Mittwoch, 23. Februar 2022
Der Prinz und "eine Königin unter den Bieren" - Porsche 936 Joest/Warsteiner Norisring 1983 von Spark, 1:43
Aus einer Verlegenheitslösung wurde ein über Jahre erfolgreiches Rennauto - so könnte man die Geschichte des Porsche 936 beschreiben. In Weissach, wo die Rennabteilung zuhause war, hatte man sich eigentlich auf die Gruppen 4 und 5 konzentriert, mit diesen zumindest optisch seriennahen Fahrzeugen wollte man in der neuen Marken-WM die führende Rolle spielen. An der gleichzeitig ausgetragenen Sportwagen-WM wollte man nicht teilnehmen. Gerüchte über eine Zusammenführung beider Serien führten zu einem späten Umschwung, im Herbst 1975 startete das Geheimprojekt 936. Porsche hatte den Vorteil, auf vorhandenen Komponenten aufzubauen, so kam die Basis des Gitterrohrrahmens vom 908/3, während das Getriebe und die meisten Fahrwerkskomponenten vom CanAm-917 entnommen wurden. Als Triebwerk übernahm man den aufgeladenen Sechszylinder-Boxer aus dem Carrera RSR turbo mit 520 bis 540 PS. Die Saison 1976 verlief überaus erfolgreich, fünf Siege in WM-Läufen und als Sahnehäubchen der Erfolg in Le Mans, ein tolles Ergebnis für ein in rund 6 Monaten auf die Räder gestelltes Rennauto. 1977 überließ man den Erfolg in der wenig beachteten Sportwagen-WM praktisch kampflos an Alfa Romeo, bekam aber mit dem neuerlichen Le Mans-Sieg mehr Publicity als die Italiener. Ein Jahr später holte sich Reinhold Joest mit einem aktualisierten 908 den letzten Titel in einer nahezu in die Bedeutungslosigkeit versunkene Sportwagen-WM. Das Werk baute für Le Mans einen dritten 936 mit vielen Verbesserungen, verlor aber das Rennen gegen Renault. Und 1979 wiederholte sich das Debakel, zwei von Essex gesponserte 936 sahen das Ziel nicht, aber immerhin rettete Kremer mit einem 935 K3 den Gesamtsieg für Porsche. Für 1981 holte man zwei 936 aus dem Werksmuseum, setzte den vorhandenen Indianapolis-Motor ein und gewann das Rennen. Somit hatte die „Notlösung“ drei Siege in der Sarthe erzielt, einen mehr als der berühmte 917! Interessanterweise hat auf diese Weise jeder der drei von Porsche gebauten 936 einmal in Le Mans triumphiert.
Fehlt noch das Jahr 1980, in dem Porsche selbst nur mit drei 924 Carrera GT antrat, die keine Chancen auf den Gesamtsieg hatten. Reinhold Joest erhielt von der Porsche-Rennabteilung auf wohl nicht ganz offiziellem Weg einen neuen 936-Rahmen, Karosserieteile, Fahrwerk, Lenkung und Bremsen sowie einen 2,1-Liter-Zweiventil-Motor vom Typ 911/78, daraus entstand ein vierter 936, der allerdings nicht so heißen durfte, da die Geschäftsleitung den Deal nicht genehmigt hatte. Zusammen mit Jacky Ickx kam der Teamchef selbst mit dem sogenannten 908/80 auf Platz 2 ins Ziel der 24 Stunden, der Sieg ging an den Franzosen Jean Rondeau mit seinem selbst entwickelten Auto. In den folgenden Jahren setzte Joest den 936 vor allem bei Läufen der Interserie und ab 1982 in der Deutschen Rennsportmeisterschaft ein, wo neben Fahrzeugen der Gruppe C auch die alten Gruppe 6-Autos noch startberechtigt waren. Auf der Langstrecke gab es noch ein nennenswertes Ergebnis, nämlich Platz 2 bei den 1000 Km am Nürburgring 1981, bei diesem Rennen verunglückte leider der Schweizer Herbert Müller tödlich. Für 1982 montierte Joest ein wassergekühltes Triebwerk, weswegen die Flanken mit Öffnungen versehen wurden, mit dem nun über 600 PS starken und offiziell als 936/004 bezeichneten Porsche sowie dem 936 C konnte Bob Wollek die Deutsche Rennsportmeisterschaft erringen.
