Mittwoch, 8. Juni 2022
Testwagen im Renneinsatz - Porsche 917/30 TC Weisberg Interserie 1973 von Spark, 1:43
Von Porsches ultimativem CanAm-Renner 917/30 entstanden lediglich drei Exemplare. Während die Fahrgestellnummern 002 und 003 als Einsatzwagen an Roger Penske in die USA gingen, war der erste der Serie ein Testfahrzeug, das man auf verschieden lange Radstände von 2316 bis 2600 mm umbauen konnte. Damit wollte man das Fahrverhalten optimieren, das beim Vorgänger 917/10 noch nicht ganz befriedigend war. Diese Tests führten letztlich dazu, dass Penske Autos mit 2500 mm Radstand bekam, dazu die neu geformte Karosserie mit runderer Front und längerem Heck sowie den größeren 5,4-Liter-Zwölfzylinder. 917/30-001 hatte bei den Testfahrten insgesamt 3.000 km zurückgelegt und stand in Weissach, als der Motorsportclub Stuttgart für den von ihm organisierten Interserienlauf in Hockenheim einen Publikumsmagneten suchte. Man wurde sich einig, Jägermeister spielte mit und so verpflichtete man den großen Allrounder Vic Elford, den inzwischen orange lackierten Renner zu pilotieren. Quick Vic wurde seinem Ruf gerecht und holte mit Platz 2 im ersten und Platz 1 im zweiten Lauf den Gesamtsieg. Für die beiden letzten Läufe der Interserie in Misano und am Hockenheimring ging der Porsche an Helmut Felders Racing Team mit dem Hauptsponsor Weisberg Werkzeuge und deren Stammfahrer Helmut Kelleners. Nach enttäuschenden Ergebnissen mit einem zu Beginn der Saison neu angeschafften McLaren M20 gab es immerhin zwei fünfte Plätze mit dem natürlich ungewohnten Rennwagen, der für die beiden Einsätze in den Weisberg-Farben Hellorange und Dunkelblau lackiert wurde. 1974 wurde 917/30-001 vom Dannesberger Martini-Team für die ganze Interserien-Saison ausgeliehen, Herbert Müller holte mit dem jetzt silbernen Auto den Titel. 1975 fuhr der Schweizer im ersten Lauf noch einmal mit dem 917 Turbo, jetzt in der grünen Lackierung von Vaillant. Das war der letzte Einsatz und gleichzeitig der letzte Sieg für den ehemaligen Versuchswagen, eine wahrlich bunte Karriere. Schön, dass der Porsche heute noch zu sehen ist, so zum Beispiel 2019 in Goodwood oder bei der Sonderschau im Porsche Museum zum 50. Jubiläum des 917.
Über Helmut Kelleners könnte man viele Geschichten schreiben, „De Nas“, wie er aufgrund seiner Gesichtsarchitektur genannt wurde, war vor allem in Tourenwagen und GT-Fahrzeugen erfolgreich, Siege bei den 24-Stunden-Rennen in Spa und am Nürburgring waren Höhepunkte seiner langen Karriere. In der Interserie gehörte er sozusagen zu den Gründungsmitgliedern, immer für das Felder Racing Team fahrend. 1970 gewann er mit dem dicken March 707 immerhin zwei Läufe und wurde Fünfter in der Gesamtabrechnung. Mit dem Nachfolger March 717 lief es 1971 weniger gut, lediglich ein dritter Platz im finnischen Keimola war zu verzeichnen. Deshalb setzte Felder Racing für 1972 auf einen McLaren M8F, mit dem Kelleners sogar Gesamtdritter wurde. 1973 war die weniger erfolgreiche Saison mit dem M20 und den zwei Porsche-Rennen, dafür hatte man für 1974 den M20 besser im Griff und natürlich weniger Konkurrenz, so landete Kelleners sogar auf Rang 2 gesamt. In der letzten Saison der langsam sterbenden Interserie startete Felder nur noch einmal in Hockenheim, als Fünfter beendete Kelleners seine Interserie-Einsätze.
Vor rund fünf Jahren produzierte Minichamps bereits Miniaturen vom Porsche 917/30-001, die als 917/20 angeboten wurden, so heißt eigentlich nur die „Sau“ von Le Mans 1971. Allerdings wurde dieses Auto in den Meldelisten der Interserie konsequent als Porsche 917/20 TC bezeichnet. So gesehen kann man es sich raussuchen, beides ist nicht falsch. Es gab die Versionen Jägermeister, Martini und Vaillant, den Weisberg-Porsche hatte man sich gespart. Und jetzt also alle vier von Spark, hier macht die Weisberg-Variante den Anfang. Schon der erste Eindruck ist sehr positiv, das Modell sieht sehr gelungen aus. Die Grundform passt perfekt, man hat nicht die Fehler von Minichamps wiederholt, wie die nicht vorhandenen Lufteinlässe außen auf der Motorhaube beweisen. Die Aachener haben diesen Mangel übrigens beim Vaillant korrigiert, wie mir bei der Recherche aufgefallen ist. Die Lackierung und die Dekoration sind von hohem Niveau, selbst die abgeklebten Fugen an Türen und Heckhaube wurden nicht vergessen. Im Cockpit alles ok, vor allem der plastische Sicherheitsgurt erfreut das Auge. Die Räder sind vorbildgerecht und am Heck findet man viele Technikdetails. Und über die fehlende Dimension bei Ätzteilen habe ich schon oft geschrieben, aber mit solchen Kompromissen wie dem flachen Rahmen muss man wohl leben. Auf jeden Fall würde ich die Spark-Porsches denen von Minichamps vorziehen, aber mein Jägermeister und mein Vaillant aus Aachen bleiben dennoch in der Sammlung, dafür freue ich mich noch auf den Martini 917/30 von Spark.
917-Sammler müssen sowieso tief durchschnaufen, mit der übernächsten Spark-Lieferung kommen mindestens vier Neuheiten, neben dem Martini 917/30 zwei CanAm-Renner und das bunte Coupé von Kyalami. Irgendwie ist das nicht sehr sammlerfreundlich...
Porsche 917/30 TC Felder Racing Weisberg 5° Interserie Hockenheim Preis BW 1973, Spark, Bestellnummer SG675, Auslieferung Juni 2022, Limitierung auf 500 nummerierte Exemplare, Made in China.
Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Fotos und Text: Rudi Seidel