einem SCCA-Lauf in Tucson/Arizona an den Start, sein Fahrer Lew Spencer zeigte, dass das Auto durchaus Potenzial besaß, aber noch viel Arbeit bevorstand, die Fahreigenschaften zu verbessern. Es waren einfach zu viel PS für zu wenig Auto, vor allem der kurze Radstand führte zu unkontrolliertem Ausbrechen in Kurven. Während der kurzen Karriere des Tiger bei Shelby bekam man diese Probleme nicht in den Griff. Dennoch errang Spencer im Juni in Willow Springs einen Sieg im B Production-Rennen, aber in Laguna Seca wenige Wochen später hatte er einen heftigen Ausritt, der zu großen Rückenproblemen führte. Das war auch das letzte Mal, dass er ins Cockpit des Tiger stieg. Der letzte Einsatz unter Shelbys Flagge war im September das Badger 200, ein Rahmenrennen des Road America 500. Immerhin konnte Ken Miles, der statt Lew Spencer antrat, die B Production-Klasse gewinnen und den zweiten Platz gesamt belegen, lediglich die Cobra von Dan Gerber war schneller. Für 1965 war Shelby American Racing mit dem Ford GT-Programm, dem Einsatz der Cobra Daytona und der Produktion des Shelby Mustang GT 350 so ausgelastet, dass die Weiterentwicklung des Tiger an Doane Spencer vergeben wurde, der ja anfangs an dem Projekt beteiligt war.

In Friedmans Buch findet man interessante Fotos vom Umbau des Sunbeam Alpine in den ersten Tiger. Das rote Cabrio wurde natürlich so weit wie möglich, erleichtert, die Batterie kam in den Kofferraum, der V8 wurde hineingestopft. Es war so eng, dass die Zündkerze des hintersten Zylinders nur vom Cockpit aus erreichbar war, dafür schnitt man ein Loch ins Blech. Vorne brachte man einen zusätzlichen Ölkühler an, eine flache Rennscheibe, ein Überrollbügel und eine Cockpitabdeckung waren notwendig, dazu noch breitere Halibrand-Räder mit Zentralverschluss und eine knallgelbe Lackierung mit breitem Längsstreifen. Für das Rennen in Road America modifizierte man noch die Motorhaube mit einem Lufteinlass.

Nach den Le Mans-Coupés und dem Targa Florio-Einsatz von 1965 bietet Spark dem Sammler nun den ersten, bei Shelby gefertigten Sunbeam Tiger an. Präsentationen der anderen Autos findet man übrigens in unserem Archiv. Der knallgelbe Roadster ist jedenfalls nahezu perfekt getroffen. Von der Schnauze mit dem feinen Kühllufteinlass, den schwarz maskierten Scheinwerfern und dem kleinen Ölkühler über die Halibrand-Räder mit nicht zu breiten Reifen, den Sidepipes bis hin zu den Rücklichtern mit Chromrahmen passt alles. Das Cockpit mit dem Serienlenkrad mit verchromtem Hupring, fotogeätzten Gurtschlössern und feinen Armaturen macht Freude, ebenso die Abdeckung und der Überrollbügel. Die Rennscheibe ist an sich gut nachgebildet, müsste aber ohne Zwischenraum mit der Karosserie abschließen. Lackierung und Verarbeitung sind tadellos, allerdings sollten die Tiger-Schriftzüge am vorderen Kotflügel weiter unten sitzen. Alles in allem macht der kleine gelbe Sunbeam Tiger Freude und stellt eine exotische Bereicherung der Sammlung von in den USA aktiven Rennfahrzeugen dar, noch dazu durch seinen Bezug auf Carroll Shelby und Ken Miles.

Sunbeam Tiger Ford V8 2° Badger 200 Road America Ken Miles 1964, Spark, Bestellnummer US108, Auslieferung Juni 2022, Limitierung auf 300 nummerierte Exemplare, Made in Madagascar.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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