Sonntag, 17. April 2022

"Rudis" erste Rennsaison - Brabham BT 38 Formel 2 Jägermeister von Spark für Raceland, 1:43

„Rudi“ ist natürlich der Spitzname des Jägermeister-Wappentiers, das allerdings bereits auf Eckhard Schimpfs damals noch grünem Porsche 914/6 zu sehen war, aber der erste echte Einsatz von Jägermeister Racing war tatsächlich in der Formel 2 mit Graham Hill. Schön, dass Raceland uns mit einem Modell des kleinen Brabham versorgt.

Der Australier Jack Brabham war bereits zweifacher Formel 1-Weltmeister, als er sich zusammen mit seinem Kompagnon Ron Tauranac entschied, selbst Rennautos zu produzieren. 1961 gründete man die Firma Motor Racing Developments (MRD), die Autos hingegen behielten den attraktiveren Namen des Champions. Man konstruierte größtenteils Monoposti für alle gängigen Formeln, die sich vor allem durch einfachen Aufbau, große Haltbarkeit und meist auch Wettbewerbsfähigkeit auszeichneten. Sowohl Brabham als auch Tauranac waren eben mehr auf Sicherheit bedachte Praktiker als zum Beispiel ein Colin Chapman. Das Ende der Herstellung von Kundenfahrzeugen kam durch den Abschied von Ron Tauranac, der sich selbstständig machte, sowie den Einstieg von Bernie Ecclestone. Das Kürzel „BT“ bei der Typenbezeichnung blieb allerdings zu Ehren der Gründer bis zum Ende des Teams 1992 bestehen. Und „Black Jack“ Brabham dürfte der einzige Weltmeister auf einem Fahrzeug, das seinen Namen trägt, bleiben. Rund 500 bis 1970 an Kunden ausgelieferte Chassis sprechen für die Qualität der Produkte.

Der 1972 vorgestellte BT 38 war der Nachfolger des BT 36 und gleichzeitig der erste Brabham mit einem Monocoque-Chassis statt des klassischen Rohrrahmens. Mit unterschiedlichen Triebwerken konnte das Auto in den Formeln 2, 3 und B/Atlantic eingesetzt werden. Laut Firmenaufzeichnungen von MRD wurden 16 Stück produziert, es können aber auch 19 oder 20 gewesen sein. Die restlichen Merkmale des BT 38 entsprachen klassischer Rennwagentechnik der 70er Jahre. Für die Formel 2 setzte man den Ford Cosworth BDA-F ein, einen Sechzehnventiler-Vierzylinder mit zwei zahnriemengetriebenen Nockenwellen, der auch im Escort RS verwendet wurde, dazu kam ein Hewland FT200 Getriebe mit fünf Gängen. Mit rund 275 PS bei 450 kg Leergewicht waren diese Monoposti sehr schnell und wendig. Bei den erstmals erlaubten 2-Liter-Triebwerken gab es ziemliche Probleme mit der Standfestigkeit, die Europameisterschaft holte sich Mike Hailwood auf einem Surtees, deren von Brian Hart präparierten Motoren waren etwas schwächer, dafür aber zuverlässiger. Der Brabham war kein Siegfahrzeug, aber durchaus im vorderen Mittelfeld dabei.

Damals war es üblich, dass auch viele Grand Prix-Piloten in der Formel 2 dabei waren, und so ergab es sich, dass erstmals ein von Jägermeister gesponserter Monoposto mit dem zweifachen Weltmeister Graham Hill an einigen Läufen der EM teilnahm. Günter Mast, Chef der Likörfabrik, hatte den Plan, den Bekanntheitsgrad seines Produkts dramatisch zu erhöhen, und sah Spitzensport als geeignetes Mittel. Trikotwerbung beim Fußball-Bundesligisten Eintracht Braunschweig war das eine, Motorsport das andere Ziel. Durch Masts Cousin, den Journalisten und Hobbyrennfahrer Eckhard Schimpf, kam es zum Beginn von fast 30 Jahren Rennsportaktivitäten unter dem Zeichen des Hubertus-Hirschen. Mit Graham Hill hatte man für die erste Saison einen Spitzenmann verpflichtet, wenn natürlich die Karriere des Engländers ihren Zenith bereits überschritten hatte.

