Samstag, 16. April 2022

Unverhofftes Podium - BMW M1 Enny Nürburgring 1982 von Spark für Raceland, 1:43

Wie bekannt sein dürfte, verliefen die Entwicklung und der Produktionsstart des BMW-Mittelmotorsportwagens M1 ziemlich holprig. Die geplante Fertigung bei Lamborghini scheiterte am Konkurs der italienischen Traumwagenmanufaktur, und bis man bei der Karosseriefabrik Baur und der BMW Motorsport GmbH in die Gänge kam, lief die Zeit für eine Homologation in der Gruppe 4 davon. Mittels einer Sondergenehmigung der ONS durften die M1 in der DRM starten, außerdem initiierte man mit der Procar-Serie im Rahmenprogramm der Formel 1 ein attraktives Betätigungsfeld für das Werk und die Kunden.

Die avisierte Gruppe 5-Variante als Konkurrenz zu Porsches allmächtigem 935 war überhaupt nicht vom Glück verfolgt. Der erste Start des mangels vorhandener Kapazitäten bei March entwickelten Monocoque-Renners hätte 1979 in Le Mans erfolgen sollen, leider war die notwendige Stückzahl des Straßenautos noch nicht produziert, weshalb das Auto in der Gruppe 6 eingestuft wurde und die dafür notwendige Qualifikationszeit nicht schaffte. Auch weitere Starts endeten im Desaster, der M1 kam nie ins Ziel. Erst im Dezember 1980 konnte man 400 gebaute Exemplare nachweisen und erhielt zum 1. April 1981 endlich die Homologation, was aufgrund des Übergangs zu den Gruppen B und C im Folgejahr natürlich nicht mehr besonders effektiv war.

Bei Sauber in der Schweiz wurden ebenfalls zwei Gruppe 5-Fahrzeuge aufgebaut, eines blieb im Team, das andere ging zu GS-Tuning in Freiburg, die auch den einzigen internationalen Erfolg des M1 Gruppe 5 ermöglichten. Strietzel Stuck und Nelson Piquet siegten beim 1000-km-Rennen am Nürburgring, aber nur, weil sie beim Rennabbruch wegen des tödlichen Unfalls des Schweizers Herbert Müller noch nicht getankt hatten und deshalb an der Spitze lagen. Dann gab es noch das Turbomonster von Schnitzer, mit dem Stuck in der DRM Erfolge erzielen konnte sowie einige private Umbauten auf Basis von Procar-M1.

Peter Sauber hatte schon gute Kontakte nach München, sein Gruppe 6-Renner C5 war mit BMW's Formel 2-Triebwerk erfolgreich unterwegs. Daher schlug er vor, eine eigene Gruppe 5-Variante des M1 zu konstruieren, man spricht davon, dass er vom Werk einen niedrigen sechsstelligen Betrag erhielt, um das Projekt durchzuführen. Anders als der March-BMW basierte der Sauber-M1 auf einem klassischen Gitterrohrrahmen, der mit einer Karosserie aus Karbonfaserteilen verkleidet wurde. Der 3,5 Liter Sauger als Antrieb hatte über 100 kg weniger Gewicht zu beschleunigen als beim Procar, was zum Beispiel auf der Nürburgring-Nordschleife 10 Sekunden Zeitvorsprung für eine Runde brachte. Wie gesagt, ging das zweite gebaute Chassis an Gerhard Schneider, 81.M1R.01 hingegen wurde zuerst von Sauber selbst eingesetzt, und dieses Auto ist das Vorbild des hier gezeigten Gold Edition-Modells von Raceland.