Für 1983 wurde wieder auf den alten Motor zurückgebaut, deshalb konnte man die Flanken wieder verschließen. 936/004 startete in seine letzte Rennsaison mit Leopold Prinz von Bayern, der als Sponsor die NRW-Großbrauerei Warsteiner mitbrachte. Der nun in Gold lackierte Porsche konnte mit seinem adligen Piloten einige gute Ergebnisse erzielen, Höhepunkt war ein dritter Rang in Hockenheim, insgesamt sprang ein vierter Platz heraus, den Gesamtsieg holte wieder Bob Wollek auf einem der überlegenen 956 Gruppe C. Ein letztes Mal ging 936/004 im Juni 1984 bei einem Interserien-Lauf am Nürburgring mit Dr. Siegfried Brunn an den Start, zwar in Gold, aber ohne Warsteiner-Werbung. Anschließend lagerte Joest den Renner ein, um ihn einige Zeit später in die USA zu verkaufen. Dort wurde er in die Ausführung von Le Mans 1980 zurückversetzt und im Martini-Dekor lackiert. 2002 kaufte der Schweizer Jean-Marc Luco den Porsche und bestritt einige historische Läufe, zusammen mit Jürgen Barth gewann er die Le Mans Classic 2008. Aktuell gehört er zu der Sammlung des US-Amerikaners Charles Nearburg, wo er unter anderem einem 917, 935 und 956 sowie einem Ferrari 250 GTO Gesellschaft leistet.
In seiner Deutschland-Serie bietet Spark nun ein Modell des Warsteiner-Renners an, das etwas Abwechslung in die Porsche-Sammlung bringt. Grundsätzlich ist der 936 dieses Herstellers sehr gut gelungen, auch die Details können überzeugen. Das beginnt bei den Scheinwerfern und ihren Abdeckungen, geht weiter mit dem Cockpit und für den Norisring-Einsatz passenden Rädern und endet mit feinen Rücklichtern und einer fotogeätzten Spoilerlippe. Aus dem gleichen Material besteht der hintere Teil des Gitterrohrrahmens, der von unten sichtbar ist, wie auch die Unterseite des Triebwerks, die Turbolader, das Getriebe und die Auspuffanlage. Der Rahmen sieht natürlich fein aus, leider fehlt den Rohren naturgemäß die dritte Dimension. Die Beklebung ist größtenteils vorbildgerecht, lediglich die Warsteiner-Logos auf den Heckflossen dürften etwas kleiner und weiter vorne angeordnet sein. Bei unserem Fotomuster ist das Logo inklusive des Dunlop-Schriftzuges rechts leicht schief platziert und die von uns schon oft monierte Trägerfolie zwischen den Logos stört auf der goldenen Lackierung etwas mehr. Überhaupt finde ich, dass Spark den Warsteiner-Gold-Farbton nicht optimal getroffen hat, mir kommt es vor, als ob er zu dunkel und etwas zu gelbstichig wirkt. Auf jeden Fall passt er aber zum BMW M1 von Le Mans 1983 vom gleichen Hersteller.
Wer sich für den goldenen Renner interessiert, sollte nicht zu lange warten, ich denke, dass 500 Stück des attraktiven Porsche relativ schnell in den Sammlervitrinen verschwunden sind.
Porsche 936/80 Joest Racing Warsteiner 7° DRM Norisring 1983, Spark, Bestellnummer SG514, Auslieferung Februar 2022, Limitierung auf 500 nummerierte Exemplare, Made in China.
Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Fotos und Text: Rudi Seidel