Donnerstag, 31. März 2022

Mit Do-it-Yourself-Dach - Ford GT Sutcliffe Racing 1000 km Spa 1967 von Spark, 1:43

Unter den vielen Ford GT-Modellen, die Spark derzeit produziert oder angekündigt hat, fällt besonders das Fahrzeug, mit dem Peter Sutcliffe zusammen mit Brian Redman die 1000 km von Spa bestritten hat, aus der Reihe. Es handelt sich um einen nachträglich zum „Coupé“ umgebauten Roadster, ein Unikum in der Geschichte dieses berühmten Rennsportwagens.

Bevor Ford in die „Serienproduktion“ des GT40 startete, fertigte man insgesamt 12 Prototypen, die sich durch dreistellige Fahrgestellnummern von den späteren Autos unterschieden. Erstaunlicherweise waren sogar fünf davon Roadster, die aber vergleichsweise weniger populär waren als die Coupés. Der erste war GT 108, dieses Chassis bestritt nie ein Rennen und steht heute in der Shelby American Collection in Boulder/Colorado. GT 109 wurde durch seine erfolglose Teilnahme in Le Mans 1965 für das Team von Ford France bekannt, das Fahrerteam bestand aus Guy Ligier und Maurice Trintignant. GT 110 war der auch in der CanAm eingesetzte X1, er wurde für 1966 zum roten 7-Liter-Roadster umgebaut, Ken Miles und Lloyd Ruby waren damit in Sebring siegreich. GT 111 sah man erstmals beim Le Mans-Vortraining 1965, anschließend crashte Bob Bondurant das Auto bei der Targa Florio an einem massiven Kilometerstein, sein Partner war Sir John Whitmore.

Das Vorbild des hier präsentierten Spark-Modells ist GT 112, der letzte der Prototypen. Werksseitig ist nur ein einziger Einsatz dokumentiert, bei den 1000 km am Nürburgring 1965 fielen Sir John Whitmore und Dickie Attwood mit einem Defekt an der Motoraufhängung aus. Dann wurde der Roadster bei Ford Advanced Vehicles in Slough abgestellt. Dort sah ihn Peter Sutcliffe, der gerade seinen GT40/1009 an Ed Nelson, einen Amateur-Rennfahrer verkauft hatte, und man wurde handelseinig. Nachdem das Auto upgedatet wurde, unter anderem mit Halibrand-LM-Rädern statt der Speichenräder, bestritt Sutcliffe einige Rennen in England und in der südafrikanischen Springbok-Serie, in Europa tauchte er erst wieder im Mai 1967 damit an der Rennstrecke auf und wollte am 1000-km-Rennen in Spa teilnehmen. Um in der Sportwagenklasse starten zu können, bastelte sein Team ein ziemlich improvisiertes Dach und Seitenscheiben auf den Roadster, aber bei der Abnahme wurde ihm klargemacht, dass er nur in der Gruppe 6, also bei den Prototypen mitfahren durfte. Vom 16. Startplatz weg kletterten Sutcliffe/Redman immerhin bis auf Rang 6 im Ziel, Sieger dieses fürchterlichen Regenrennens wurde der damals 22jährige Belgier Jacky Ickx, der seinen Heimvorteil und sein Talent bei diesen Bedingungen ausnutzte. GT 112 wurde anschließend zum „echten“ GT40 umgebaut und bis Ende der Saison ohne große Erfolge eingesetzt. Danach ging der Ford durch verschiedene Hände und landete 2008 beim renommierten Klassiker-Händler Axel Schuette, der ihn für einen Kunden bei Johannes Wecker in Paderborn nach höchsten Maßstäben restaurieren ließ, mit dem Schwerpunkt auf dem Erhalt der Originalteile. Ab 2012 war der Roadster wieder mit der Startnummer 10 vom Nürburgring 1965 zu sehen.

Der 1936 in Huddersfield/West Yorkshire geborene Peter Sutcliffe gehört sicher nicht zu den bekanntesten Fahrern, aber immerhin war er ab 1956 bis 1967 bei vielen großen Sportwagenrennen aktiv, seine Einsatzautos zählten schon zur Oberklasse, zum Beispiel Jaguar D und E Lightweight, Aston Martin DP 214, Ferrari 250 GT und GTO, Ford GT40 oder Shelby Cobra Daytona. Sogar ein Werkseinsatz für die Scuderia Ferrari steht zu Buche, das war 1967 in Le Mans zusammen mit Günter Klass auf einem P4. In seinem Eigentum befanden sich unter anderem ein Jaguar D-Type von der Ecurie Ecosse, ein E-Type Lightweight, der Ex-David Piper Ferrari 250 GTO mit dem niedrigen Dach und eben zwei Ford GT40. Ende des Jahres 1967 beschloss er, seine Karriere zu beenden und auch das Familienunternehmen in der Textilindustrie zu verlassen und übersiedelte nach Südafrika, das er durch viele Einsätze in der dortigen Springbok-Rennserie schätzen gelernt hatte.

Nicht verwechseln sollte man Peter Sutcliffe übrigens mit dem gleichnamigen Serienmörder, der von 1975 bis 1980 mindestens 13 Frauen umgebracht hat. Aufgrund seiner Herkunft aus der gleichen Region nannte man ihn den „Yorkshire Ripper“. Nach Verurteilung zu lebenslanger Haft starb er 2020 an Corona.

„Unser“ Peter Sutcliffe erfreut sich noch am Leben und an einigen alten Autos in der Garage, die regelmäßig bewegt werden. Ein sehr interessantes Interview dazu von 2020 findet man unter privatecollectorsclub.com/peter-sutcliffe.

Auf den ersten Blick mag das Spark-Modell etwas eigenartig aussehen, das liegt wahrscheinlich am im Gedächtnis abgespeicherten Bild eines GT40. Vor allem die geraden Flanken ohne Kühllufteinlässe sind ungewohnt, dazu kommt der Dachaufbau mit der höheren, stärker gewölbten Windschutzscheibe und dem Überrollbügel, der nach hinten in feinen Flossen ausläuft. Spark hat das meiner Ansicht nach gut getroffen, wie auch das improvisierte Dachteil. Allerdings hat man eine kleine Klappe im rechten Seitenfenster vergessen. Das nicht zu glänzende Grün metallic und die relativ sparsame Dekoration mit dem orangen Farbtupfer auf der Schnauze sehen elegant aus, dazu kommen schöne Leichtmetallräder mit feinen Zentralverschlüssen und dicken Dunlop-Racingreifen. Wie üblich findet man kleine Details wie Haubensicherungen, Startnummernbeleuchtungen oder den nur rechts montierten Türgriff. Im feinen, komplett ausgestatteten Cockpit sind die typischen Sitze durch Decals dargestellt, neben den vier Doppelvergasern sind am Heck das Getriebe und ein zusätzlicher Ölkühler zu sehen.

Rundum ein gelungenes Modell in der früher bei Spark selbstverständlichen Qualität, die 300 Stück dürften rasend schnell in Sammlerhand sein.

Ford GT40 Peter Sutcliffe Racing 6° 1000 km Spa Francorchamps WM 1967, Spark, Bestellnummer SB184, Auslieferung März 2022, Limitierung auf 300 nummerierte Exemplare, Made in China.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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