Nachdem Hill die ersten beiden Rennen der Saison im Vorjahresauto bestritten hatte, stand ab dem GP von Rouen der nagelneue BT 38/1 zur Verfügung, die Chassis-Nummer ist etwas kurios, da MRD eigentlich immer mit /11 startete und zu diesem Zeitpunkt bereits einige Fahrzeuge ausgeliefert waren. Der Weltmeister lieferte eher unauffällige Rennen, Platz 7 in Rouen, 5 in Imola, 4 in Salzburg und 10 in Oulton Park, aber Punkte in der EM bekam er als Formel 1-Pilot sowieso nicht. Publicity für Jägermeister gab es dennoch genug, zum Beispiel durch einen Besuch beim Aktuellen Sportstudio im ZDF. Immerhin gelang Hill im Juni ein Sieg in Monza beim nicht zur Meisterschaft zählenden Gran Premio della Lotteria, ob daher die Vorliebe der Italiener für den deutschen Likör kommt? Für das Saisonfinale im Oktober 1972 in Hockenheim erhielt der BT 38 eine neue, breitere Schnauze und Hill kämpfte sich von einem hinteren Startplatz im Rennen bis auf Rang 5 hinter Tim Schenken, Mike Hailwood, Ronnie Peterson und Wilson Fittipaldi. Danach wurde die Zusammenarbeit beendet, Hill wollte eigentlich, dass Jägermeister ihn in der Formel 1 unterstützt, aber das war zu teuer und zu wenig interessant für Schimpf und Mast. Das Likörgeld ging 1973 an Alpina-BMW, wo ein gewisser Niki Lauda mit den großen CSL-Coupés seiner Karriere einen kräftigen Schub gab.

Der Brabham BT 38 stand dann ein Jahr unbenutzt bei Graham Hill herum, bis er durch mehrere Hände ging und in den USA landete. 1978 erwarben Dan Hartill und Jack Finucan das Chassis zusammen mit der Karosserie eines Lola T 294 und bauten daraus einen Renner für die CanAm, den Osprey SR1, mit dem sie einige Läufe bestritten. Nachdem der Brabham ca. 1986 nach Großbritannien zurückfand, wurde er 2017 zu seinem Urzustand restauriert und ist seit 2020 Teil der '72Stagpower Jägermeister Racing Collection von Eckhard Schimpf und dessen Sohn Oliver.

Ob Raceland der Auslöser für Spark-Modelle des Brabham BT 38 war oder man die Gelegenheit genutzt hat, den ersten Jägermeister-Renner in die Gold Edition aufzunehmen, ist eigentlich egal, auf jeden Fall ist dieses Modell historisch wertvoll, mit ihm beginnt die fast 30jährige Geschichte der orangefarbenen Rennautos. Zuerst ist man überrascht, wie klein und zierlich ein Formel 2 aus dieser Zeit ist, und wie detailliert Spark solche Monoposti reproduziert. Natürlich muss man bei den Aufhängungsteilen Kompromisse machen, aber mir persönlich gefallen etwas zu dicke Kunststoffteile besser als fotogeätzte Elemente, denen eine Dimension fehlt. Lenker, Stabis, Antriebswellen, alles ist an seinem Platz, feine Schraubenfedern und vorbildgerechte Räder mit schönen Racingreifen ergeben einen erfreulichen Eindruck. Sehr fein sind die Auspuffhalterung und die Heckflügelstützen gestaltet, wie auch das Triebwerk mit der orangefarbenen Airbox. Armaturenbrett und Lenkrad sind wie die Fahrerfigur gut gemacht, ein nettes Detail sind die unterschiedlich befestigten Rückspiegel. Wie Raceland selbst berichtet, war der Brabham noch nicht im typischen Jägermeister-Orange, sondern in Porsche-Blutorange lackiert, das eine Idee dunkler wirkt. Toll, dass man so etwas recherchiert und beachtet. Zur oftmals bemängelten Fertigungsqualität der Madagaskar-Produktion kann man nur sagen, dass unser Muster perfekt lackiert, dekoriert und montiert ist, wäre toll, wenn man sich auf diesem Niveau hält.

Brabham BT 38 Ford BDF F2 Jägermeister Racing 5° F2 EM Hockenheim 1972, Raceland Gold Edition, Bestellnummer RS1743, Auslieferung April 2022, Limitierung auf 300 nummerierte Exemplare, Made in Madagascar.

Unser Fotomuster kommt von unserem Fachhandelspartner Raceland in Dietenhofen, wir danken herzlich für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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