Der erste Start des M1 in Le Mans 1981 mit Würth als Hauptsponsor und dem Fahrerteam Quester/Surer/Deacon endete in der 19. Stunde mit einem Motorschaden, in Nürnberg fuhr Dieter Quester in der Norisring-Trophäe auf Platz 8, beim letzten Auftritt unter Sauber-Regie beim Nürburgring-Supersprint der DRM mit dem Schweizer Walter Nussbaumer ging wieder das Triebwerk in Rauch auf. 1982 verkaufte Sauber den BMW an den Schweizer Immobilienmakler und Hobbyrennfahrer Enzo Calderari, der ihn unter der Bewerbung von BMW Italia und mit dem Sponsoring von Enny, einem italienischen Hersteller edler Handtaschen, erstmals im Mai bei den 1000 km am Nürburgring an den Start brachte. Zusammen mit Umberto Grano und Helmut Kelleners hatte man ein sehr erfahrenes Team. Im ersten Jahr der Gruppe C traten leider nur acht dieser Fahrzeuge an, auch Porsche zog es vor, sich auf die 24 Stunden von Le Mans vorzubereiten. In ihrem letzten Jahr waren immerhin noch fünf Gruppe 5-Renner in der großen Division dabei, neben vier Porsche 935 eben der von Eggenberger Racing betreute M1. Während die Gruppe C-Autos noch mit Kinderkrankheiten zu kämpfen hatten und einer der favorisierten Lancia LC1 bereits in der vierten Runde ausfiel, lief der BMW wie ein Uhrwerk und fand sich im Ziel auf dem dritten Podiumsplatz, außerdem als Sieger der Gruppe 5, ein unerwarteter Erfolg. Der einzige unplanmäßige Boxenstopp war einer defekten Felge geschuldet. Den Sieg holte der verbliebene Lancia mit Alboreto/Fabi/Patrese vor dem einzigen Gruppe C im Ziel, dem Rondeau von Pescarolo/Stommelen, der Rückstand des M1 auf den Führenden betrug lediglich drei Runden!

Im Enny-Outfit konnte man den BMW noch bei der DRM in Hockenheim im August (Platz 10) und bei den 1000 km von Spa im September (Ausfall) bewundern, dann wurde auf den Sponsor Kreepy Krauly umdekoriert und in Kyalami/Südafrika sprang beim 9-Stunden-Rennen ein siebter Platz heraus. Diese Version gibt es übrigens aktuell von Spark. In Hockenheim trat Calderari letztmals mit dem M1 an und gewann das F.R.C. Saisonfinale, das 3 Stunden-Rennen der Schweiz. Nachdem der BMW durch mehrere Hände ging und 1991 wieder bei Sauber landete, erwarb 2014 der Schweizer Adrian Gattiker das Auto mit dem Ziel, es bei historischen Rennen einzusetzen. Dazu gibt es auf Zwischengas einen sehr interessanten Bericht.

Übrigens existiert auch der zweite Sauber-M1 noch oder wieder, wie man es nimmt. Das BASF-Auto mit der Chassisnummer 81.M1R.02 wurde von Fritz Wagner aus Kolbermoor, dem absoluten M1-Spezialisten, aus Teilen eines Unfallfahrzeugs wieder aufgebaut. In einer Ausgabe der Zeitschrift Curbs von 2018 findet sich auch dazu ein lesenswerter Beitrag.

Nachdem das Chassis 81.M1R.02 bereits sowohl in Le Mans- als auch in Nürburgring-Version bei Spark erschienen war, widmet man sich nun dem Schwesterfahrzeug. Gleichzeitig mit dem Kreepy Krauly-Auto von Kyalami kann der Sammler jetzt dank Raceland über den Drittplatzierten vom Nürburgring verfügen. Die meiner Meinung nach ziemlich plumpe Form des Gruppe 5-M1 hat man einwandfrei reproduziert, die schlichte Dekoration auf weißem Lack ist ein schöner Kontrast zu den bekannten, komplett beklebten Modellen wie BASF oder Lubrifilm. Details wie Scheinwerfer, Wischer, Hauptschalter und Rückleuchten sind präzise nachgebildet. Auffällig sind das Cockpit, in dem der Rohrrahmen gut sichtbar ist, und das Heck mit Auspuff, Getriebe und Ölkühler. Sogar der Motor ist durch die Öffnung unterhalb des Heckflügels andeutungsweise zu sehen. Schöne BBS-Räder runden diese gelungene Miniatur ab. Erfreulicherweise gibt es auch an der Fertigungsqualität unseres Musters kaum etwas zu kritisieren. Pingeligen Sammlern fallen vielleicht ein paar Ungenauigkeiten beim linken vorderen Radlauf und stellenweise zu viel Klarlack auf, aber das ist schon Jammern auf hohem Niveau. So ist der M1 eine schöne Ergänzung zu den bereits in der Gold Edition erschienenen, längst vergriffenen BMW 3.0 CSL und 635 CSi mit dem gleichen Sponsor.

BMW M1 Gr.5 BMW Italia Enny 3° 1000 km Nürburgring WM 1982 Sieger Gr.5, Raceland Gold Edition, Bestellnummer RS1753, Auslieferung März 2022, Limitierung auf 300 nummerierte Exemplare, Made in Madagascar.

Unser Fotomuster kommt von unserem Fachhandelspartner Raceland in Dietenhofen, wir danken herzlich für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

unsere fachhandelspartner:

Falls Sie Interesse an unserem Partnerprogramm haben freuen wir uns über eine Nachricht an info@auto-und-modell.de.